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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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liebe.
    Mir blieb nur ein Moment, um mich zu fragen, was er da getan hatte und dazu noch so mühelos. Dann schien er mich zu fühlen und warf mich aus seinem Traum. Ich gehörte nicht dorthin. Doch selbst diese Tat war eine Anerkennung meiner Form. Er hatte mich wieder zusammengefügt, um mich aus seiner Welt zu werfen, und plötzlich packte mich Pflichtgetreu.
Fitz! Da bist du ja! Wir dachten schon, du wärst verloren.
    Warum hast du uns verraten? Was hast du getan? Wo ist das Mädchen?,
verlangte Chade zu wissen.
    Nessel geht es gut. Ich habe sie gesund gemacht. Jetzt werde ich auch ihn wieder gesund machen,
schlug Dick pragmatisch vor.
    Und ohne Vorwarnung stieß er mich in meinen Körper zurück, und damit war die Sache erledigt.
    Keuchend lag ich auf dem Boden des Eistunnels. Als ich meine Augen wieder öffnete, war die Welt rot und schwarz. Dann erkannte ich, dass ich auf den glühenden Inhalt des Kessels blickte. Ich spürte den Pulverkrug unter meinen Fingern. Er rollte mir nach, als ich rasch von der Hitze wegkroch. Über irgendetwas nachzudenken erschien mir zu schwierig. Irgendwo, um mich herum, in mir drin und unter mir, sprachen die Drachen miteinander. Ihr Gespräch fühlte sich wie Donner an. Ich verspürte nicht den Wunsch, an dieser Vereinigung teilzuhaben. Gerade wäre ich fast dadurch gestorben. Ich nahm all meine Kraft zusammen, und es gelang mir, die Knie unter den Leib zu bekommen. Kriechen würde also funktionieren, sagte ich mir. Ich konnte raus.
    Dann passierten drei Dinge gleichzeitig. Ich hörte, wie Pflichtgetreu mir vom Tunneleingang aus zurief. Zugleich spürte ich ein plötzliches Krachen im Eis unter meiner Hand, und eine gezackte Linie raste auf das Licht der Morgendämmerung zu, das ich nun vom Eingang her sehen konnte. Und als wäre das alles noch nicht genug, drang die Bleiche Frau in meinen Geist ein.
    Sie verfügte über die Gabe. Das hätte ich wissen und vorsichtiger sein müssen. Nun schaute sie mit ihren farblosen Augen durch meine Seele und durchbohrte mich mit ihrem Hass. Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht.
Du hast gewählt, Bastardkönig. Du hast einen Drachen deinem Geliebten vorgezogen, und du wirst mit dieser Entscheidung leben müssen. Wie auch er. Zumindest für kurze Zeit. Bis ich dich sehen lasse,
was
du dir da ausgesucht hast!
    Und dann war sie verschwunden und ließ mich elend und von dem Kontakt beschmutzt zurück. Solch ein Hass und solch eine Bosheit kennen keine Grenzen, und ich wusste, dass ich dem Narren jedes bisschen Schmerz verschafft hatte, das sie ihm zufügen konnte, bevor sein Geist verloren war. Mein Rückgrat wurde weich wie Butter, und ich brach auf dem Boden zusammen. Mir fehlte sowohl die Kraft als auch der Wille weiterzugehen. Wieder spürte ich diese vage Regung unter mir, und ich hörte die seltsam schrillen Laute des empörten Eises. Dann kehrte wieder Stille ein. Ich sehnte mich danach, mich wie Eisfeuer ins Eis zu stürzen und dort meinen Tod zu suchen, doch Pflichtgetreu kniete an meiner Seite und schüttelte mich wild.
    »Steh auf, Fitz. Steh auf! Wir müssen hier raus. Der Drache rührt sich, und das Eis bricht. Er könnte es über uns zusammenbrechen lassen. Steh auf!«
    Und als ich das nicht konnte, packte er mich am Kragen und zog mich aus dem Tunnel in die Ausgrabung und über die Rampe hinauf in die Welt des Lichts und der Menschen.

Und als der zum Krieger gewordene Hirte des Wetzens seiner Klinge an der undurchdringlichen Haut des Drachen überdrüssig geworden war; ließ er sich keuchend und schwitzend zurückfallen. Doch im selben Augenblick, da er wieder genügend Atem hatte, ihn zu verfluchen, machte er sich erneut ans Werk und sagte, dass er furchtbare Rache an der Kreatur nehmen würde, die seine gesamte Herde gefressen hatte.
    Bei diesen Worten wachte der satte Drache aus seinem Schlaf auf. Langsamer als der Sonnenaufgang hob er den Kopf und öffnete die Augen. Er blickte auf den Mann und dessen Klinge hinunter, und seine großen grünen Augen wirbelten wie ein Malstrom. Manche sagen, sie seien wie Strudel in der Tiefe gewesen und dass sie Herdersons Seele einfach hinabgezogen und ihn so zum Diener des Drachen gemacht hätten. Andere wiederum behaupten, Herderson sei vor dem Blick des Drachen standhaft geblieben, und erst als der Drache ihm seinen Atem ins Gesicht geblasen hatte, sei er der Kreatur Untertan geworden. Was wirklich geschah, ist schwer zu sagen, denn jene, die sich versammelt hatten, um zu

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