Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
in der Seekiste am Fuße des Bettes verstaut. Darunter verborgen befanden sich ein paar kleine Päckchen mit Giften, Schlaf- und Heilmitteln, die mir Chade zur Verfügung gestellt hatte. Neben mir auf dem Bett lagen verschiedene kleine Werkzeuge; Dietriche und andere nützliche Kleinigkeiten befanden sich in einer Rolltasche, die ich gut in meinem Hemd verstecken konnte. Ich legte die Sachen in die Seekiste. Dann durchforstete ich den Rest meines Besitzes, während ich auf Pflichtgetreu wartete.
Die Schnitzerei von Nachtauge stellte ich auf den Kaminsims. Das Risiko war zu hoch, dass ich sie auf der Reise verlieren oder sie Schaden davontragen würde. Da war auch noch das Amulett, dass Jinna, die Krudhexe, für mich gemacht hatte, als wir uns noch verstanden hatten. Ich würde es nie wieder tragen, und doch wollte ich es auch nicht wegwerfen. Ich legte es zu den Kleidern, die Fürst Leuenfarb mir aufgezwungen hatte. Die kleine Anstecknadel mit dem Fuchs, die Kettricken mir gegeben hatte, war dort, wo sie sich immer befand: auf der Innenseite meines Hemds, unmittelbar über dem Herzen. Auf einer Seite hatte ich ein paar Dinge für Harm beiseite gelegt. Bei den meisten davon handelte es sich um Kleinigkeiten aus der Zeit, als er noch ein Kind gewesen war: ein Kreisel, ein Hampelmann und dergleichen. Vorsichtig packte ich sie in eine Kiste mit einer geschnitzten Eichel auf dem Deckel. Ich würde sie ihm beim Abschied geben.
In der Mitte des Betts lag das Bündel geschnitzter Federn, die ich vom Strand der Anderen mitgenommen hatte. Ich hatte einmal versucht, sie dem Narren zu geben, damit er sie in seine Holzkrone einbauen konnte. Ich war sicher, dass sie hervorragend dazu gepasst hätten. Doch er hatte nur einen Blick auf sie geworfen und sie abgelehnt. Ich entr >llte das weiche Leder, in das ich sie gewickelt hatte, betrachtete kurz jede einzelne und packte sie wieder zusammen. Eine Zeit lang dachte ich darüber nach, was ich mit ihnen tun sollte. Dann verstaute ich sie in einer Ecke der Seekiste. Daneben packte ich meine Nadeln und mehrere Fadenrollen, ein Extrapaar Schuhe und Unterwäsche, ein Rasiermesser, einen Becher, eine Schüssel und einen Löffel für das Essen auf dem Schiff.
Sonst gab es nichts, was sich mitzunehmen lohnte, und außerdem gehörte mir nur wenig mehr auf dieser Welt. Da war noch mein Pferd, meine Schwarze, doch sie zeigte nur leidlich Interesse an mir und tat lediglich, was sie tun musste. Sie zog die Gesellschaft ihrer eigenen Art vor und würde mich nicht im Geringsten vermissen. Ein Stallbursche würde sie regelmäßig trainieren, und ich hegte keinerlei Befürchtungen, dass man sie misshandeln oder vernachlässigen würde -nicht hier in der Bocksburg.
Gilly kroch aus dem Kleiderhaufen heraus und huschte über das Bett, um mich herauszufordern.
»Du wirst mich wohl auch nicht wirklich vermissen«, sagte ich, während er spielerisch meine Hand angriff. In den Mauern der Bocksburg gab es genug Mäuse und Ratten, um ihn gut zu ernähren. Vermutlich würde er es genießen, das Bett ganz für sich allein zu haben. Er glaubte ohnehin schon, dass das Kissen ihm gehörte. Mein Blick wanderte durch den Raum. Chade hatte die Schriftrollen an sich genommen, die ich aus der Hütte mitgebracht hatte. Er hatte sie sortiert, die harmloseren der Burgbibliothek hinzugefügt und jene in seinen Schränken weggeschlossen, die zu viele Wahrheiten zu deutlich beim Namen nannten. Ich empfand das nicht als Verlust.
Ich hörte ein höfliches Klopfen, und das Weinregal schwang auf. Als Pflichtgetreu vorsichtig den Raum betrat, sprang Gilly vom Bett, stellte sich ihm entgegen und fletschte drohend die weißen Zähne, während er ausweichend vor ihm hin und her hüpfte.
»Ja, ich freue mich auch, dich zu sehen«, begrüßte ihn Pflichtgetreu und hob das kleine Tier hoch. Zärtlich kraulte er dem Frettchen den Hals und setzte es dann wieder ab. Gilly griff sofort seine Füße an. Sorgfältig darauf bedacht, nicht auf ihn zu treten, kam Pflichtgetreu in den Raum und fragte: »Du hast noch etwas, das ich mit auf die Reise nehmen soll?« Mit einem tiefen Seufzen ließ er sich neben mich aufs Bett fallen. »Ich bin des Packens müde«, vertraute er mir an. »Ich hoffe, dass du mir etwas Kleines geben willst.«
»Es liegt auf dem Tisch«, sagte ich, »und es ist nicht klein.«
Als Pflichtgetreu zum Tisch ging, überkam mich einen Moment lang ein starkes Gefühl der Reue, und ich hätte das Geschenk wieder
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