Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
eigenen Augen gesehen, aber... (Wieder ist das Folgende verbrannt, doch die anschließenden Worte könnten lauten: >ich wagte es nicht zu sagen<.)

    Ghade Irrsterns Versuch, die zwiehafte Schriftrolle von Gabenmeister Lassbrunn zu rekonstruieren, deren ver-
    brannte Fragmente man in einer Wand der Bocksburg gefunden hatte.
    Es gelang mir, mich bis zum nächsten Morgen zu beherrschen, bevor ich mich selber übergeben musste. Ich hatte nicht mehr gezählt, wie oft ich Dick festgehalten hatte, während er sich weit über die Reling gebeugt und ins Meer übergeben hatte. Der Spott der Seeleute war auch nicht gerade hilfreich, und es war nicht der mitfühlende Spott einer Landratte, deren Magen ebenfalls nicht für das Meer geeignet war. Die Worte der Seeleute besaßen einen hässlichen Unterton; sie waren wie Krähen, die sich zusammengerottet hatten, um einen einzelnen Adler zu quälen. Dick war anders, ein Dummkopf mit einem schwerfälligen Leib, und schadenfroh ergötzten sie sich an seinem Elend, das ja bewies, wie weit er ihnen unterlegen war. Selbst als ein paar andere gequälte Seelen sich zu uns an die Reling gesellten, musste Dick den größten Teil ihrer Häme über sich ergehen lassen.
    Das ließ nur kurz nach, als der Prinz und Chade einen Abendspaziergang auf Deck machten. Die Seeluft und die Tatsache, endlich frei von den Zwängen der Bocksburg zu sein, schienen den Prinz zu beleben. Während er sich zu Dick gesellte und leise mit ihm sprach, legte Chade die Hand auf die Reling und schaffte es, unauffällig die meine zu berühren. Er hatte mir den Rücken zugekehrt und schien dem Gespräch des Prinzen mit seinem Diener zu lauschen.
    Wie geht es ihm?
    Er fühlt sich hundeelend. Chade, der Spott der Seeleute macht es nur noch schlimmer.
    Das habe ich schon befürchtet. Aber wenn Pflichtgetreu sie dafür tadelt, wird auch der Kapitän sie sich vorknöpfen. Du weißt, was dann passiert.
    Ja. Sie würden sich fortan keine Gelegenheit mehr entgehen lassen, Dick das Leben zur Hölle zu machen.
    Genau. Deshalb versuch, es vorläufig zu ignorieren. Ich nehme an, es wird sich legen, sobald sie sich an seinen Anblick gewöhnt haben. Brauchst du irgendetwas?
    Ein, zwei Decken. Und einen Eimer Frischwasser, damit er sich den Mund auswaschen kann.
    So blieb ich die ganze lange Nacht hindurch an Dicks Seite, sowohl um ihn davor zu beschützen, dass die Seeleute ihm auch körperlich zu nahe rückten, als auch um zu verhindern, dass er in seinem Elend über Bord sprang. Zweimal versuchte ich, ihn in die Kabine zu bringen, doch beide Male kamen wir nur drei Schritte weit, bevor das Würgen wieder einsetzte. Selbst als er nichts mehr im Magen hatte, weigerte er sich hineinzugehen. Die See wurde im Laufe der Nacht immer rauer, und bei Sonnenaufgang waren wir nicht nur von Gischt, sondern auch von Regen durchnässt. Nass und kalt weigerte sich Dick nach wie vor, sich von der Reling zu entfernen. »Du kannst doch in einen Eimer kotzen«, sagte ich zu ihm. »Drinnen, wo es warm ist.«
    »Nein, nein, nein, ich bin zu krank, um mich zu bewegen«, stöhnte er wiederholt. All seine Gedanken drehten sich nur noch um die Seekrankheit, und er war fest entschlossen, sich elend zu fühlen. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, und so hielt ich es für das Beste, ihn die Sache bis ins Extrem ausreizen zu lassen; spätestens dann würde es ja wohl erledigt sein. Wenn er sich erst einmal schlecht genug fühlte, würde er schon reingehen.
    Kurz nach Sonnenaufgang brachte Sieber mir etwas zu essen. Ich begann zu vermuten, dass der naive und freundliche junge Mann vielleicht doch in Chades Diensten stand und von diesem dazu bestimmt worden war, mir zur Hand zu gehen. Ich wünschte mir, dass es nicht so war, doch gleichzeitig ich dankbar für die Schüssel mit Brei, die er mir brachte.
    Dick hatte trotz seiner Übelkeit Hunger, und wir teilten uns das Essen. Das war ein Fehler, denn kurz nachdem ich beobachtet hatte, wie es Dick wieder verließ, drehte sich auch mein eigener Magen herum.
    Das war das Einzige, was Dick an diesem Morgen aufheiterte.
    »Siehst du ? Alle werden krank. Wir sollten sofort wieder in die Burg zurückfahren.«
    »Das können wir nicht, kleiner Mann. Wir müssen weiterfahren, zu den Äußeren Inseln, damit der Prinz einen Drachen erschlagen und die Hand der Narcheska gewinnen kann.«
    Dick stieß einen lauten Seufzer aus. Inzwischen zitterte er vor Kälte trotz der Decken, die ich um ihn gewickelt hatte. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher