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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eine seltene Ehre und für einen Fremden sogar noch seltener. Aber sie war weit gegangen, um ihren Katalysten zu suchen, und wie ich hat sie die Rolle eines Schaustellers angenommen. Narr, Barde, Gaukler.« Er schüttelte den Kopf. »Ich war nur diesen einen Augenblick sie. Es war nur ein kurzer Traum, als ich auf dem Pfeiler stand. Ich war ein Weißer Prophet und bin es noch, und ich stand hoch über der Menge und kundigte dem Volk der Stadt der Uralten den Flug von Realders Drachen an. Aber nicht ohne Bedauern, denn ich wusste, dass mein Katalyst an diesem Tag tun würde, wozu er bestimmt war. Er würde in den Drachen gehen, um in vielen, vielen Jahren eine Veränderung herbeizuführen.« Er hielt kurz inne und lächelte ein bittersüßes Lächeln, wie ich es schon seit Tagen nicht mehr bei ihm gesehen hatte. »Wie muss es sie doch bekümmert haben, Realders Drachen auf Grund von Salz Zögern versagen zu sehen. Vermutlich hat sie geglaubt, ebenfalls versagt zu haben. Doch hätte Realder keinen Drachen geschaffen und hätte dieser Drache nicht versagt, sodass wir ihn noch immer im Steinbruch haben finden können ... was dann, FitzChivalric Weitseher? Du hast an diesem Tag weit zurückgeblickt und einen Weißen Propheten auf einem Gabenpfeiler den Clown spielen sehen. Hast du das alles gesehen?«
    Ich blinzelte. Ich hatte das Gefühl, aus einem Traum aufzuwachen oder vielleicht auch in einen zurückzukehren. Seine Worte weckten Erinnerungen in mir, die ich unmöglich festhalten konnte.
    »Ich werde Realders Drachen die Hahnenkrone geben. Das war der Preis, den er mir genannt hat, als ich zum ersten Mal mit ihm geflogen bin. Er hat gesagt, dass er für immer die Krone tragen wolle, die der Weiße Prophet an jenem Tag getragen hat, als sein Geliebter ihm Lebewohl sagte, bevor er in den Drachen ging.«
    »Der Preis für was?«, fragte ich ihn, doch er antwortete nicht. Stattdessen schob er sich die Krone über den Arm und kletterte vorsichtig den Drachen hoch. Es machte mich traurig, ihn sich so steif bewegen zu sehen. Ich konnte die Spannung seiner neuen Rückenhaut förmlich spüren. Aber ich bot ihm nicht meine Hand an. Ich glaube, das hätte es für uns beide nur schlimmer gemacht. Schließlich stand er hinter ihr auf den Schenkeln des Drachen. Dann nahm er die Krone in beide Hände und setzte sie ihr auf den Kopf. Einen Augenblick lang blieb sie das, was sie war: silbernes Holz. Dann floss die Farbe des Drachen in sie hinein. Die Krone schimmerte golden, die Hahnenköpfe rot, und die edelsteinbesetzten Augen zwinkerten. Die Federn selbst nahmen die Farbe echter Federn an und verloren ihre Steifheit, um sich wie echte Hahnenfedern im Wind zu biegen.
    Die Wangen des Mädchens bekamen eine kräftigere Farbe. Sie schien tief einzuatmen. Ich war fasziniert und erstaunt zugleich. Und dann öffneten sich ihre Augen, so grün wie die Drachenschuppen. Sie schaute mich nicht an, sondern drehte sich auf ihrem Sitz, um zu dem Narren hinaufzublicken, der noch immer hinter ihr stand. Sie griff nach hinten, um sein Kinn zu fassen. Ihre Blicke trafen sich, und gefangen von ihren Augen beugte der Narr sich näher zu ihr hin. Dann legte sie ihm die Hand auf den Hinterkopf und zog seinen Mund auf den ihren.
    Sie küsste ihn. Ich sah die Leidenschaft dessen, was sie mit ihm teilte. Doch es kam mir nicht wie Dankbarkeit vor, und je länger der Kuss andauerte, desto mehr glaubte ich, der Narr hätte sich von ihr gelöst, wenn er denn gekonnt hätte. Er versteifte sich, und seinen Nackenmuskeln war die Anspannung deutlich anzusehen. Er umarmte sie nicht, sondern ballte die Hände vor der Brust zu Fäusten. Und noch immer küsste sie ihn, und ich fürchtete, zusehen zu müssen, wie er mit dem Drachen verschmolz oder in ihren Armen zu Stein erstarrte. Ich fürchtete, was er ihr gab, und ich fürchtete noch mehr, was sie ihm nahm. Hatte er nicht ein Wort von dem gehört, was ich ihm gesagt hatte? Warum hatte er sich meine Warnung nicht zu Herzen genommen?
    Und dann, so plötzlich, wie sie zum Leben erwacht war, ließ sie ihn wieder los. Als wäre es nicht länger von Bedeutung, wandte sie sich von ihm ab und reckte ihr Gesicht wieder ins Sonnenlicht. Ich hatte den Eindruck, als würde sie seufzte. Dann schloss sie die Augen. Sie rührte sich nicht mehr. Die glitzernde Hahnenkrone war Teil des Mädchens-auf-einem-Drachen geworden.
    Doch der Narr erschlaffte und fiel. Einer Ohnmacht nahe stürzte er vom Rücken des Drachen, und ich konnte ihn

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