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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Dunkelheit oder das, was man in diesem Teil der Welt im Sommer Dunkelheit nannte, umschloss unser Zelt. Ich lag still und lauschte Dicks Atem, dem Rauschen der Wellen am Strand und dem beunruhigenden Murmeln aus dem zerbrochenen Drachen unter Wasser. Ich schloss die Augen, aber ich glaube, nun hatte auch ich Angst einzuschlafen. Ich hatte Angst davor, Nessel zu finden oder auch nicht. Nach einiger Zeit hatte ich das Gefühl, dass Schlaf wirklich ein Ort war; ich hatte nur vergessen, wo er lag.
    Doch irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn ich erwachte, als das Licht der Dämmerung durch die farbigen Wände des Narrenzeltes fiel. Ich hatte weit länger geschlafen als beabsichtigt, und Dick schlummerte noch immer. Ich ging hinaus, erleichterte mich und brachte Waschwasser zum Warmmachen aus dem eisigen Bach. Dick stand nicht auf, bis er den Morgenbrei roch. Dann kam er heraus, streckte sich fröhlich und berichtete mir, dass er und Nessel die ganze Nacht über Schmetterlinge gejagt hätten. Sie hatte ihm einen Hut aus Schmetterlingen gemacht, die, kurz bevor er aufgewacht war, wieder weggeflogen waren. Die zärtliche Albernheit dieses Spiels freute mich, auch wenn sie in scharfem Kontrast zu meinen Plänen stand.
    Ich versuchte, Dick zur Eile zu bewegen, mit mäßigem Erfolg. Träge wanderte er am Strand entlang, während ich das Zelt abbaute und es in meinem Rucksack verstaute - es war wirklich praktisch, eine Unterkunft zu haben, die man so klein zusammenpacken konnte. Es kostete mich einiges an Überzeugung, ihn dazu zu bewegen, sich seinen Rucksack zu schnappen und mir zu folgen. Dann marschierten wir den Strand entlang in die Richtung, aus der Sieber und seine Kameraden gekommen waren. Ich hatte Siebers Geschichte aufmerksam zugehört. Ich wusste, dass sie dem Strand für gut zwei Tage gefolgt waren. Ich hoffte, dass ich den Spalt zum Reich der Bleichen Frau finden würde, indem ich das Gleiche tat, nur in die andere Richtung ging.
    Doch ich hatte nicht damit gerechnet, Dick bei mir zu haben. Zuerst folgte er mir fröhlich den Strand hinunter. Er untersuchte Tidenwasser, Treibholz, Federn und Seetang, während er ging. Natürlich wurden seine Füße dabei nass, und er knurrte deswegen. Außerdem dauerte es nicht lang, bis er wieder Hunger hatte. Daran hatte ich zum Glück gedacht und Marschbrot sowie etwas Salzfisch eingepackt. Das war zwar nicht, worauf er gehofft hatte, doch als ich ihm klar machte, dass ich weitergehen würde, egal, was er tat, nahm er es und kaute beim Gehen.
    An Frischwasser mangelte es uns nicht. Rinnsale liefen durch den Strand oder die steilen Klippen hinunter. Ich hielt immer ein Auge auf die Flut, denn ich hatte nicht die Absicht, von ihr auf einem Strandabschnitt eingeholt zu werden, von wo wir nicht entkommen konnten. Doch die Flut kam nicht weit hinauf, und ich wurde sogar mit ein paar Fußspuren oberhalb der Flutlinie belohnt. Diese Spuren von Sieber und seinen Gefährten machten mir Mut.
    Als die Nacht näher rückte, sammelten wir das wenige Holz, das wir am Strand fanden, schlugen unser Zelt ein gutes Stück über der Flutlinie auf und machten ein Feuer. Wäre mein Herz nicht so schwer gewesen, es wäre ein angenehmer Abend geworden, denn wir konnten den Mond sehen, und Dick fühlte sich davon inspiriert und holte seine Flöte heraus, um ein wenig zu spielen. Es war das erste Mal, dass ich in der Lage war, mich seinen beiden Arten von Musik vollständig hinzugeben, denn ich hörte die Gabenmusik ebenso wie die der Flöte. Seine Gabenmusik bestand aus dem stets gegenwärtigen Wind, dem Schreien der Seemöwen und dem Rauschen der Wellen am Ufer. Sein Flötenspiel zog sich darunter und wieder heraus wie ein Faden in einer Stickerei. Weil ich Zugang zu seinem Geist hatte, war die Musik verständlich. Ohne die Gabe wäre sein Flöten vermutlich schlicht furchtbar gewesen, willkürlich aneinander gereihte Töne.
    Wir aßen ein einfaches Mahl, eine Suppe aus Salzfisch und etwas frischem Seetang vom Strand sowie einige Stück Marschbrot. Es machte jedoch satt, und das war auch wohl das Freundlichste, was man über dieses Essen sagen konnte. Dick aß es schlicht, weil er Hunger hatte. »Ich wünschte, wie hätten Kuchen wie daheim in der Küche«, sagte er wehmütig, während ich den Topf mit Sand schrubbte.
    »Nun, so etwas werden wir erst wieder bekommen, wenn wir nach Burgstadt zurückfahren. In einem Boot.«
    »Nein. Kein Boot.«
    »Dick, anders können wir nicht

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