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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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darüber, dass ich Euch in dieser Frage nicht beraten muss.«
    Wieder war da diese Andeutung eines Lächelns. »Das wirst du aber, wenn ich dich darum bitte.«
    Kurz schwieg ich und dachte nach.
    »Ist dein Stuhl eigentlich bequem?«, fragte die Königin fürsorglich. »Du rutschst darauf herum, als wäre es ein Ameisenhügel.«
    Ich lehnte mich entschlossen zurück. »Ich würde einen Mittelweg suchen. Sicherlich würde es die Herzöge freuen, wenn der Prinz verheiratet wäre und am besten möglichst rasch einen Erben vorweisen könnte. Aber er ist noch sehr jung, eigentlich
zu
jung, um zum König-zur-Rechten ernannt zu werden. Die Hochzeit und der Titel können vielleicht noch warten. Lasst die Narcheska noch einige Zeit mit ihrer Mutter und Schwester verbringen. Ich war dort, und ich habe gesehen, wie die Macht dort ausgeübt wird. Obwohl Oerttre nach wie vor die Narcheska ist, wird Ellianias Abreise genauso einer Abdankung gleichkommen wie damals, als mein Vater die Krone an Veritas weitergegeben hat. Einige werden in Frage stellen, wer den Titel erben soll, und solange Elliania noch dort ist, kann sie die Ansprüche ihrer jüngeren Schwester sichern. Außerdem denke ich, dass es im besten Interesse der Sechs Provinzen wäre, dafür zu sorgen, dass ihre Familie in direkter Linie an der Macht bleibt. Unsere Herzöge kann man in anderer Hinsicht besänftigen. Der Handel wird ihre Schatullen füllen, und die Glans des Narwals und des Ebers sind nicht die Einzigen, die Interesse an unseren Waren haben. Stoßt die Tore weit auf. Ladet ihre Kaempra ein, ihre Kriegsführer. Es sind allesamt Männer, und die werden keine Skrupel haben, ihre Mütterhäuser zu verlassen, wenn sie dadurch einen wirtschaftlichen Vorteil erzielen können.
Das
können sie am Erntefest feiern. Beginnt sofort mit den Vorbereitungen für ein Erntefest, das den Outislandern alle Reichtümer der Sechs Provinzen vor Augen führt. Feiert jetzt erst einmal die Handelsvereinbarungen, und lasst die Hochzeit den Schlussstein sein, wenn es so weit ist.«
    Kettricken lehnte sich zurück und musterte mich aufmerksam. »Wann hast du eigentlich einen solch scharfen Verstand entwickelt, FitzChivalric?«
    »Ein weiser Mann hat mir einmal gesagt, dass Diplomatie der Samthandschuh sei, der die Faust der Mächtigen umhüllt. Überzeugung, nicht Gewalt, funktioniert am besten und zeigt die nachhaltigsten Erfolge. Handelt im besten Interesse der Herzöge, und sie werden sich später mehr als freuen, die Narcheska willkommen heißen zu dürfen.«
    Ich sagte ihr nicht, dass Chade mir das gesagt hatte, als er noch zufrieden damit gewesen war, im Verborgenen zu arbeiten.
    »Ich wünschte nur, dieser weise Mann würde sich selbst daran erinnern«, sagte Kettricken. »Teil ihm deine Gedanken mit, aber drück dich so aus, als käme die Idee von mir.«
    Ich sehnte mich danach, nicht an Chades Feilscherei mit der Königin teilnehmen zu müssen, doch es war nicht zu vermeiden. Deutlicher, als ich es mir je gewünscht hatte, wurde ich Zeuge ihres subtilen Kampfs um die Macht der Weitseher. Alter und Erfahrung waren auf Chades Seite. Ich zuckte mehrere Male unwillkürlich zusammen, als er darauf bestand, dass ihre Erziehung in den Bergen Kettricken für die Notwendigkeit blind mache, den Äußeren Inseln gegenüber Stärke zu beweisen. Natürlich war mir klar gewesen, dass Chade sich schon seit langem eine eigene Machtbasis geschaffen hatte. Ich glaube auch nicht, dass er es böse meinte. Ich denke, er hat wirklich geglaubt, zum Wohl der Sechs Provinzen zu handeln. Hätte ich die Macht des Throns schon so lange manipuliert, hätte ich ohne Zweifel auch geglaubt, gewisse Rechte zu haben. Gleichzeitig sah ich aber auch in aller Deutlichkeit, dass Pflichtgetreu eine leere Krone erben würde, sollte Kettricken nicht standhaft bleiben.
    Und so begann ich gegen meinen Willen, Kettricken Vorschläge zu unterbreiten, um Chade auszumanövrieren, und stellte mich damit ganz auf ihre Seite. Ich bin sicher, dass es nicht lange gedauert hat, bis Chade dessen gewahr geworden ist. Und doch schien der listige alte Dachs das Spiel deshalb sogar noch mehr zu genießen, während er immer neue Bedenken und Argumente formulierte. Die Nacht nahm ihren Lauf, und schließlich war das Morgengrauen nicht mehr fern. Dennoch diskutierte der alte Mann unermüdlich weiter; nur mir fielen allmählich die Augen zu, und meine Königin wurde immer blasser.
    Schließlich, während einer Pause in einer besonders

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