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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mag sie noch nicht einmal, und ich glaube auch nicht, dass der Prinz sie mag. Sie kann ihre Hand behalten. Lass uns einfach nach Hause gehen.«
    In diesem Augenblick stimmte ich ihm zu, wagte aber nicht, es auszusprechen.
    Dick fuhr fort: »Ich hasse dieses Schiff, und ich wünschte, ich wäre niemals mitgekommen.«
    Es ist schon seltsam, dass ein Mensch sich so sehr an etwas gewöhnen kann, dass er es gar nicht mehr merkt. Erst als Dick die Worte laut aussprach, erkannte ich, dass sie ein Echo seines Gabenliedes waren. Die ganze Nacht über war das Lied gegen meine Mauern geprallt, ein Lied aus dem Flattern der Segel und dem Knarren der Spanten und Planken. Dick hatte diese Geräusche in ein Lied der Ablehnung und Angst verwandelt, ein Lied des Elends, der Kälte und der Langeweile. Er hatte jedes negative Gefühl genommen, dass ein Seemann für ein Schiff empfinden mochte, und schrie sie in einer Hymne des Zorns hinaus. Ich konnte auf die Mauern in meinem Geist vertrauen und war deshalb nicht davon betroffen; einige der Seeleute hatten jedoch nicht so viel Glück. Natürlich waren nicht alle für die Gabe empfänglich, aber für die anderen musste das beunruhigende Gefühl beängstigend sein. Und auf so engem Raum wie hier würde es nicht lange dauern, bis auch die anderen davon betroffen waren.
    Kurz beobachtete ich die Mannschaft bei der Arbeit. Die Wache ging ihren Aufgaben effektiv, aber widerwillig nach. Bei allem, was sie taten, strahlten sie eine gewisse Wut aus, und der Maat, der sie beaufsichtigte, achtete mit Adleraugen darauf, dass niemand in seinem Eifer nachließ. Die Kameradschaftlichkeit, die ich beim Beladen des Schiffes gesehen hatte, war verschwunden, und ich fühlte, wie die Zwietracht zwischen den Männern wuchs.
    Wie ein Hornissennest, das das Echo eines Axthiebs am Baum unten spürte, baute sich in der Mannschaft eine Wut auf, die bis jetzt noch kein Ziel hatte. Doch sollte sich dieser Zorn noch steigern, würden wir es bald mit Schlägereien zu tun bekommen, oder schlimmer noch: mit einer Meuterei. Ich beobachtete, wie ein Kessel überzukochen drohte, und ich wusste, dass wir uns alle die Finger verbrennen würden, wenn ich nicht rasch etwas unternahm.
    Dick, deine Musik ist sehr laut, und sie macht einem Angst. Kannst du sie anders klingen lassen? Ruhiger? So sanft wie dein Mutterlied ?
    »Das geht nicht!«
,
stöhnte er und übertrug die Worte zugleich mit der Gabe. »
Ich bin zu krank dafür

    Dick, du machst den Seeleuten Angst. Sie wissen nicht, woher das Lied kommt. Sie können es nicht hören, doch einige von ihnen können es fühlen, ein klein wenig zumindest. Es macht sie wütend.
    »Das ist mir egal. Sie sollen das Schiff umdrehen.«
    Das können sie nicht, Dick. Sie müssen dem Kapitän gehorchen, und der Kapitän muss tun, was der Prinz ihm sagt, und der Prinz muss auf die Äußeren Inseln.
    »Der Prinz soll sie zurückschicken. Dann steige ich aus und bleibe in Bocksburg.«
    Aber Dick, wir brauchen dich.
    Ich sterbe, glaube ich. Wir sollten umkehren.
    Und mit diesem Gedanken schwoll seine Gabenmusik zu einem Crescendo der Furcht und der Verzweiflung. Nicht weit von uns entfernt war eine Gruppe von Seeleuten gerade damit beschäftigt, zusätzliche Segel aufzuziehen. Ihre losen Hosen flatterten im steten Wind, doch sie schienen das nicht zu bemerken. Die Muskeln spannten sich unter der Haut ihrer nackten Arme, während sie die Segel in Position zogen. Doch als Dicks bedrückendes Lied sie erreichte, gerieten sie aus dem Rhythmus. Der Frontmann nahm mehr Gewicht auf sich, als er bewältigen konnte, stolperte nach vorne und stieß einen wütenden Schrei aus. Einen Augenblick später hatten die Seeleute die Leine wieder im Griff, doch ich hatte genug gesehen.
    Ich suchte den Prinzen mit meinen Gedanken. Er spielte in seiner Kabine mit Gentil das Steinspiel. Rasch erklärte ich ihm mein Problem.
Könntest du das an Chade weiterleiten ?
    Das ist nicht so einfach. Er ist zwar hier und beobachtet das Spiel, aber da sind auch noch Web und sein Junge.
    Web hat einen Jungen ?
    Diesen Jungen, Flink.
    Flink der Zwiehafte ist an Bord ?
    Kennst du ihn ? Er ist mit Web gekommen und scheint ihm zu dienen wie ein Page. Warum ? Ist das wichtig ?
    Nur für mich, dachte ich. Frustriert verzog ich das Gesicht. Später. Aber sag es Chade, sobald du kannst. Kannst du Dick erreichen und ihn beruhigen?
    Ich werde es versuchen. Mist! Jetzt hast du mich abgelenkt, und Gentil hat gewonnen!
    Ich denke, das

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