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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verzwickten Argumentation, mit der Chade unsere Herzöge und die Kaempra der Outislander bestimmten Seiten zuordnen wollte, musste ich mich meiner Müdigkeit geschlagen geben.
    »Sagt ihm einfach >Nein<«, schlug ich vor. »Sagt ihm, der Prinz habe seiner Verlobten sein Wort gegeben, und daran könnten und würden weder Ihr noch Chade etwas ändern. Sagt ihm, wenn das ein Fehler ist, dann ist es der Fehler des Prinzen, und durch Fehler zu lernen ist die beste Lehre, die ein junger Mann erhalten kann.«
    Meine Kehle war heiser und mein Mund vom Reden ausgetrocknet. Mein Kopf kam mir wie geschwollen und viel zu schwer für meinen Hals vor, und meine Augen fühlten sich an, als hätte man sie durch Sand gerollt. Ich griff nach der Weinflasche, um uns beiden noch etwas nachzugießen, aber als ich die Hand ausstreckte, hielt Kettricken sie fest. Erstaunt schaute ich sie an. Ihre blauen Augen brannten in einem Feuer, wie ich es noch nie gesehen hatte. Fast hatten sie etwas Wildes an sich.
    »Sag du es ihm, mein Opfer. Sag ihm nicht, dass das von mir käme. Ich möchte, dass du ihm sagst, es sei deine Entscheidung. Sag ihm, dass du das als rechtmäßiger, wenn auch ungekrönter König entschieden hättest.«
    Ich blinzelte. »Das ... das kann ich nicht.«
    »Warum nicht ? «
    Meine Antwort war nicht gerade von Mut geprägt. »Sobald ich diese Haltung einmal angenommen habe, werde ich nicht mehr davon loskommen. Sobald ich mich Chade gegenüber so erkläre, werde ich dieses Recht, das Recht des letzten Wortes, auf immer gegen ihn verteidigen müssen.«
    »Bis Pflichtgetreu die Krone trägt, ja.«
    »Mein Leben würde mir nie mehr selbst gehören.«
    »Das ist das Leben, das schon immer auf dich gewartet hat. Das ist dein Leben, dein eigenes Leben, das du nie angenommen hast. Jetzt nimm es dir.«
    »Habt Ihr darüber mit Pflichtgetreu gesprochen?«
    »Er weiß, dass ich dich das >Opfer< nenne und auch warum. Als ich es ihm gesagt habe, hat er nicht dagegen gesprochen.«
    »Meine Königin, ich...« Ich drückte mir die Hände auf die Schläfen. Ich wollte sagen, dass ich an so etwas nie auch nur gedacht hatte; aber das hatte ich. In der Nacht, da König Listenreich gestorben war, war ich nur zwei Atemzüge davon entfernt gewesen. Ich hatte kurz davor gestanden, mich zu erheben und mir den Thron zu nehmen - nicht für mich, sondern um ihn bis zu Veritas Rückkehr für die Königin zu bewahren. Ich stand kurz davor, mir die Schattenkrone zu nehmen, die sie mir bot. War es wirklich an ihr, sie mir zu geben?
    Chade drängte sich in meine Gedanken.
Es ist schon spät, und ich bin ein alter Mann. Genug jetzt. Sag ihr...
    Nein.
Es war nicht an ihr, sie mir zu geben; es war an mir, sie mir zu nehmen.
Nein, Chade. Unser Prinz hat sein Wort gegeben, und keiner von uns wird daran etwas ändern. Wenn es ein Fehler ist, dann ist es der Fehler des Prinzen, und durch Fehler zu lernen ist die beste Lehre, die ein junger Herrscher erhalten kann.
    Das sind nicht die Worte der Königin.
    Nein. Es sind meine.
    Lange Stille folgte meinen Worten. Ich fühlte, dass Chade noch da war. Fast spürte ich sogar seinen Atem, während er meine Worte aus jedem Blickwinkel betrachtete und abwog. Und als unsere Gedanken sich wieder berührten, fühlte ich sein Lächeln und seltsamerweise auch aufsteigenden Stolz.
    Nun, haben wir nach fünfzehn Jahren endlich wieder einen echten Weitseher auf dem Thron?
    Ich schwieg. Und wartete. Ich wartete auf Spott oder Trotz, auf eine Herausforderung.
    Ich werde dem Prinzen mitteilen, dass seine Entscheidung bestätigt worden ist, und den Kaempra der Outislander unsere Einladung übermitteln. Wie Ihr es wünscht, König Fitz.

Unser Verlust ist groß, und alles wegen der Dummheit einer Wette unter Novizen, die nicht klüger als Kinder sind. Auf Befehl von Gabenmeister Kniebaum werden alle Markierungen von den Zeugensteinen entfernt. Auf Befehl von Gabenmeister Kniebaum ist es fortan allen Gabenkandidaten und Novizen verboten, zu den Zeugensteinen zu gehen, es sei denn in Begleitung eines Gabenmeisters. Auf Befehl von Gabenmeister Kniebaum ist jegliches Wissen über die Zeugensteine fortan den Kandidaten für den Meisterstatus vorbehalten.
    Wiederentdeckte Gabenschrift

    Als ich im Morgengrauen die Geheimtreppe zu Chades Turmzimmer hinaufstieg, war ich vollkommen übermüdet. Ich konnte keinen zusammenhängenden Gedanken mehr formulieren. Chade und Prinz Pflichtgetreu würden an diesem Nachmittag nach Hause aufbrechen. Bis

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