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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Der Bote stand vor der Königin. Er keuchte noch immer, und sein Stab wies ihn als königlichen Kurier aus, den niemand aufhalten durfte. Einen Augenblick später war Chade an Kettrickens Seite, und dann stieg der Prinz die Empore zu ihr hinauf. Sie zeigte den beiden die geöffnete Schriftrolle. Dann hob sie sie in die Höhe, und Schweigen senkte sich über den Raum.
    »Gute Kunde! Ein Schiff mit dem Zeichen der Narwale hat im Hafen angelegt«, verkundete sie. »Wie es aussieht, wird Kaempra Peottre vom Narwalclan morgen das Erntefest mit uns feiern.«
    Das waren wunderbare Neuigkeiten, und Arkon Blutklinges freudiger Schrei übertönte deutlich das höfliche Murmeln der Herzöge und Herzoginnen. Ein Outislander schlug dem Herzog von Tilth auf den Rücken. Der Prinz nickte den Versammelten freudig zu und winkte dann den Musikern, die daraufhin eine fröhlich-festliche Melodie anstimmten. Es gab kaum Platz zum Tanzen, aber das schien den Menschen nichts auszumachen. Dann lichtete sich die Menge ein wenig, als die Ersten aus der Halle flohen, um frische Luft zu schnappen, sich die Beine zu vertreten oder auch nur die Neuigkeiten weiterzuverbreiten. Das Puppenstück ging zu Ende, und ich sah, wie Chivalric und Nessel ihre kleineren Geschwister zusammentrieben und aus dem Raum führten. Andere Kinder wurden ebenfalls hinausgescheucht. Gerade als ich glaubte, ohne Einsatz meiner Ellbogen zur Tür durchkommen zu können, wurden draußen aufgeregte Stimmen laut. Fast sofort strömten
die
Menschen wieder in die Halle. Ich spürte, wie mich jemand am Ärmel zupfte, und als ich mich umdrehte, sah ich Litzel neben mir stehen. »Komm. Setz dich zu uns, Junge. Wir werden dich verstecken.«
    Und so fand ich mich kurz darauf auf einer Bank zwischen Philia und Litzel wieder, die so unauffällig dreinblickten wie ein Fuchs im Hühnerstall. Ich ließ die Schultern hängen, verbarg mein Gesicht in einem Krug Cidre und wartete darauf zu erfahren, was der Grund für diesen neuerlichen Aufruhr war.
    Es war Peottres Ankunft, dachte ich, als ich ihn in der Tür stehen sah. Doch der Lärm draußen war größer, als solch ein Ereignis gerechtfertigt hätte, und Peottres Gesichtsausdruck verriet, dass etwas Bedeutsames bevorstand. Er hob beide Arme über den Kopf und rief mit lauter Stimme: »Macht den Weg frei! Macht Platz!«
    Das war in dem überfüllten Raum leichter gesagt als getan, und doch versuchten es die Menschen. Gemessenen Schrittes ging Peottre als Erster hinein, und dann, hinter ihm, kam ein Anblick, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Elliania trug einen blauen Kapuzenmantel. Die Kapuze war mit weißem Pelz abgesetzt, der ihr glänzendes schwarzes Haar und ihre schwarzen Augen betonte. Der Mantel selbst reichte bis zum Boden und schleifte sogar noch ein Stück hinter ihr her. Er war bocksblau und über und über mit Böcken und Narwalen bestickt, die umeinander sprangen. Ihre Augen bestanden aus winzigen, funkelnden weißen Edelsteinen, sodass es aussah, als trage Elliania den sommerlichen Nachthimmel, als sie den Raum betrat.
    Prinz Pflichtgetreu blieb auf der Empore neben seiner Mutter. Dann blickte er zu Elliania hinunter, und niemand im Raum vermochte zu leugnen, wie sehr es ihn freute, sie zu sehen. Er sagte kein Wort, weder zu Chade noch zur Königin. Auch kümmerten ihn die zwei Stufen nicht, sondern sprang einfach hinunter. Bei seinem Anblick warf Elliania die Kapuze zurück und lief ihm entgegen. Sie trafen sich mitten in der Großen Halle. Als sie sich an den Händen nahmen, hallte ihre klare, frohe Stimme durch den Raum. »Ich konnte nicht warten. Ich konnte nicht bis zum Winter warten und erst recht nicht bis zum Frühling. Ich bin hier, um dich zu heiraten, und ich werde mein Bestes tun, nach euren Sitten und Gebräuchen zu leben, so fremdartig sie mir auch erscheinen mögen.«
    Der Prinz blickte zu ihr hinunter. Ich sah, wie sein Gesicht vor Freude erstrahlte, und dann sah ich sein Zögern. Ich sah, wie er nach den geeigneten Worten suchte, wie er verzweifelt darum rang, das Richtige vor seinem Volk zu sagen. Elliania schaute zu ihm hinauf, und das Licht in ihrem Gesicht wurde schwächer, während Pflichtgetreu mit einer angemessenen Antwort rang.
    Wild rief ich ihm über die Gabe zu:
Sag ihr, dass du auch nicht warten kannst. Sag ihr, dass du sie liebst, dass du sie auf der Stelle heiraten wirst. Liebe, die von so weit kommt, zu solch einem Preis, lässt man nicht warten! Eine Frau muss
jetzt
geliebt

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