Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
mich darum zu kümmern. Er sagte mir, das sollte ich auch besser, und biss mir zur Ermahnung in den Finger.
    Dann verließ ich das Arbeitszimmer wieder und schlich in die Haupträume der Burg zurück. Ich wusste, dass Merle wegen der fremden Barden eine gewisse Neugier entwickelt haben würde. Also ging ich in den Raum, wo die Barden für gewöhnlich übten, und wurde dort großzügig bewirtet. Der Raum war voll mit Künstlern, die auf ihre prahlerische Art im Wettstreit miteinander lagen, doch von Merle keine Spur. Dann suchte ich sie in der Großen Halle, wieder ohne Erfolg. Ich hatte schon aufgegeben und wollte gerade nach Burgstadt hinuntergehen, als ich sie in den Frauengärten entdeckte. In Begleitung einiger Damen schlenderte sie den Weg entlang.
    Ich wartete, bis ich sicher war, dass sie mich gesehen hatte, und ging dann zu einer abgelegenen Bank. Ich war sicher, dass sie mich dort finden würde, und ich musste nicht lange warten. Aber als sie sich neben mich setzte, begrüßte sie mich mit den Worten: »Das ist nicht klug. Wenn man uns sieht, wird es Gerede geben.«
    Ich hatte sie noch nie deswegen Bedenken äußern hören, und es überraschte mich und verletzte meine Gefühle. »Dann will ich dir meine Frage stellen und mich wieder auf den Weg machen. Ich will in die Stadt und nach Harm suchen. Ich habe gehört, dass er öfter in einer Bardentaverne zu finden ist. Ich dachte, du wüsstest vielleicht, in welcher.«
    Sie wirkte überrascht. »Es ist schon lange her, seit ich zum letzten Mal in einer Bardentaverne gewesen bin. Mindestens vier Monate.« Sie lehnte sich auf der Bank zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte mich erwartungsvoll an.
    »Hast du nicht wenigstens eine Vermutung?«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Der >Pelikanschnabel<. Die jüngeren Barden gehen gerne dorthin, um Trinklieder zu singen und neue Verse zu schreiben. Es ist ein ziemlich rauer Laden.« Sie klang, als würde sie das missbilligen. Ich hob die Augenbrauen, und sie stellte klar: »Für junge Leute, für die Singen und Geschichten erzählen noch etwas Neues ist, ist der Ort nicht schlecht, aber wohl kaum angemessen für mich in diesen Tagen.«
    »Angemessen?«, fragte ich und kämpfte mit einem Grinsen. »Seit wann kümmert es dich denn, was >angemessen< ist, Merle?«
    Sie wandte den Blick von mir ab und schüttelte den Kopf, und sie schaute mir nicht in die Augen, als sie sagte: »Du darfst nicht mehr so vertraut mit mir sprechen, Tom Dachsenbless, und ich kann mich nicht mehr allein mit dir treffen so wie jetzt. Diese Zeiten sind für mich vorbei.«
    »Was ist bloß los mit dir?«, platzte ich entsetzt heraus und auch ein wenig verletzt.
    »Was mit mir los ist? Bist du blind, Mann? Schau mich doch an.« Sie stand stolz auf und legte die Hände auf den Bauch. Ich hatte schon größere Bäuche an kleineren Frauen gesehen. Es war mehr ihre Haltung als seine Größe, die es mir verriet. »Du bekommst ein Kind?«, fragte ich ungläubig.
    Sie atmete tief durch, und ein zittriges Lächeln erhellte ihr Gesicht. Plötzlich sprach sie mit mir wieder wie die alte Merle, und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. »Es ist fast ein Wunder. Die Heilerin, die Lord Fischer für mich geholt hat, sagt, dass eine Frau manchmal empfangen kann, wenn ihre Chancen dafür eigentlich schon vorbei sind. Und das ist mir passiert. O Fitz, ich bekomme ein Baby, ein eigenes Kind. Ich liebe es jetzt bereits so sehr, dass ich Tag und Nacht kaum noch an etwas anderes denken kann.«
    Sie strahlte förmlich vor Glück. Ich blinzelte. Manchmal hatte sie gesagt, dass Bitterkeit sie unfruchtbar gemacht hätte, dass ihre Unfähigkeit, ein Kind zu bekommen, es ihr unmöglich machen würde, je ein sicheres Heim oder einen treu sorgenden Ehemann zu bekommen. Aber nie hatte sie in all den Jahren von ihrer tiefen Sehnsucht nach einem Kind gesprochen. Das erstaunte mich. »Ich freue mich für dich«, sagte ich und meinte es auch so. »Das tue ich wirklich.«
    »Ich wusste, dass dich das freuen würde.« Kurz berührte sie meinen Handrücken. Die Tage, da wir einander mit einer Umarmung begrüßt hatten, waren vorbei. »Und ich wusste auch, dass du verstehen würdest, warum ich mein Leben ändern musste. Nicht der Hauch eines Skandals soll die Zukunft meines Kindes trüben. Ich muss jetzt eine ordentliche Mutter werden und darf mich nur noch um die Belange meines Haushalts kümmern.«
    Kurz, ganz kurz, empfand ich sogar furchtbaren Neid.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher