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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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daraufhin jedoch meinen Gesichtsausdruck sah, wurde ihr Blick wieder weicher. »Oh, Fitz. Du tust nie etwas für dich selbst, oder? Du nimmst dir nie, was du willst.« Sie beugte sich näher zu mir. »Denkst du wirklich, Molly hätte dir für deine Entscheidung gedankt? Denkst du wirklich, du hattest das Recht, für sie zu entscheiden?« Sie lehnte sich wieder ein Stück zurück und betrachtete mein Gesicht. »Du hast sie und das Kind weggegeben, als hättest du ein neues Heim für einen Welpen gesucht. Warum?«
    Ich hatte diese Frage schon so oft beantwortet, dass ich noch nicht einmal mehr nachdenken musste. »Er war der bessere Mann für sie. Das war damals so und ist auch noch heute so.«
    »Wirklich? Ich frage mich, ob Molly dir da zustimmen würde.«
    »Und wie geht es deinem Gatten heute?«, fragte ich sie grob.
    Ihr Blick verdunkelte sich. »Wer weiß? Er ist mit Lord und Lady Roteich in die Hügel zum Fischen gegangen. Wie du weißt, habe ich solche Ausflüge noch nie gemocht.« Dann wandte sie den Blick ab und fügte hinzu: »Bei ihrer lieblichen Tochter Efeu ist das offenbar anders. Wie ich gehört habe, war sie geradezu begeistert, mit ihrer Familie und meinem Gemahl in die Natur zu ziehen.«
    Sie musste es mir nicht erklären. Ich ergriff ihre Hand. »Merle. Es tut mir Leid.«
    Sie atmete tief durch. »Ach ja? Das ist mir eigentlich ziemlich egal. Ich genieße die Vorteile seines Namens und seiner Besitztümer.
Und
er lässt mir die Freiheit einer Menestrelle. Ich kann kommen und gehen, wie ich will.« Sie neigte den Kopf in meine Richtung. »Ich habe darüber nachgedacht, mich Pflichtgetreus Gefolge auf der Reise zu den Äußeren Inseln anzuschließen. Was hältst du davon?«
    Mein Herz machte einen Sprung bei dem Gedanken. Oh, nein. »Ich denke, das wäre weit schlimmer, als angeln zu gehen. Der größte Teil der Reise wird äußerst kalt und unangenehm sein, und das Essen auf den Äußeren Inseln ist einfach furchtbar. Wenn sie dir eine Mischung aus Schweineschmalz, Honig und Knochenmark geben, ist das das Meisterwerk ihrer Küche.«
    Elegant stand Merle auf. »Fischpaste«, sagte sie. »Du hast ihre Fischpaste vergessen.« Sie blickte zu mir hinunter. Dann streckte sie die Hand aus und wischte mehrere Haarsträhnen aus meinem Gesicht. Ihre Finger glitten über die Narbe auf meiner Wange »Eines Tages«, sagte sie leise. »Eines Tages wirst du erkennen, dass wir beide das perfekte Paar waren, dass ich immer und überall die einzige war, die dich wirklich verstanden und trotzdem geliebt hat.«
    Ich starrte sie offenen Mundes an. In all den Jahren, da wir zusammen gewesen waren, hatte sie nie das Wort >Liebe< benutzt.
    Merle legte die Finger unter mein Kinn und schloss meinen Mund für mich. »Wir sollten öfter miteinander frühstücken«, schlug sie vor. Dann schlenderte sie davon, nippte beim Gehen an ihrem Becher, und sie wusste, dass ich ihr hinterher schaute.
    »Nun. Wenigstens gelingt es dir immer wieder, dass ich für kurze Zeit all meine anderen Probleme vergesse«, bemerkte ich leise zu mir selbst. Ich brachte meinen Becher wieder in die Küche und machte mich auf den Weg in den Königinnengarten. Vielleicht lag es an meinem Gespräch mit Merle, auf jeden Fall war ich ausgesprochen direkt, als ich den Jungen auf der Turmspitze fand, wo er wieder die Tauben fütterte.
    »Du hast gelogen«, sagte ich, bevor er mir auch nur einen guten Morgen wünschen konnte. »Dein Vater hat dich nicht fortgeschickt. Du bist weggerannt. Und du hast dafür Geld gestohlen.«
    Er starrte mich an. Sein Gesicht war kreideweiß. »Wer ... wie...?«
    »Woher ich das weiß? Wenn ich dir diese Frage beantworte, werde ich sie auch Chade und der Königin beantworten. Willst du, dass sie wissen, was ich weiß?«
    Ich betete, dass ich ihn richtig eingeschätzt hatte. Als er schluckte und den plötzlich den Kopf schüttelte, wusste ich, dass ich Recht gehabt hatte. Hätte er die Gelegenheit, nach Hause zu rennen, ohne dass hier irgendjemand wusste, wie schändlich er sich verhalten hatte, würde er sie nutzten.
    »Deine Familie ist außer sich vor Sorge um dich. Du hast kein Recht, Menschen zu verlassen, denen es aus Angst um dein Schicksal die Seele zerfrisst. Pack deine Sachen, und geh, wie du gekommen bist. Hier.« Einem Impuls folgend löste ich die Börse von meinem Gürtel. »Hier drin ist genug, um dich sicher nach Hause zu bringen und zurückzuzahlen, was du genommen hast. Sorg dafür, dass das auch geschieht.«
    Er

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