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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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darüber jedoch nicht als wirkliche Möglichkeit nach, sondern vielmehr als etwas, was ich mir
wünschte
, tun zu können. Nun, da ich meinem Ziel so nahe war, stellte ich mich ihm nur widerwillig. Mit der Zeit hatte ich eine kleine Mauer zwischen mir und meiner Trauer errichten können. Ich wusste, dass ich meinem Verlust in dieser Nacht in die Augen sehen und seine volle Wucht ertragen musste. Nun wollte ich nur, dass es endlich vorbei war.
    Als ich schließlich den schwach leuchtenden Riss im Fels erreichte, fand ich heraus, dass die Öffnung gerade groß genug für mich war. Im Fluss des Wassers vereiste sie langsam. Ich vermutete, dass der Schwarze Mann nahezu täglich arbeiten musste, um den Eingang offen zu halten.
    Ich zog mein Messer und schlug genug von dem eisigen Vorhang weg, damit ich mich hindurchquetschen konnte. Kurz blieb ich mit dem Rucksack hängen. Als ich mich schließlich im Inneren befand, musste ich den Rucksack vom Rücken nehmen und mich seitlich und langsam in Richtung des blassen Lichts vorarbeiten. Der Spalt wurde erst nach und nach breiter, und als ich zurückblickte, erschien er mir ganz und gar nicht wie ein einladender Ausgang. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt, hier gäbe es gar nichts. Der schmale Pfad bog einmal kurz ab, bevor er auf einen bearbeiteten Gang mundete. Eine Kugel der Bleichen Frau leuchtete hier. Es war das Licht dieser Kugel gewesen, das mich hierher geführt hatte.
    Vorsichtig spähte ich den Gang hinauf und hinunter, bevor ich den Spalt verließ. In beide Richtungen war alles still, so still, dass ich irgendwo Wasser tropfen hören konnte und dann das leise Stöhnen des Gletschers. Meine Alte Macht sagte mir, dass der Ort verlassen sei, doch hier war das nur ein schwacher Trost. Konnte ich wirklich sicher sein, dass alle Gewandelten befreit waren? Ich hob die Nase und schnüffelte wie ein Wolf, roch aber nur geschmolzenes Eis und schwach auch Rauch. Ich überlegte mir, in welche Richtung ich mich wenden sollte, und entschied mich spontan für links. Bevor ich losging, kratzte ich in Augenhöhe eine Markierung in die Wand neben dem Spalt und versicherte mir so selbst, dass ich wieder zurückkommen würde.
    Wieder wanderte ich durch die kalten Gänge des Reichs der Bleichen Frau. Die Korridore waren mir auf schreckliche Art vertraut, in ihrer extremen Gleichförmigkeit aber auch wieder nicht. Sie erinnerten mich an einen Ort, wo ich schon einmal gewesen war, ich konnte mich nur nicht mehr daran erinnern, wo. In diesem Reich hatte ich keine Möglichkeit, den Lauf der Zeit zu messen. Das Licht der Kugeln war eintönig. Leise ging ich weiter und näherte mich jeder Biegung mit Vorsicht. Ich fühlte mich, als würde ich ein Grab erkunden, und das nicht nur, weil ich den Leichnam des Narren suchte. Vielleicht war es die Luftbewegung in den Tunneln, auf jeden Fall hatte ich stets das Gefühl, am Rand meiner Wahrnehmung ein Flüstern zu hören.
    In diesem Teil der Feste fanden sich deutliche Spuren dafür, dass sie schon lange nicht mehr genutzt wurde. Die meisten Kammern, die an meinem Gang lagen, waren leer. In einer fand sich ein Haufen nutzlosen Mülls: Eine durchgescheuerte Socke, ein durchgebrochener Pfeil, eine zerfetzte Decke und eine zerbrochene Schüssel lagen auf dem verstaubten Steinboden. In einem anderen Raum waren kleine Würfel aus Erinnerungsstein überall auf dem Boden verteilt; offensichtlich waren sie von den langen Wandregalen gefallen. Ich fragte mich, wer diese Kammern bewohnt hatte und wann. War dies eine der Festungen gewesen, in denen die Mannschaften der Roten Schiffe sich aufgehalten hatten, wenn sie nicht gerade auf Plunderfahrt gegangen waren? Ich kam zu dem Schluss, dass die letzten Bewohner diese Räume schon lange vor dem Krieg der Roten Schiffe verlassen hatten. Hoch an der Wand zeigte ein Basrelief das schmale Gesicht einer Frau, einen fliegenden Drachen und einen großen, schlanken König. Nur Fragmente des Bilds waren übrig. Ob die Bleiche Frau seine Zerstörung befohlen hatte, oder ob die Gewandelten sich schlicht die Zeit damit vertrieben hatten, alles Schöne zu zerstören? Ich überlegte, ob die Bleiche Frau vielleicht aus gutem Grund alle Spuren der Uralten in diesen Hallen hatte vernichten wollen. Und waren es wirklich die Uralten, deren Untergang der Schwarze Mann mitangesehen hatte?
    Der steinerne Gang, dem ich folgte, ging nahtlos in einen aus Eis über. Ich trat von schwarzem Stein auf blaues Eis. Ein

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