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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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was sie mir in der Nacht gesagt haben. Glaubt er vielleicht, das sei angenehm? Aber eines Morgens, nachdem ich meine Königin krank vor Sorge verlassen hatte, weil die Hochzeit vielleicht nicht zustande kommen würde, kam mir der Gedanke, dass
ich
womöglich etwas tun könnte. Trotz ihrer Prahlerei und ihren Drohungen kenne ich Tintaglia gut, vielleicht sogar genau deswegen. Also begann ich, sie genauso in ihren Träumen zu belästigen, wie sie es mit mir gemacht hat. Als sie im Schlaf zu mir kam, trat sie nämlich einen Pfad aus, dem ich leicht folgen konnte. Ich hoffe, das ergibt alles noch Sinn für dich.«
    »Das tut es. Aber ich staune immer noch darüber, dass jemand es wagt, solch eine Kreatur zu >belästigen<.«
    »Oh, in der Traumwelt sind wir einander ebenbürtig, wie du dich vielleicht erinnerst. Und ich bezweifele, dass sie den ganzen Weg hierher fliegen würde, nur um ein kleines Menschenweib zu zertrampeln. Außerdem zieht sie es im Gegensatz zu mir vor, tief und ausgiebig zu schlafen, nachdem sie gegessen oder sich gepaart hat. Und ich beschloss, ihr genau zu diesen Zeitpunkten auf die Nerven zu gehen.«
    »Und dann hast du sie gebeten, Eisfeuer zu bitten, nach Mayle zu fliegen und seinen Kopf auf den Herd der Narcheska zu legen?«
    »Sie gebeten? Nein, ich habe es von ihr verlangt. Und als sie gesagt hat, sie würde es nicht tun, habe ich erwidert, sie wäre wohl dazu nicht in der Lage und dass Eisfeuer wohl zu armselig sei, eine Schuld anzuerkennen, obwohl die Menschen alles getan hätten, um ihn zu retten. Ich habe ihr unter die Nase gerieben, dass sie sich vermutlich nicht trauen würde, ihn zu fragen, denn sie nenne sich zwar Königin, ließe sich von ihm aber sagen, was sie zu tun und zu lassen habe. Ich habe ihr gesagt, dass die Paarung wohl ihren Verstand vernebelt hätte. Das hat sie in Rage gebracht, kann ich dir sagen.«
    »Aber woher wusstest du, dass sie darauf eingehen würde?«
    »Das wusste ich nicht. Ich war einfach wütend und habe das Erstbeste gesagt, was mir in den Sinn gekommen ist.« Ich fühlte ihr Seufzen. »Das ist so ein Fehler von mir, einer, der mich an diesem Hof nicht gerade beliebt gemacht hat. Meine Zunge ist einfach zu schnell. Aber ich glaube, das ist die beste Art, um mit einem Drachen zu sprechen. Ich habe ihr gesagt, wenn sie Eisfeuer nicht dazu bringen kann, das Richtige zu tun, brauche sie auch nicht so groß und mächtig zu tun. Ich hasse es, wenn Leute so mächtig tun, obwohl du weißt, dass du nur ein wenig an der Fassade kratzen musst, und sie sind nicht anders als du.« Sie hielt kurz inne und fügte hinzu: »Oder auch Drachen, die so tun. In den Legenden sind sie immer so weise, so unglaublich mächtig...«
    »Sie
sind
unglaublich mächtig«, unterbrach ich sie. »Das kann ich dir versichern!«
    »Schon möglich. Aber Tintaglia ist in mancherlei Hinsicht wie ... wie ich. Pack sie bei ihrem Stolz, und sie glaubt, sie muss dir beweisen, dass sie kann, wovon du behauptet hast, sie könne es nicht. Sie ist ein Plagegeist, oder schlimmer noch: ein Rüpel, wenn sie glaubt, damit durchkommen zu können. Und nur weil sie so lange lebt und mit so vielen Erinnerungen geboren worden ist, benimmt sie sich, als wären wir Motten oder Ameisen und unser Leben nichts wert.«
    »Das klingt, als hättest du dich mit ihr darüber unterhalten.«
    Wieder legte sie eine kurze Pause ein, bevor sie erwiderte: »Tintaglia ist eine interessante Kreatur. Ich glaube nicht, dass ich sie meine Freundin nennen würde. Sie jedoch hält mich wohl dafür, oder genauer: Sie glaubt, dass ich ihr Treue, Verehrung oder was weiß ich schulde, weil sie ein Drache ist. Aber es ist schwer, jemanden >Freund< zu nennen, wenn man weiß, dass diesen Jemand dein Tod genauso wenig kümmern würde, wie es mich kümmert, wenn eine Motte in die Kerzenflamme fliegt. Pffft! Weg. Oh, schade. Als wäre ich nur ein Tier!« Sie schnappte sich eine Blume aus dem Beet neben sich, als wolle sie sie zerpflücken.
    Ich zuckte unwillkürlich zusammen, und sie fühlte das.
    »Nein, ich habe ein Insekt oder einen Fisch gemeint, keinen Wolf.« Dann fügte sie hinzu, als wäre ihr der Gedanke gerade erst gekommen: »Du bist nicht so, wie ich dich in meinem Geist sehe. Das weiß ich inzwischen. Ich weiß, dass du kein Wolf bist. Ich meine, ich betrachte dich nicht als Tier. Habe ich deine Gefühle verletzt?« Rasch befestigte sie die Blume wieder an ihrem Stängel.
    Sie hatte meine Gefühle verletzt, aber ich glaubte nicht,

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