Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
beraten, um zu sehen, was sie dazu zu sagen haben. Morgen werden wir dann wieder zusammenkommen und darüber sprechen, zu welchen Schlüssen wir gelangt sind. Wer hält das für weise?«
Ein Wald von Händen erhob sich.
»Dann soll diese Versammlung für heute beendet sein«, sagte der Bär.
Die Männer erhoben sich und bewegten sich in Richtung Tür. Es gab keinerlei Zeremonie, keine Rücksicht auf Höherrangige, nur ein allgemeines Drängen zum Ausgang hin -wobei einige es eiliger hatten als andere.
Sag deinem Hauptmann, dass du nach deinem Schützling sehen musst, und dass ich dir befohlen habe, dich weiter um ihn zu kümmern, bis es ihm besser geht. Wir werden auch gleich raufkommen.
Ich gehorchte dem Befehl meines Prinzen. Nachdem Langschopf mich entlassen hatte, holte ich meine Waschschüssel, die ich draußen stehen gelassen hatte, und kehrte wieder zu Dicks Kammer zurück. Soweit ich sehen konnte, hatte er sich nicht gerührt. Ich berührte seine Stirn. Er hatte noch immer Fieber, doch brannte es nicht mehr so wie auf dem Schiff. Nichtsdestotrotz weckte ich ihn und flößte ihm etwas zu Trinken ein. Dick trank den Krug hastig leer, bevor er sich wieder hinlegte. Ich war erleichtert. Hier hatte er alles, was er brauchte: Ruhe, ein Bett, Essen und Trinken. Schon bald würde er sich besser fühlen. Ich versuchte, mich davon zu überzeugen, dass das nicht nur meine Hoffnung, sondern eine Tatsache war.
Ich hörte Prinz Pflichtgetreu und Chade im Gang mit jemandem sprechen. Ich stand auf, ging zur Tür und drückte mein Ohr dagegen. Ich hörte Pflichtgetreu erklären, wie müde er sei; dann schloss sich die Tür des Nachbarraums. Seine Diener mussten dort auf ihn gewartet haben. Wieder war ein leises Gespräch zu hören, bevor Pflichtgetreu sie entließ. Kurze Zeit später öffnete sich die Verbindungstür, und Pflichtgetreu kam herein. Er hielt ein kleines Stück von dem schwarzen Zeug in der Hand, und er sah deprimiert aus. Er hob das Stück und fragte mich: »Hast du irgendeine Ahnung, was das ist?«
»Nicht wirklich, aber Fischpaste ist drin. Vielleicht auch Meeresalgen. Die Küchlein mit dem Samen drauf sind ölig, aber süß.«
Angewidert betrachtete Pflichtgetreu das Essen in seiner Hand, bevor er es schließlich doch aß. »Gar nicht mal schlecht... so lange man darauf gefasst ist, dass es nach Fisch schmeckt.«
»Nach
altem
Fisch«, bemerkte ich.
Pflichtgetreu erwiderte nichts darauf. Er ging zu Dick und blickte auf ihn hinunter. Langsam schüttelte er den Kopf. »Das ist so ungerecht. Glaubst du, dass es ihm jetzt wieder besser gehen wird?«
»Ich hoffe doch.«
»Seine Musik ist viel leiser geworden, und das bereitet mir Sorgen. Manchmal habe ich das Gefühl, als würde Dick selbst sich von uns entfernen, wenn das Fieber steigt.«
Ich öffnete mich für Dicks Musik. Pflichtgetreu hatte Recht. Die Musik hatte an Intensität verloren. »Nun, er ist krank, und es braucht viel Kraft, die Gabe zu benutzen.« Im Augenblick wollte ich mir über ihn nicht den Kopf zerbrechen. »Chade hat mich heute überrascht.«
»Hat er das? Du musst doch gewusst haben, dass er weitermachen würde, bis er zumindest die Fähigkeit, mit uns zu kommunizieren, verbessert hätte. Wenn er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, vermag nichts den alten Mann aufzuhalten.« Er wandte sich von mir ab und ging zur Verbindungstür. Dann blieb er stehen. »Willst du was von dem Zeug zu essen?«
»Nein, danke. Iss ruhig.«
Kurz verschwand er in seinem eigenen Zimmer und kehrte dann mit einer Hand voll Fischkuchen wieder zurück. Er biss in ein Stück hinein, verzog das Gesicht und aß dann rasch den Rest. Hungrig schaute er sich um. »Hat man uns noch keine Mahlzeit gebracht?«
»Die isst du gerade ... glaube ich.«
»Nein. Das ist nur eine Geste der Outislander, weil wir sie durchgefüttert haben. Ich weiß, dass Chade den Dienern befohlen hat, uns etwas Frisches zum Essen zu kaufen.«
»Willst du etwa damit sagen, dass der Eberclan uns nicht versorgen wird?«
»Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Chade scheint zu glauben, dass wir so handeln sollten, als würden wir das nicht erwarten. Wenn sie uns dann etwas zu essen anbieten, können wir es als Geschenk annehmen. Und falls nicht, dann kommen wir wenigstens nicht halb verhungert daher.«
»Hast du deine Adeligen über die hiesigen Sitten und Gebräuche informiert?«
Er nickte. »Viele sind nicht nur hier, um meine Vermählung mit der Narcheska zu
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