Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
gesprochen, und ich hoffte, Spuren zu finden, die Wind und Flut noch nicht verwischt hatten.
So gingen wir also weiter, und ich versuchte, mich an der Frische des Tages zu erfreuen und dem sich ständig ändernden Meer, während ich gleichzeitig ein Auge auf die Klippen hielt. Doch das Zeichen, das ich schließlich fand, stammte nicht von Sieber oder den Outislandern, dessen war ich sicher. Es war frisch in den Fels der Klippen gekratzt worden, und seine Bedeutung war unmissverständlich. Ein grob gezeichneter Drache über einer Schlange. Darüber wiederum zeigte ein Pfeil direkt nach oben.
Wer auch immer dieses Zeichen gemacht hatte, er hatte sich eine Stelle ausgesucht, von wo aus wir leicht die Klippen hinaufsteigen konnten. Dennoch ging ich vor und ohne Gepäck, während Dick gelassen auf dem Strand unten wartete. Auf dem Gipfel der vom Wind gepeitschten Klippen fand sich ein schmaler Streifen Erde. Störrische Gräser wuchsen hier inmitten einer Art Moos. Dazwischen fanden sich sogar kleine Blumen zwischen von Flechten überwucherten Felsen und armseligen Sträuchern. Mit dem Messer zwischen den Zähnen war ich hinaufgeklettert, doch niemand, weder Freund noch Feind, erwartete mich oben. Stattdessen wehte mir der kalte Wind des Gletschers entgegen.
Ich kehrte zum Strand zurück, um zuerst unsere Rucksäcke zu holen und dann Dick. Er kletterte recht gut, wurde dabei aber von seiner kleinen Größe und seinen beträchtlichen Leibesumfang behindert. Schließlich standen wir jedoch gemeinsam oben auf der Klippe. »Nun?«, rief er, als er endlich wieder Luft bekam. »Und nun was?«
»Ich bin nicht sicher«, antwortete ich, schaute mich um und vermutete, dass, wer auch immer dieses Zeichen an der Klippe hinterlassen hatte, uns jetzt nicht im Stich lassen würde. Es dauerte einen Augenblick, bis ich es sah. Ich bezweifele, dass es subtil sein sollte, es war schlicht mit wenig Aufwand gemacht. Kleine Strandsteine waren zu einer Linie aufgereiht. Ein Ende deutete zu der Stelle, wo wir gerade hochgekommen waren, das andere landeinwärts.
Ich gab Dick seinen Rucksack und warf mir meinen über die Schulter. »Komm«, sagte ich. »Wir gehen da lang.« Ich deutete nach vorn.
Er folgte meinem Fingerzeig mit seinem Blick und schüttelte enttäuscht den Kopf. »Nein. Warum? Da ist nichts außer Gras und dann Schnee.«
Ich konnte ihm das nicht leicht erklären. Er hatte Recht. In der Ferne wich das Gras Schnee und schließlich Eis. Jenseits davon war eine eisverkrustete Felswand zu erkennen. »Nun, da gehe ich eben hin«, sagte ich und setzte mich in Bewegung. Ich legte ein ruhiges Tempo vor, vermied es aber zurückzublicken. Stattdessen lauschte ich und suchte mit der Alten Macht nach Dicks Bewusstsein. Er folgte mir, wenn auch widerwillig. Ich verlangsamte meinen Schritt, damit er mich einholen konnte. Als er schließlich neben mir war, bemerkte ich kameradschaftlich: »Nun, Dick, ich glaube, heute werden wir die Antworten auf ein paar unserer Fragen bekommen.«
»Was für Fragen?«
»Wer oder was der Schwarze Mann ist, zum Beispiel.«
Dick blickte mich stur an. »Das ist mir egal.«
»Nun. Es ist ein schöner Tag, und ich laufe nicht mehr nur den Strand entlang.«
»W ir laufen auf den Schnee zu.«
Er hatte Recht, und kurz darauf erreichten wir bereits den äußeren Rand der Schneefelder. Und dort waren deutlich die Spuren des Schwarzen Mannes zu sehen. Ohne etwas dazu zu bemerken, folgte ich ihnen, Dick dicht auf meinen Fersen. Nach kurzer Zeit sagte Dick: »Wir stochern ja gar nicht im Schnee rum. Wir könnten mitten hindurchfallen.«
»Solange wir diesen Spuren folgen, sind wir sicher, glaube ich«, erwiderte ich. »Außerdem befinden wir uns noch nicht auf dem eigentlichen Gletscher.«
Am frühen Nachmittag waren wir den Spuren über eine vom Wind gepeitschte Schneeebene zu einer Felswand gefolgt. Hoch aufragend trotzte sie dem Wind. Eissäulen klebten an ihr und hatten Risse hineingebrochen. Am Fuß der Wand wandten sich die Spuren gen Westen. Wir folgten ihnen. Die Nacht graute am Himmel, doch ich marschierte stur weiter und gab Dick Salzfisch, als er sich beschwerte, wie hungrig er doch sei. Als das Zwielicht stärker wurde, blieb selbst meine Neugier hinter meiner Energie zurück. Schließlich hielten wir an. Ich kam mir dumm vor, als ich mich zu Dick umdrehte und sagte: »Nun, ich habe mich geirrt. Lass uns das Zelt aufschlagen, ja?«
Er schob Zunge und Unterlippe vor und zuckte enttäuscht mit den
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