Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris
»du solltest dich mit diesen Leuten
nicht abgeben. Sie haben keinen Glamour und werden deine Beliebtheitswerte nach unten ziehen.«
»Nachttöpfe, Dad. Ich kümmere mich hierum.« Er lächelte Amy betörend an. »Komm schon, Amy. Wir wissen beide, dass das nächste Zeichen mit Ben Franklin zu tun hat. Wir könnten uns gegenseitig helfen.«
Was sie störte, war nicht etwa, dass Jonah ein arroganter Idiot war. Was sie störte, war, dass sie trotzdem versucht war, sein Angebot anzunehmen. Der Vorstellung, es Natalie und Ian zu zeigen, war schwer zu widerstehen. Und sie konnte einfach nicht anders. Sie war geschmeichelt, dass jemand wie Jonah Wizard sie überhaupt beachtete. Und trotzdem. Sie erinnerte sich daran, wie fies er gerade zu Nellie gewesen war und wie nett er sie am Flughafen behandelt hatte. Aber das war alles nur gespielt gewesen, als wären sie nur Statisten bei seinem Auftritt vor der Kamera.
»Wieso möchtest du überhaupt mit uns zusammenarbeiten?«, fragte sie zögernd. »Was macht uns so besonders?«
»Nichts!« Jonah lachte. »Das ist ja das Coole daran! Ihr gehört zwar zur Cahill-Familie, seid aber überhaupt nichts Besonderes! Wenn ich hingegen versuche, heimlich irgendwo nach einem der Zeichen zu suchen, folgen mir sofort die Reporter und Fotografen. Sie machen Bilder und man quatscht mich ständig mit allen möglichen Fragen voll. Ich kann überhaupt nichts heimlich tun. Ihr dagegen, ihr seid so unwichtig, dass ihr überall unbemerkt hingehen könnt. Niemand kümmert sich um euch.«
»Vielen Dank«, murrte Dan.
»Was habe ich denn gesagt?« Jonah sah verblüfft aus. »Hey, wenn es ums Geld geht, davon habe ich mehr als genug. Ich kann euch sogar für einen Tag zu den Dreharbeiten zu Wer will ein Gangsta sein? mitnehmen. Besser geht’s doch gar nicht, oder?«
»Nein danke«, sagten Dan und Amy wie aus einem Munde.
»Oh, kommt schon. Denkt wenigstens drüber nach, ja? Wo ist euer Hotel? Ich lasse euch da raus.«
Amy wollte gerade etwas erfinden, als sie aus dem Fenster sah. Was sie dort erblickte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Es war unmöglich. Was tat sie denn hier? Und trug sie wirklich …«
»Genau hier!«, sagte sie. »Halten Sie an, bitte!«
Der Fahrer gehorchte.
Jonah sah aus dem Fenster und runzelte die Stirn. Sie parkten neben einem schäbigen Hotel mit dem Namen Maison des Gardons . Die Markise war schmutzig und der Portier sah aus wie ein Trinker.
»Hier ist es?«, fragte Jonah. »Mann ihr Typen liebt die harte Tour. Ich wohne im Ritz. Wenn ihr eure Meinung ändert, wisst ihr ja, wo ihr mich findet.«
Amy zog Nellie und Dan aus dem Auto. Der Fahrer warf ihnen ihre Taschen hinterher und die Limousine der Wizards glitt davon.
»Was für ein gruseliger Typ!«, stellte Nellie fest. »So blöd ist er im Fernsehen nicht!«
Dan schaute hoch zum Maison des Gardons . »Sag mir nicht, dass wir wirklich hier wohnen müssen.«
»Ich musste ihn dazu bringen, anzuhalten«, erklärte Amy. »Nellie, miete uns Zimmer für eine Nacht.«
»Hier?«, protestierte sie. »Aber …«
»Es hat ›Garten‹ im Namen, wie schlimm kann es da schon sein?«
»Also echt, das heißt nicht …«
»Tu es einfach, bitte!« Amy fühlte sich seltsam, wenn sie Nellie so rumkommandierte, doch sie hatte keine Zeit für Diskussionen.
»Wir treffen dich hier wieder in … keine Ahnung, zwei Stunden.«
»Wieso?«, fragte Dan. »Wohin gehen wir?«
»Ich habe gerade eine alte Freundin gesehen«, erwiderte Amy. »Komm schon!«
Sie zog ihn über die Straße und hoffte, dass sie nicht zu spät kämen. Erleichtert erspähte sie ihr Ziel. »Dort!« Sie zeigte mit dem Finger darauf. »Mit dem roten Dings!«
Ein paar Häuser entfernt lief eine Frau in einem roten Schal mit strammem Schritt die Straße entlang. Sie hatte etwas unter den Arm geklemmt - etwas Dünnes, Quadratisches, Rot-Weißes.
Dan riss die Augen auf. »Ist das nicht …«
»Irina Spasky«, beendete Amy seinen Satz. »Und sie hat unseren Poor Richard’s Almanack . Folgen wir unserer russischen Cousine!«
Zwölftes Kapitel
Dan wollte mindestens zwanzig Mal stehen bleiben, während sie Irina Spasky die Rue de Rivoli entlang verfolgten. (Er überlegte, ob das wohl »Straße der Ravioli« hieß, aber Amy würde ihn bestimmt auslachen, wenn er sie das fragte.) Ein paar Mal entdeckte er spannende Sachen - zum Beispiel die Glaspyramide vor dem Louvre und die Straßenkünstler, die im Jardin des Tuileries mit Feuer jonglierten. Dann
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