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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hätte versuchen können. Vielleicht in ein, zwei Tagen...«
    Doch er schlief bereits. Ich legte ihm eine Ecke des Mantels über die Augen, um diese vor der aufgehenden Sonne zu schützen. Dann roch ich die Luft, und mir kam der Gedanke, dass dies eine gute Zeit zum Jagen war.
    Ich nahm mir den ganzen Morgen Zeit für die Jagd und kam mit mehreren Hasen und ein paar gesammelten Kräutern zurück. Der Narr lag noch immer, wie ich ihn zurückgelassen hatte. Ich weidete die Hasen aus und hängte das Fleisch zum Ausbluten an einen Ast. Dann schlug ich das Zelt im Schatten auf. Ich fand die Robe der Uralten, die er mir einst gegeben hatte, und legte sie ins Zelt. Anschließend sah ich wieder nach dem Narren. Er schlief noch immer. Kritisch musterte ich ihn. Stechmücken und andere Tiere hatten ihn gefunden. Sie und die zunehmende Kraft der Sonne auf seiner Haut überzeugten mich davon, dass ich ihn woanders hinbringen sollte.
    »Geliebter«, sagte ich leise. Er antwortete nicht. Ich sprach trotzdem zu ihm, wohl wissend, dass wir uns manchmal der Dinge bewusst sind, die wir im Schlaf hören. »Ich werde dich jetzt bewegen. Es könnte wehtun.«
    Erneut antwortete er nicht. Ich schob die Arme unter den Mantel und hob ihn so sanft wie möglich. Er schrie, aber stumm, und wand sich in dem Versuch, dem Schmerz zu entfliehen. Seine Augen öffneten sich, während ich ihn über den uralten Platz zum Zelt im Schatten der Bäume trug. Er schaute mich an und durch mich hindurch, nicht wirklich wissend, nicht wirklich wach. »Bitte«, bettelte er mit brechender Stimme. »Bitte, hör auf. Tu mir nicht mehr weh. Bitte.«
    »Du bist jetzt in Sicherheit«, tröstete ich ihn. »Es ist vorbei. Alles ist getan.«
    »Bitte!«, schrie er erneut, diesmal deutlich lauter. Ich musste auf ein Knie runter, um ihn ins Zelt zu bringen. Er schrie, als der Stoff über seinen rohen Rücken strich. Ich legte ihn so sanft wie möglich ab. »Hier bist du aus der Sonne, und es gibt hier auch keine Insekten«, sagte ich ihm. Ich glaube nicht, dass er mich gehört hat.
    »Bitte. Nicht mehr. Was auch immer du willst ... alles. Hör nur auf. Hör auf.«
    »Es hat aufgehört«, sagte ich. »Du bist jetzt in Sicherheit.«
    »Bitte.« Seine Augenlider flatterten, dann rührte er sich nicht mehr. Er war nie wirklich wach gewesen.
    Ich ging aus dem Zelt. Ich musste weg von ihm. Mein Herz schmerzte um seinetwillen, und ich fühlte mich elend ob meiner eigenen Erinnerungen, die so plötzlich gekommen waren. Folter war mir nicht unbekannt. Edels Methoden waren grob, aber äußerst effektiv gewesen. Aber ich hatte damals über einen kleinen Schild verfügt, der dem Narren gefehlt hatte. Ich hatte gewusst, dass Edel mich nicht einfach töten konnte, solange ich aushielt und mich weigerte, ihm einen Beweis dafür zu geben, dass ich über die Alte Macht verfügte. Also hatte ich seinen Schlägen und den Entbehrungen standgehalten. Ich hatte ihm nicht gegeben, was er wollte. Hätte ich es ihm gegeben, hätte er mich ohne Gewissenbisse töten können, mit dem Segen der Herzöge der Sechs Provinzen. Und zu guter Letzt, als ich wusste, dass ich es nicht länger aushalten würde, hatte ich ihn um meinen Tod betrogen, indem ich Gift genommen hatte.
    Doch im Falle des Narren hatte es nichts gegeben, was er hätte zurückhalten können. Er hatte nichts, was die Bleiche Frau gewollt hatte, nur seinen Schmerz. Sie hatte ihn nur betteln und flehen lassen und ihm falsche Versprechungen gemacht, um anschließend über seine Kapitulation zu lachen und mit der Folter fortzufahren. Wie und was sie alles getan hatte, wollte ich gar nicht wissen. Ich wollte es nicht wissen, und es beschämte mich, dass ich vor seinem Schmerz floh. Konnte ich so tun, als wäre sein Leiden nie geschehen, indem ich mich weigerte, es anzuerkennen?
    Wann immer ich mich vor meinen Gedanken verstecken wollte, habe ich mich mit kleineren Arbeiten abgelenkt. Ich füllte die Wasserschläuche mit klarem kalten Wasser aus dem Bach. Dann stahl ich etwas Brennholz vom Scheiterhaufen und baute damit ein kleines Kochfeuer. Als es gut brannte, briet ich einen Hasen auf einem Spieß und gab einen weiteren Hasen zum Kochen in den Topf. Schließlich sammelte ich meine verstreuten Wintersachen wieder ein, klopfte den Dreck von ihnen, schrubbte mich selbst sauber und band schließlich meine Haare zu einem Kriegerzopf zurück. Ich fühlte mich jedoch nicht wie ein Krieger. Ich fragte mich, ob ich mich besser gefühlt hätte, wenn

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