Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
zu können. Einige glauben, dass dieser Handel genügend Profit abwerfen könnte, um den Hetgurd davon zu überzeugen, die Überfälle gänzlich einzustellen. Ich weiß nicht, ob der Hetgurd die Macht dazu hat, aber wenn die Herzöge die Handelsvereinbarungen vom Ende der Überfälle abhängig machen, könnte es vielleicht funktionieren. Es wird dich womöglich überraschen, aber es gibt schon Gerüchte über Eheangebote unseres Adels an die Glans der Äußeren Inseln. Was die Kaempra betrifft, so haben sie wiederholt angeboten, sich unseren >Mütterhäusern< anzuschließen, sodass wir unsere Edelleute haben warnen müssen, dass auf den Äußeren Inseln eine Ehe nicht unbedingt beständig ist. Einige Verbindungen könnten aber funktionieren. Mehrere unserer großen Adelshäuser haben jüngere Söhne, die sie den Glans anbieten können.«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schenkte sich nun selbst auch etwas Branntwein ein. »Vielleicht wird es sogar zu einem beständigen Frieden kommen, Fitz. Frieden mit den Outislandern für den Rest meines Lebens. Um die Wahrheit zu sagen, habe ich nie geglaubt, das noch zu erleben.« Er nippte an seinem Glas und fügte hinzu: »Obwohl ich die Hühner nicht zählen will, bevor sie geschlüpft sind. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Ich würde Pflichtgetreu gerne noch vor Ende des Winters als König-zur-Rechten sehen, aber dazu ist wohl noch viel Arbeit nötig. Der Junge ist recht ungestüm. Ich habe ihn immer wieder daran erinnert, dass ein König seine Krone auf dem Kopf und nicht auf dem Herzen trägt - oder gar noch tiefer. Er muss seinen Herzögen die Vernunft eines Mannes zeigen, nicht die Leidenschaft eines Jünglings. Sowohl Tilth als auch Farrow haben durchsickern lassen, dass sie ihn erst verheiratet sehen und ihn ein paar Jahre zur Ruhe kommen lassen wollen, bevor sie darüber nachdenken, ihn zum König-zur-Rechten auszurufen.«
Ich schob ihm mein Glas zu, und er füllte es wieder. »Du sagst nichts von den Drachen. Dann hat es mit ihnen also keine Probleme gegeben?«
Chade lächelte mich schief an. »Ich glaube, unser Volk der Sechs Provinzen ist ein wenig enttäuscht, dass sie noch nicht einmal eine Schuppe von ihnen gesehen haben. Sie hätten es genossen, wenn Eisfeuer durch unser Tor gebrochen wäre, um seinen Kopf der Königin zu präsentieren - oder zumindest glauben sie, dass sie das genossen hätten. Was mich betrifft, so bin ich mit der Situation eigentlich ganz zufrieden. Aus der Ferne betrachtet sind Drachen die faszinierenden und edlen Wesen aus den Legenden. Nach den Erfahrungen, die ich aus der Nähe mit ihnen machen durfte, vermute ich jedoch, dass sie einfach edel rülpsen würden, nachdem sie mich verschlungen haben.«
»Glaubst du, sie sind wieder nach Bingtown zurückgekehrt?«
»Eindeutig nein. Vergangene Woche ist ein Bote der Händler gekommen und hat nach Tintaglia gefragt. Aus ihrer Botschaft konnte ich nicht herauslesen, ob sie sich tatsächlich Sorgen um sie machen oder ob sie schlicht ihr Monopol auf Drachen in Gefahr sehen. Ich wollte ihnen gerade sagen, dass wir nicht wüssten, was aus ihnen geworden ist, nachdem Eisfeuer im Mütterhaus der Narwale war, da hat Nessel sich zu Wort gemeldet. Sie hat ihnen erklärt, Eisfeuer und Tintaglia würden fressen und sich paaren, und das würde all ihre Aufmerksamkeit beanspruchen. Wo wollte sie jedoch nicht verraten. Außerdem hat sie nur sporadisch Kontakt zu Tintaglia, und ein Drache hat ein anderes Geografieverständnis als wir. Aber sie fressen Seebären; daher nehme ich an, dass sie sich irgendwo nördlich von uns befinden. Wenn sie nach Bingtown zurückfliegen, werden wir sie vielleicht sehen.«
»Ich habe das Gefühl, das war nicht das Letzte, was wir von ihnen gehört haben. Aber was ist hier geschehen? Ist die Angelegenheit mit dem Alten Blut gelöst?«
»Das Alte Blut hat während unserer Abwesenheit viel Blut vergossen. Mehrere unserer Herzogtümer mussten entsetzt feststellen, dass das Alte Blut weiter im Adel verbreitet ist, als irgendjemand vermutet hat. Es gibt sogar Gerüchte, dass Zelerita von Bearns durch die Augen ihres Falken schaut. Wie schockierend. Solche Geschichten kommen auf, wenn alte Wunden aufbrechen und Mord auf Mord folgt. Kettricken hatte viel zu tun, um die Ordnung zu bewahren. Das Wesentliche an der Sache ist jedoch, dass jene vom Alten Blut ihr Haus grundlich von der >Plage der Gescheckten< befreit haben. Web war entsetzt ob der Nachrichten, die
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