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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Wir zitterten beide vor Kälte, doch in meinen Händen hatte ich bereits wieder ein wenig Gefühl. Grob rieb ich dem Narren die seinen, ohne seinen Protest ob der Schmerzen zu beachten. Als er die Hände wieder öffnen und schließen konnte, reichte ich ihm sein Messer. Ungeschickt packte er es, nickte aber, als ich ihm sagte, er solle es bereithalten.
    »Wenn wir erst am Fuß der Treppe angelangt sind«, sagte ich und ignorierte geflissentlich, wie schwer uns das fallen würde, »werden wir dem Hauptgang folgen müssen. Das ist jetzt unsere einzige Hoffnung.«
    »Fitz«, begann der Narr in ernstem Ton, hielt ob meines Blickes jedoch sofort inne. Ich wusste, dass er mir hatte sagen wollen, wie hoffnungslos das alles war. Ich verabschiedete mich von dem Drachen. Er schlief wieder, und auch mit der Alten Macht konnte ich sein Leben nicht mehr fühlen. Warum? Stumm fragte ich ihn.
Warum bist du hier, und warum muss Elliania deinen Kopf haben?
Dann kehrte ich ihm den Rücken zu, und der Narr folgte mir auf unserem langen Abstieg.
    Hinunter ging es noch qualvoller als hinauf. Wir waren noch immer müde, hungrig und durchgefroren. Irgendwann hörte ich auf zu zählen, wie oft ich ausrutschte und fiel. Der Narr stolperte neben mir her. Ich rechnete ständig damit, dass uns jemand entgegenkommen würde, um den Drachen weiterzuquälen, doch die Treppe blieb blau, kalt, still und vollkommen gleichgültig unserem Leiden gegenüber. Wenn wir Durst bekamen, brachen wir Eisbrocken aus der Wand, um daran zu saugen. Das war der einzige Trost, den wir uns selbst zu spenden vermochten.
    Schließlich erreichten wir den Fuß der Treppe. Fast war es eine Überraschung, als der Hauptgang plötzlich hinter einer Biegung auftauchte. Nach Luft ringend krochen wir weiter, um um die letzte Ecke zu spähen. Ich fühlte niemanden, doch unsere Entdeckung der Gewandelten in den Verliesen hatte mich daran erinnert, dass es Gefahren gab, die ich mit der Alten Macht nicht im Vorhinein wahrnehmen konnte. Doch der Gang war breit und leer und still. »Weiter«, flüsterte ich.
    »Der wird uns nicht hinausführen.« Der Narr sprach in normalem Tonfall. Seine goldene Haut hatte eine ungesunde Mattheit angenommen, als würde das Leben sich bereits aus ihm zurückziehen, und seine Stimme klang tonlos. »Dieser Gang führt zu ihr. Das muss er. Wenn wir ihm folgen, gehen wir in den Tod. Nicht dass uns eine Wahl bliebe. Wie du vorhin erklärt hast, ist manchmal jede Wahl schlecht.«
    Ich seufzte. »Und was schlägst du vor? Sollen wir wieder zum Wasser zurück und darauf warten, dass jemand mit einem Boot vorbeikommt, den wir dann töten können, bevor er uns tötet? Oder sollen wir wieder durch die Eisspalten in die Dunkelheit zurückkehren?«
    »Ich denke...«, begann er unsicher. Dann versteifte er sich plötzlich. Ich wirbelte herum, um zu sehen, wohin er deutete. »Der Schwarze Mann!«, keuchte er.
    Er war es - derselbe Mann, den Dick und ich kurz gesehen hatten. Er stand vor uns an der ersten Biegung des breiten Gangs und hatte die Hände vor der Brust gefaltet, als hätte er darauf gewartet, dass wir ihn bemerkten. Er war ganz in Schwarz gewandet: Tunika, Hose und Stiefel. Seine langen Haare waren ebenso schwarz wie seine Augen und seine Haut. Fast schien es, als wäre er aus dem gleichen Stoff gemacht wie seine Kleidung. Und wie zuvor vermochte ich ihn nicht mit der Alten Macht wahrzunehmen. Einen Augenblick lang stand er einfach nur da und starrte uns an. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und schritt rasch davon. »Warte!«, rief der Narr ihm hinterher und wollte ihm folgen. Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm zu rennen. Ich weiß nur, dass ich ihm hinterhereilte und mich meine tauben Füße jedes Mal erschraken, wenn sie den eisigen Boden berührten. Der Schwarze Mann blickte zu uns zurück und floh. Das Laufen schien ihm keinerlei Mühe zu bereiten, und doch entfernte er sich nicht von uns. Seine Füße verursachten keinerlei Geräusch.
    Leichtfüßig rannte der Narr ihm eine Zeit lang hinterher, und ich folgte ihm stapfend. Dann verließ ihn die Kraft, und er fiel plötzlich zurück. Noch immer hatte der Schwarze Mann den Abstand zu uns nicht vergrößert. Er blieb vor uns, in Sichtweite, aber unerreichbar, ein neckisches Phantom. Trotz der tiefen Atemzüge, die ich beim Laufen nahm, konnte ich ihn nicht riechen.
    »Er ist nicht real! Er ist Magie, irgendeine Art Trick.« Ich schnappte ob der Worte des Narren nach Luft, aber ich glaubte ihm

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