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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gehört dir; Wandler. Komm wieder zu ihm zurück.«
    Nachtauge zieht die Lefzen hoch und knurrt. >Wir erkennen den Tod, wenn wir ihn riechen. Dieser Körper ist tot. Es ist Aas, keine ehrliche Mahlzeit«, übermittelt Nachtauge an Dem-wir-folgen. »Es riecht schlecht. Es ist verdorbenes Fleisch. Wir wollen
es nicht. Am
Teich gibt es besseres Fleisch als das.«
    »Komm näher«, bittet uns Burrich. In diesem Augenblick nehme ich ihn sowohl als Burrich als auch als Dem-wir-folgen wahr. Ich löse mich von der Wahrnehmung des Wolfs und gleite zu meiner menschlichen Erinnerung an diesen Moment. Ich hatte schon lange vermutet, dass ich wirklich
    gestorben war; auch wenn Chade mir stets versichert hatte, seine Gifte hätten meinen Tod nur vorgetäuscht. Mein Leib war viel zu zerschunden gewesen, um auch nur einer geringen Dosis Gift zu widerstehen. In meiner Erinnerung ist die Nase des Wolfs gnadenlos ehrlich. Dieser Körper war tot. Doch das schärfere, zwiehafte Bewusstsein des Wolfes verrät mir auch, was ich nie auch nur vermutet habe. Dem-wir-folgen tut mehr, als nur mein Fleisch zu halten. Er hat es für mich vorbereitet. Es ist bereit, von Neuem zu beginnen, wenn man mich nur zu ihm locken kann. Nachtauge ist ein beruhigendes Flüstern für meine Sinne.
    Die Alte Macht. Nicht die Gabe. Burrich hatte es mit der Alten Macht getan. Aber er war weit stärker in dieser Magie gewesen, als ich es war, und viel weiser. Ich streichelte das erschlaffte Gesicht des Narren und versuchte, seinen Leib dazu zu bringen, sich nach dem meinen auszurichten, doch ich fand keinen Weg hinein. Er verfügte nicht über die Alte Macht. War das der Unterschied? Ich wusste es nicht. Aber ich wusste, dass es einen Weg gab - oder zumindest einmal gegeben
hatte
-, denn er und ich, wir hatten uns schon einmal verbunden. Einst hatte er mich aus dem Leib eines Wolfs in meinen eigenen zurückgezerrt. Ich drehte mein Handgelenk in das nachlassende Mondlicht und fand dort seine blassen Fingerabdrücke. Ich nahm seine zerschundene Hand in die meine. Dreien seiner schlanken, feinen Finger hatte man die Nägel ausgerissen. Ich schob das Wissen um die Qualen beiseite, die er hatte ertragen müssen. Vorsichtig legte ich jede seiner Fingerspitzen auf den dazu passenden Abdruck auf meinem Handgelenk. Dann suchte ich nach dem Gabenband, das wir vor so vielen Jahren zwischen und gewirkt hatten.
    Und es war da, fein wie Spinnenseide, aber da. Ich nahm all meinen Mut zusammen, wohl wissend, dass ich in den Tod hinabsteigen würde. Aber ich würde gehen. Hatte ich nicht gesagt, dass ich das tun würde, dass ich seinen Tod als meinen eigenen nahm? Ich fühlte, dass die Kronenbarden ihn hinausdrängten, ihn in mein Fleisch stießen, doch ich hatte keine Zeit zu warten oder für irgendwelche Erklärungen. Ich atmete tief ein und ließ mich an dem Gabenband hinuntergleiten, hinaus aus meinem Leib zu seinem erwachenden Bewusstsein, und...
    Einen kurzen Augenblick lang nahm ich alles doppelt wahr. Der Narr war in meinem Fleisch und sah mit meinen Augen. Entsetzt starrte er auf seinen schlaffen Leib in meinen Armen. Er hob die Hand, um mein stoppeliges Kinn zu berühren. »Geliebter!«, stöhnte er. »Oh, Geliebter, was hast du getan? Was hast du getan?«
    »Es ist schon gut«, versicherte ich ihm ruhig. »Es ist schon gut. Sollte ich versagen, nimm mein Leben und lebe es. Ich nehme freiwillig deinen Tod auf mich.« Ich löste mich von meinem Fleisch und ging in seines über.
    Dann, wie ein Stein, der in den Schlamm fällt, versank ich im leblosen Leib des Narren.
    Ich war in einem toten Körper, einem Körper, der schon seit Tagen tot war.
    Dieser Körper hatten keinen Funken Leben mehr in sich, und somit war er auch nicht länger wirklich ein Leib. Leblos wie ein Stein trennte er sich von seinen Einzelteilen und kehrte in die Erde zurück. Meine Gabe wusste nicht, was sie mit einer solchen Situation anfangen sollte. Rasch unterdrückte ich das Verlangen, sie zu nutzen, um nach Dick, Chade und Pflichtgetreu um Hilfe zu schreien. Sie hätten mich nur in meinen eigenen Leib zurückgezwungen, um mich zu retten.
    Die Alte Macht ist das Bewusstsein allen Lebens um uns herum. Sie ist ein Netz, das uns mit jedem Lebewesen verbindet. Einige waren vital und komplex; große, gesunde Tiere, die nach meiner Anerkennung verlangten. Bäume und andere Pflanzen waren subtiler, aber noch weit wichtiger für den Fortbestand des Lebens als jene Kreaturen, die sich bewegten. Sie waren der

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