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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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das, was heute Nachmittag im Hetgurd gesprochen wurde. Tatsächlich habe ich das schon erwartet, seit die Narcheska die Herausforderung ausgesprochen hat. Wir haben Pläne dagegen geschmiedet. Die Gastfreundschaft, die wir Euch in diesem Haus anbieten, ist nur eine der Sicherheitsvorkehrungen, die wir getroffen haben. Wir hatten allerdings gehofft, dass der Widerstand sich nicht so rasch formieren und nicht ausgerechnet vom Adlerkaempra kommen würde.
    Zu unserem großen Glück hielt es der Bärkaempra, der mit dem Eber verbündet ist, für angemessen, die Versammlung unvermittelt aufzulösen. Ansonsten wären zu tiefe Risse entstanden - Risse, die wir nicht mehr hätten kitten können.«
    »Ihr hättet uns vor dieser Art von Widerstand warnen können, Kaempra Peottre, und zwar bevor wir dem Hetgurd gegenüber standen. Die...«, bemerkte Chade ruhig, doch der Prinz fiel ihm ins Wort. »Ihr glaubt also, dass man den Streit schlichten kann? Wie?«
    Ich zuckte ob seines Eifers unwillkürlich zusammen. Chade hatte Recht. Der Mann verdiente einen Tadel dafür, dass er uns in eine Falle geführt hatte, und keine bedingungslose Akzeptanz seiner Hilfe dabei, uns wieder herauszuholen.
    »Es wird seine Zeit dauern, doch nicht allzu lange - eher Tage, denn Monate. Seit unserer Rückkehr aus Eurem Land haben wir viel von unserem Reichtum und unserem Einfluss eingesetzt, um Verbündete zu gewinnen. Natürlich ist das etwas, was nicht offen ausgesprochen werden darf. Jene, die sich verpflichtet haben, uns zu unterstützen, dürfen nicht zu rasch auf unsere Seite wechseln; stattdessen muss es so aussehen, als würden sie die Argumente überzeugen, die der Eberclan zu unseren Gunsten anbringt. Daher möchte ich Euch zu Geduld und Vorsicht raten, so lange der Hetgurd noch unentschlossen ist.«
    »Vorsicht?«, hakte Chade in scharfem Ton nach.
Assassinen
? Seine unausgesprochene Angst erreichte mich deutlich.
    »Das ist eigentlich nicht das rechte Wort«, entschuldigte sich Peottre. »Manchmal gibt es in einer Sprache nur ein Wort, wofür eine andere mehrere hat. Ich möchte Euch bitten, nicht so ...
sichtbar
zu sein. Übt euch in Zurückhaltung und sprecht nicht mit jedem.«
    »Wir sollen uns also unsichtbar machen«, schlug der Prinz vor.
    Peottre lächelte leicht und zuckte mit den Schultern. »Wenn Ihr das so ausdrücken wollt. Wir haben ein Sprichwort hier: >Es ist schwer, einen Mann zu beleidigen, mit dem man nicht spricht. < Das schlage ich Euch vor. Dass der Weitseherclan vermeidet, jemanden zu beleidigen, indem er ... unsichtbar ist.«
    »Und stattdessen sollen wir den Eberclan für uns sprechen lassen?«, fragte Chade mit skeptischem Unterton. »Und was sollen wir in der Zwischenzeit tun?«
    Wieder lächelte Peottre. Von meinem Standort aus konnte ich ihn nicht richtig sehen, doch ich glaubte, einen Hauch von Erleichterung auf seinem Gesicht zu sehen, da wir seinen Rat offenbar annehmen wollten. »Ich würde vorschlagen, dass wir Euch ganz aus Zylig fortbringen. Alle erwarten ohnehin von Euch, dass Ihr das Mütterhaus der Narcheska besucht. Der Hetgurd war schon überrascht, dass Ihr zuerst hierher gekommen seid. Daher schlage ich vor, dass Ihr morgen an Bord des Eberschiffes
Keiler
geht und mit uns nach Wuislington segelt, dem Mütterland des Narwalclans. Dort wird man Euch genauso willkommen heißen und für Euch sorgen, wie Ihr es mit uns in Bocksburg getan habt. Ich habe mein Mütterhaus über Eure Sitten in diesem Punkt informiert. Sie finden sie ungewöhnlich, betrachten es aber nur als gerecht, Euch so zu versorgen wie Ihr uns.«
    Sein Eifer alarmierte mich. Scheuchte er uns von der Gefahr weg oder in sie hinein? Chade bewegte offenbar die gleiche Frage, denn er sagte: »Aber wir sind heute erst angekommen und der See überdrüssig. Der Mann des Prinzen, Dick, erträgt die Wellen nur mit größter Not. Er ist krank geworden und braucht seine Ruhe. Wir können noch nicht einmal daran denken, morgen schon wieder aufzubrechen.«
    Ich wusste, dass wir das konnten, und dass Chade just in diesem Augenblick ausrechnete, was uns das kosten würde. Fast hätte er das auch Peottre gesagt, um zu sehen, wie der Mann reagieren würde. Einen Augenblick lang empfand ich schon so etwas wie Mitleid für den Outislander. Er konnte nicht wissen, dass der Prinz und Chade ihre Gedanken teilten, ganz zu schweigen davon, dass ich hinter der Tür stand und ihn nicht nur hören, sondern meine Beobachtungen auch mit ihnen teilen konnte. Ich

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