Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
gewirkt aus vielen misstönenden Leben, schlammgrau wie ungebrannter Ton. Mit der Alten Macht fühlte ich seinen unbändigen Hunger, und ich wusste, dass er alles in seiner Reichweite verschlingen würde. Dann traf mich sein Gabenschlag, und ich wich davor zurück. Das war nicht nur der Hunger eines wilden Tiers. Eine einzelne Persönlichkeit beherrschte die Kreatur, die sich unter uns wand. Ich wusste, dass sie ihn in den Steindrachen geworfen hatte, in einem letzten, verzweifelten Versuch, ihn zum Leben zu erwecken. Und die Bleiche Frau hatte Erfolg gehabt.
Raubart kommt! Ich komme, um zu erobern, zu töten und zu verschlingen. Ich giere nach dem Fleisch der Bauern. Heute wird die Rache mein sein!
Sein Blick blieb an Eisfeuer hängen.
Drache der Sechs Provinzen, heute wirst du sterben!
Der Steindrache sprang, und seine gewaltigen Kiefer schlossen sich um Eisfeuers Schwanzwurzel. Dann stemmte er seine stämmigen Beine ins Eis und zog den schwarzen Drachen in die Tiefe hinab.
Während des Kriegs der Roten Schiffe haben viele Mütterhäuser unfreiwillig Tribut an Kebal Raubart und die Bleiche Frau gezahlt, und zwar in Form der Männer ihres Clans. Jene, die sich Raubarts erzwungener Heerschau widersetzt haben, wurden mit dem bestraft, was man hier in den Sechs Provinzen die >Wandlung< nennt. Die Wandlung wurde zumeist an den Frauen und Mädchen der Clans durchgeführt. Damit befanden sich die Männer in einer unhaltbaren Position. Die gewandelten Frauen waren eine Schande für den Clan, und doch gestatteten es die Mütterhäuser keinem Mann, eine Frau zu erschlagen, ohne dass er das gleiche Schicksal erlitten hätte. So war es besser für die Männer, als Krieger für Raubart in den Krieg zu ziehen, als die vollständige Vernichtung ihrer Clans zu riskieren. Die Männer; die schließlich in ihre Mütterhäuser zurückkehrten, hatten sich verändert. Viele von ihnen starben offenbar nach dem Krieg im Schlaf Manche behaupten, die Frauen ihrer eigenen Mütterhäuser hätten sie vergiftet, da sie nicht länger den Geist rechtschaffener Söhne hatten.
Kräusels Kurze Geschichte der Roten Schiffe
von den Äusseren Inseln
Ein blau-silberner Blitz schoss aus dem wolkenlosen Himmel. Sie stürzte sich direkt in die Grube, und ihr weit aufgerissenes Maul enthüllte eine Reihe von Zähnen wie Dolche. Wie eine wilde Katze landete sie auf dem Drachen, der Kebal Raubart gewesen war, und ihre Kiefer schlossen sich um seinen Hals unmittelbar hinter dem eckigen Kopf. Ihre Klauen kratzten und scharrten über seinen schuppigen Panzer, während sie versuchte, ihn zu greifen und sich auf seinem Rücken zu halten. Sein Schock ob des Angriffs lenkte seine Aufmerksamkeit von Eisfeuer ab. Er öffnete das Maul, um zu brüllen, und Eisfeuer riss sich von ihm los.
Löse dich von ihm. Kletter hinaus und erheb dich in die Luft. Versuch nicht, diesen hier auf dem Boden zu bekämpfen.
Geräusche kamen von Tintaglia. Es war keine Sprache, sondern es waren Bedeutungen, die mit den Geräuschen einhergingen, ich nahm sie nur wie gesprochene Worte wahr. Ich glaube nicht, dass alle Menschen hier erkannten, dass sie sprach. Eisfeuer wusste jedoch mit Sicherheit, dass sie mit ihm geredet hatte, und er antwortete ihr entsprechend, doch diesmal verstand ich die Bedeutung nicht. Vielleicht war ich für Tintaglia schlicht empfänglicher, weil ich schon häufiger Kontakt mit ihr gehabt hatte. Aber was auch immer der Grund dafür sein mochte, ich sah den geschwächten Drachen zum Rand der Grube klettern, weg vom Kampf zwischen dem wahren Drachen und dem Steindrachen unter ihm. Ich wusste, dass Tintaglia Raubart nicht lange würde halten können. Sie war ein Weibchen, und ich vermutete, dass sie dementsprechend kleiner war als Eisfeuer.
Der Steindrache war massiv und schwer, wo Tintaglia schlank, leicht und geschmeidig war. Im Vergleich zu Raubart war sie wie ein Falke, der gegen einen Bullen kämpft. Sie war die Schnelligkeit in Person, doch sie schien ihn nicht verletzen zu können. Sie hatte ihre Zähne in seinen Nacken gegraben, doch ich sah kein Blut. Ihre mit mächtigen Klauen bewaffneten Hinterbeine hinterließen nur Kratzspuren auf seinen Flanken, als wäre sie ein Junge, der Steine gegeneinander reibt. Raubart schien keinerlei Verletzungen davonzutragen. Er schüttelte sich heftig, um Tintaglia loszuwerden, doch sie hielt ihn fest und schlug erfolglos mit Waffen auf ihn ein, die ihm nichts anzuhaben vermochten. Ihre Klauen glichen den
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