Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
Fürst Leuenfarb. »Wenn wir auf See sind und mehr Zeit als Arbeit haben, würde ich gerne mehr von der Zeit hören, die Ihr mit meinem Vater verbracht habt. Natürlich nur, wenn es Euch nichts ausmacht. Ich weiß, dass Ihr Euch um ihn gekümmert habt ... am Ende seiner Tage.«
»Das habe ich«, erwiderte der Narr in sanftem Tonfall, »und es würde mich freuen, meine Erinnerungen an jene Zeit mit Euch zu teilen.«
»Danke«, sagte Pflichtgetreu. Er drängte Dick sanft zum Gehen und fragte ihn, was zum Teufel ihm solche Angst eingejagt habe; es sei doch niemand verletzt worden. Ich war dankbar dafür, dass Dick keine verständliche Antwort darauf gab.
Sie waren fast an der Tür, als ich mich an meinen früheren Entschluss erinnerte. »Pflichtgetreu, würdest du heute Abend bitte in mein Arbeitszimmer kommen? Ich habe etwas für dich.«
Pflichtgetreu hob eine Augenbraue, doch als ich dem Gesagten nichts mehr hinzufügte, antwortete er: »Ich werde mir etwas Zeit nehmen. Bis dann.«
Pflichtgetreu verließ den Raum mit Dick auf seinen Fersen; doch an der Tür blieb Dick noch einmal stehen und blickte den Narren seltsam abschätzend an, bevor er zu mir hinüber schaute. Ich fragte mich nervös, wie viel er von dem gefühlt hatte, was zwischen dem Narren und mir geschehen war. Dann war Dick verschwunden und schloss die Tür hinter sich.
Einen Augenblick lang fürchtete ich, dass Chade genauer wissen wollte, was geschehen war; aber bevor er das Wort ergreifen konnte, sagte der Narr: »Prinz Pflichtgetreu darf Eisfeuer nicht töten. Das ist das Wichtigste, was ich dir sagen muss, Chade. Das Leben des Drachen muss um jeden Preis geschützt werden.«
Chade stand vor dem Flaschenregal. Er suchte sich eine Flasche aus, füllte schweigend ein Glas und drehte sich dann wieder zu uns herum. »Da die Kreatur in einem Gletscher eingefroren ist, glaubst du da nicht, dass es ein wenig zu spät ist, sich um ihr Leben zu sorgen?« Er nippte an seinem Glas. »Oder denkst du wirklich, dass irgendein Tier so lange ohne Wärme, Essen oder Trinken überleben könnte?«
Der Narr hob die Schultern und schüttelte den Kopf.
»Was weißt du über Eisfeuer?«, verlangte Chade misstrauisch zu wissen. Er kehrte zum Tisch zurück und setzte sich. Ich blieb stehen und beobachtete die beiden.
»Ich weiß nicht mehr über ihn als du, Chade.«
»Warum verbietest du uns dann, seinen Kopf zu nehmen, obwohl du weißt, dass die Narcheska das zur Bedingung für die Ehe gemacht hat? Oder glaubst du, dass die Welt besser dran wäre, wenn unsere beiden Länder sich noch weitere zweihundert Jahre gegenseitig an die Gurgel gehen würden?«
Ich zuckte ob dieses Sarkasmus unwillkürlich zusammen, ch hätte nie das erklärte Ziel des Narren verspottet, die Welt ;u verändern. Dass Chade dies tat, schockierte mich und seigte mir, wie tief seine Feindseligkeit ging.
»Ich bin kein Freund des Krieges, Chade Irrstern«, erwiderte der Narr in sanftem Ton. »Aber selbst ein Krieg unter Renschen ist nicht das Schlimmste, was geschehen kann. Besser Krieg, als dass wir unserer Welt einen noch viel tiefer gehenden Schaden zufügen - besonders wenn wir auch nur den Hauch einer Chance haben, einen scheinbar nicht wieder gutzumachenden Fehler zu beheben.« »Und der wäre?«
»Falls Eisfeuer noch leben sollte ... und ich gestehe ein, dass dies ausgesprochen überraschend wäre ... falls auch nur sin Funke Leben in ihm schlummert, müssen wir alles andere beiseite schieben, ihn aus dem Eis befreien und ihn wieder zu vollem Leben erwecken.« »Warum?«
»Hast du es ihm nicht gesagt?« Der Narr blickte mich vorwurfsvoll an. Ich erwiderte seinen Blick nicht, und er wartete nicht auf meine Antwort. »Tintaglia, der Bingtown-Drache, ist der einzige erwachsene, lebende, weibliche Drache der Welt. Mit jedem Jahr, das vergeht, wird offensichtlicher, dass die Jungen, die aus ihren Eiern schlüpfen, schwach und verkrüppelt bleiben werden, unfähig zu fliegen und unfähig zu jagen. Drachen paaren sich im Flug. Wenn die Jungen niemals liegen, werden sie sich auch nie paaren. Die Drachen werden aussterben - für immer. Es sei denn, es gibt noch einen voll ausgewachsenen männlichen Drachen, einer, der sich in den Himmel erheben kann, um sich mit Tintaglia zu paaren and einer neuen Generation von Drachen das Leben zu schenken.«
Ich hatte Chade all das erzählt. Hatte er nur danach gefragt, im die Offenheit des Narren auf die Probe zu stellen?
»Willst du mir damit sagen«,
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