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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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den Schmerz zu nehmen. Ich ließ meine Seele in den gefangenen Leib zurückkehren und erfuhr erneut die Verzweiflung darüber, dass der Tod nicht kommen wollte. Ich stieß das Leben aus meinem Körper und hielt es zurück, doch nur, damit es sofort wieder zurückfließen konnte, wenn meine Wachsamkeit auch nur einen Augenblick nachließ.
    Süße Eda, warst das wirklich du? So gefangen? Ich dachte, dass wäre nur einer deiner Albträume gewesen!
    Nessels Entsetzen riss mich fast aus meiner Verzweiflung, doch in diesem Augenblick fühlte ich erneut, wie der Drache auf das Ufer des Lebens zuraste. In diesem Moment berührten wir uns und wurden eins. Sein Albtraum und der meine waren derselbe, und ich fühlte, wie Nessels Bewusstsein von meinem Albtraum in die dunklen Tiefen des seinen floss.
    Nur einen Augenblick später erkannte ich das ganze Ausmaß meines Fehlers. Sein Traum schloss sich um sie und zog sie mit seinem Leben nach unten. Ich hörte Nessels verhallendes Heulen ob der vollkommenen Fremdartigkeit des Bewusstseins, das sie nun umgab.
    Ich schnappte nach Luft, und dann war sie verschwunden, versunken in der teerigen Dunkelheit.
    Erfolglos griff ich mit der Gabe nach ihr. Es war, als würde ich in kaltem, schwarzem Wasser tasten. Und dann war ich mir des Drachen nicht länger bewusst, und meine Tochter wurde mit ihm hinabgerissen, hinab in den Tod, den er so leidenschaftlich suchte.
    Ich hatte einmal einen großen Fisch aus dem Wasser springen, eine Möwe beim Schnabel packen und nach unten ziehen gesehen. So ähnlich war es hier auch gewesen. Im einen Moment war Nessel noch bei mir gewesen, bereit, meine Bitte zu erfüllen, und nun war sie verschwunden, hinabgerissen an einen Ort, den ich mir noch nicht einmal vorstellen konnte. Ich hatte, unbewaffnet und ohne Ausbildung in der Gabe, sie in diese Gefahr gebracht. Sie war auf meine Bitte hin gegangen. Das Ausmaß meiner Dummheit drehte mir den Magen um. Ich konnte weder blinzeln noch atmen.
    Ich hatte meine Tochter an einen Drachen verfüttert.
    Ich versuchte, es rückgängig zu machen, versuchte, mit bloßer Willenskraft die Zeit zurückzudrehen. Es war einfach unmöglich, dass etwas derart Schreckliches so schnell hatte geschehen können, unmöglich, dass man einen solch furchtbaren Fehler nicht wieder beheben konnte. Allein die Ungerechtigkeit des Ganzen ließ es schon unmöglich erscheinen. Nessel hatte nichts getan, wodurch sie sich ein solches Ende verdient hätte. Es war alles meine Schuld; dieses Schicksal hätte
mich
treffen sollen. Das Entsetzen höhlte mich aus, während ich mit den Fäusten gegen die Wirklichkeit anhämmerte. Ich konnte, konnte, konnte diese Torheit nicht wieder rückgängig machen. Was war nur in mich gefahren? Warum hatte ich nicht innegehalten und nachgedacht, bevor ich sie in den Traum des Drachen geworfen hatte?
    Vage wurde ich mir der anderen bewusst.
    Wo ist sie hin? Was ist passiert?
Das kam von Pflichtgetreu.
    Sie ist in den Drachen gegangen. Ich war dort. Die Musik ist groß, aber er lässt dich nicht gehen. Erfindet dich nicht, und es ist ihm egal. Du musst seine Musik sein, dort unten. Kein Platzfür deine eigene Musik.
Dicks Gedanken waren voller Ehrfurcht und Angst.
    Aber schlimmer noch war Chades jammervolles:
Oh, Fitz, was hast du getan ? Was hast du getan ?
    Ich wollte sterben, wenn Sterben mir die Scham und die Reue nehmen würde. Ich
musste
sterben, denn ich konnte nicht mit diesen Gefühlen leben.
    Und an diesem schrecklichen Ort berührte ich erneut den Drachen. Ich berührte ihn und wusste, dass er meine Botschaft durch Nessel erhalten hatte. Er hatte sie entgegengenommen und mehr von ihr zu wissen verlangt, Dinge, zu denen sie ihm nichts sagen konnte. Er hatte sie weit aufgerissen und entleert, ein nutzloses junges Menschenweib voller bedeutungsloser Fantasien. Und so hatte er sie beiseite geworfen, sie in die Gabe zurückgespieen, ein unverdauliches Stück Abfall. Wie ein gedankenloses Kind, das sich die Flügelreste eines toten Schmetterlings vom Arm wischt, hatte er sie schlicht weggeworfen. Unvorbereitet kam sie wieder hervor, ein blasser Tinten tropfen in einem reißenden Fluss.
    Und nun hatte der Drache mich gefunden. Wortlos brüllte er in mein Wesen und riss mich bis zum Herz der Gabe auf, wie man Schorf von einer alten Wunde reißt. Es war jedoch nicht die Gabe, die unseren Geist miteinander verband, doch auf seltsame Art damit verwandt. Und in diesem Augenblick entglitt alles meinen Händen. Denn

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