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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu entspannen. Ich war sein Verlangen nach Einsamkeit gewohnt, doch nun hatte es etwas Träges an sich, wenn er mir aus dem Weg ging, etwas, was mich betrübte. Meine Versuche, ihn aufzuziehen, um ihn ein wenig aufzuheitern, zeigten nur wenig Wirkung. Entweder runzelte er nur die Stirn, oder er ignorierte sie schlicht. Immer hatte er sich selbst in den verzweifeltsten Situationen seinen Humor bewahrt, doch nun war nichts mehr davon übrig, sodass ich das Gefühl hatte, ihn zu vermissen, auch wenn er da war. Aber in jedem Fall wurde er rasch kräftiger, und er bewegte sich nicht mehr ganz so vorsichtig. Ich sagte mir, dass es ihm immer besser ging und ich mir nicht mehr wünschen könnte. Dennoch wurde ich allmählich rastlos, und als er eines Morgens sagte: »Ich fühle mich stark genug«, widersprach ich ihm nicht.
    Wir mussten nur wenige Vorbereitungen für den Aufbruch treffen. Ich wollte das Zelt der Uralten abbauen, doch der Narr schüttelte den Kopf und sagte mit heiserer Stimme: »Nein. Lass es. Lass es hier.« Das überraschte mich. Sicher, er hatte seit dem Albtraum nicht mehr darin geschlafen, sondern stattdessen zwischen mir und dem Feuer gelegen, aber ich hatte gedacht, dass er es mitnehmen wollte. Ich diskutierte jedoch nicht mit ihm darüber. Und als ich dann einen letzten Blick darauf warf und die Drachen und Schlangen auf dem flatternden bunten Stoff erblickte, fühlte ich mich tatsächlich an die abgezogene Haut im Eis erinnert. Ich schauderte und wandte mich ab. Kein Wunder, dass der Narr es nicht mehr haben wollte.
    Im Vorbeigehen hob ich die Hahnenkrone vom Boden auf. Sie bestand wieder aus Holz - falls sie denn überhaupt je etwas anderes gewesen war außer in meiner Vorstellung. Die silbergrauen Federn zierten steif den Reif. Die Krone schien noch immer in meiner Hand zu summen. Ich hielt sie dem Narren hin und fragte: »Was ist damit? Ein Reif der Narren. Willst du ihn noch, oder sollen wir ihn oben auf den Gabenpfeiler legen zur Erinnerung an sie, die ihn einst getragen hat?«
    Er blickte mich seltsam an und antwortete dann leise: »Ich habe es dir doch gesagt. Ich wollte sie nicht für mich. Die Krone war Teil eines Handels, den ich vor langer Zeit abgeschlossen habe.« Er musterte mich aufmerksam und nickte dann, als er hinzufügte: »Und ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich meinen Teil dieses Handels erfülle.«
    Und so gingen wir nicht direkt zum Pfeiler, sondern stattdessen den alten Pfad zwischen den Bäumen hinunter und vorbei am Bach zum Steingarten. Der Marsch war noch genauso lang, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Stechmücken stürzten sich auf uns, kaum dass wir im Schatten waren. Der Narr bemerkte nichts dazu, sondern marschierte strammen Schrittes weiter. Vögel flatterten über uns vorbei, und ihre Schatten fielen auf den Pfad. Im Wald wimmelte es von Leben.
    Ich erinnerte mich an mein ehrfürchtiges Staunen, als ich zum ersten Mal die Steindrachen gesehen hatte, die unter den Bäumen schliefen. Ich hatte furchtbare Angst gehabt, und es hatte mir im wahrsten Sinne des Wortes den Atem verschlagen. Dennoch war ich seitdem mehrere Male zwischen ihnen umhergewandert und hatte sogar gesehen, wie sie zum Leben erweckt worden waren und sich in die Lüfte erhoben hatten, um die Roten Schiffe für uns zu bekämpfen. In Staunen versetzte mich ihr Anblick aber immer noch. Ich spähte mit meinen zwiehaften Sinnen voraus und fand sie: dunkelgrüne Teiche wartenden Lebens unter Schatten spendenden Bäumen.
    Dies war der Ruheplatz aller steinernen Drachen, die zur Verteidigung der Sechs Provinzen gegen die Roten Schiffe geweckt worden waren. Hier hatten wir sie gefunden. Hier hatten wir sie mit Blut, Alter Macht und Gabe geweckt, und hierher waren sie zurückgekehrt, nachdem die Schlacht vorüber gewesen war. Drachen habe ich sie genannt und nenne sie noch immer aus Gewohnheit so, doch nicht alle hatten sie diese Gestalt. Einige entsprangen anderen Launen, glichen anderen legendären Tieren. Ranken hatten die gewaltigen Figuren überwuchert, und der geflügelte Eber trug eine Krone aus gefallenem Laub auf dem Kopf. Für das Auge waren sie aus Stein, für meine Alte Macht lebendig, und sie strahlten nur so von Farbe und Details. Ich fühlte das Leben tief im Stein, konnte es aber nicht wecken.
    Nun ging ich mit weit mehr Wissen zwischen ihnen hindurch als damals, da ich sie entdeckt hatte, und ich glaubte sogar, sagen zu können, welche Figuren ein Werk der Uralten waren und welche das der

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