Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

nicht sozial ist, empfindet sich der Mensch schnell als zu langsam, zu dumm oder zu weich. Und damit als Risiko.
    Perfektionismus ist die gesellschaftliche Voraussetzung für Versagensangst. Dazu gehört keineswegs, dass tatsächlich alles funktioniert – der Anspruch reicht völlig aus.
    Hilfreich für die Entwicklung von Ineffektivophobie sind ein Mangel an Selbstvertrauen und fehlende Erfahrung. Eine weitere Komponente ist die Furcht vor den drohenden Konsequenzen. Die Nichterfüllung einer Aufgabe sollte einen mittleren Weltuntergang zur Folge haben. Zumindest in Ihrer phobischen Vorstellung hängt die Zukunft der Menschheit allein von Ihnen ab.
    Um das eigene Leistungsvermögen einzuschätzen, setzt man sich oft mit anderen in Beziehung. Wer ist besser, größer, schneller – wer mit vergleichbaren Anlagen oder gerade anderen Voraussetzungen hat diese Aufgabe wie und warum erfüllt oder eben nicht. Dieser Vergleich kann gewertet werden als motivierender Denkansatz (»Also, wenn der das schafft, schaffe ich das auch.«), sollte aber besser frustrierend enden (»Das wird nichts. Ich bin der Einzige hier, der kein Latinum hat!«).
    Im Idealfall platziert man also einen Menschen mit geringem Selbstbewusstsein in eine feindliche Umgebung, die ihm Aufgaben stellt, von denen er noch nie gehört hat und für die er nicht ausgebildet wurde. Zudem stellt man ihm andere zur Seite, denen die Lösung keinerlei Mühe zu bereiten scheint (siehe: Angst vor Computern) . Das schafft Frustration. Hier kann sich die Angst vor dem Versagen aufs Schönste steigern, bis hin zur kompletten Selbstaufgabe.

ANGST UM DEN VERGASER
    (Kratzophobie)
    Die Angst um das eigene Auto ist neben dem Muttertag eines der letzten Relikte des Nationalsozialismus in Deutschland. Seit der Mobilisierung unseres gesamten Volkes wollen wir auch persönlich überall sofort einmarschieren können. Dabei ist uns der eigene Zustand gleichgültig – Stichwort: Sandalen, Shorts und weiße Socken – das Fahrzeug allerdings muss blitzen wie der gleichnamige Krieg. Und mindestens ebenso schnell sein. Gerne halten Männer es für eine Meldung bei Facebook wert, wenn sie es von München nach Köln in drei Stunden geschafft haben oder dergleichen. Sollte der Verkehr nicht ausreichend fließen, wird dennoch tempounabhängig die linke Spur benutzt.
    Die gesamte Ausrüstung des Autos ist von großer Bedeutung. Dazu gehören Subwoofer, Regensensor oder Drehzahlmesser. Der nicht nur politisch anrüchige Vergaser wurde im Zeitalter der Übersexualisierung größtenteils ersetzt durch die vielen Fahrzeugführern sympathischere Einspritzpumpe. Aber ein Mann liebt jedes Detail. Und fürchtet nichts mehr, als dass eines von ihnen Schaden nehmen könnte.
    Eminent wichtig ist auch das intakte Äußere. Das Fahrzeug wird – meist am Sonnabend zur Bundesligazeit – aufs Innigste gepflegt und verwöhnt, während die Gattin das Geschehen neidisch seufzend durch das Küchenfenster betrachten muss. Die korrekte Fahrzeugpflege ist zugegebenermaßen ein höchst intimer Vorgang. Mittlerweile gibt es Waschstraßen mit Programmen, wie sie früher nur im Rotlichtmilieu zu finden waren.
    Für das Einparken unverzichtbar ist die wunderbare technische Innovation des Abstandssensors. Denn wer zerkrackt sich schon gerne den Lack durch die eigene Fahruntauglichkeit? Die größten Sorgen macht man sich ohnehin, wenn der Wagen abgestellt und damit wehrlos den Attacken anderer Verkehrsteilnehmer ausgeliefert ist. Insbesondere in der älteren Generation gibt es Männer, die im Restaurant einen Platz am Fenster mit Blick auf den Parkplatz bevorzugen. Oder sich schon beim Aussteigen die Nummernschilder der benachbarten Fahrzeuge notieren, um sofort des schuldigen Halters habhaft werden zu können, sollten sie nach der Rückkehr Kratzer bemerken.
    Viele Herren verlassen ihren Wagen aus Sicherheitsgründen lieber gar nicht erst. Was die Ursache für eine weitere Angst sein kann: die, an den Abgasen des eigenen Kraftfahrzeugs zu ersticken. Generell gilt: Das eigene Ableben erscheint einem deutschen Mann weniger furchteinflößend als der Umstand, dass er im Todesfall sein Fahrzeug führerlos zurücklassen muss.
    Diese Angst kann man nicht lernen. Die hat man.

ANGST VORM KOMMUNISMUS
    (Sozialophobie)
    Die Angst vor dem Kommunismus ist zur Zeit wieder deutlich auf dem Vormarsch. Und das, obwohl er sich als politisches System selbst desavouiert hat und praktisch verschwunden ist. Dieser gegnerlose