Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris
treffen. Komm, Natalie.« Er presste ihren Namen zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wir müssen reden.«
»Au!«, japste sie, als er sie am Arm packte, doch er zerrte sie quer durch die Halle, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
Alistair seufzte erleichtert. Dankbar folgte er dem Gendarm zurück zum Zoll, wo er nach zwanzig Minuten Fragerei und Taschendurchsuchen bemerkte - was für eine Überraschung! -, dass er doch kein frisches Obst in seinem Gepäck hatte. Er tat so, als wäre er ein verwirrter alter Mann, und der verärgerte Zollbeamte ließ ihn gehen.
Zurück im Terminal, gestattete sich Alistair ein Lächeln. Ian und Natalie Kabra waren vielleicht Todfeinde, aber sie waren auch immer noch Kinder. Alistair ließ sich niemals von Küken wie ihnen an der Nase herumführen. Nicht wenn seine Zukunft und die Zukunft seines ganzen Familienzweiges auf dem Spiel standen.
Er tätschelte Poor Richard’s Alamanack , der sich immer noch sicher in seiner Jackentasche befand. Alistair bezweifelte, dass irgendeins der anderen Teams mehr über die 39 Zeichen wusste als er. Schließlich hatte er Grace seit Jahren ausspioniert und so herausgefunden, was sie vorhatte. Es gab immer noch eine Menge Dinge, die er nicht verstand - Geheimnisse, von denen er hoffte, dass Grace sie ihren Enkeln verraten hatte. Doch die würde er sicher bald herausfinden.
Er hatte wirklich einen guten Start gehabt. Inzwischen verstand er die wahre Bedeutung des ersten Hinweises: Richard S_s RESOLUTION. Er musste darüber leise kichern. Sogar Amy und Dan hatten nicht begriffen, was das wirklich bedeutete.
Erneut durchquerte er den Terminal, wobei er ununterbrochen Ausschau nach den Kabras hielt, doch sie waren verschwunden. Er verließ das Gebäude und zog sein Gepäck zum Taxistand, als ein violetter Kleinbus am Straßenrand hielt.
Die seitliche Schiebetür öffnete sich. Eine fröhliche Männerstimme sagte. »Hallo, Sie!«
Das Letzte, woran sich Alistair Oh später erinnerte, war eine große Faust, die auf sein Gesicht zuschoss.
Elftes Kapitel
Nachdem sie die Zollabfertigung am Flughafen Charles de Gaulle passiert hatte, fühlte sich Amy, als hätte sie gerade den Kampf gegen einen Tornado verloren.
Sie hatte den achtstündigen Flug eingekeilt zwischen Nellie und Dan über sich ergehen lassen, aus deren Kopfhörern unerträglicher Lärm dröhnte. Dan sah sich Filme an, Nellie hörte Musik, blätterte dabei französische Kochbücher durch und betrachtete fasziniert die Fotos von Schnecken und Gänselebern. Amy versuchte sich derweil klein zu machen und ihre Bücher zu lesen. Sie hatte in Philadelphia sechs neue gekauft, doch nur eine Benjamin-Franklin-Biografie und zwei Reiseführer über Paris geschafft. Ihr tat jeder Muskel ihres Körpers weh und ihr Haar sah aus wie ein Rattennest. Ihre Kleider rochen nach der Lasagne, mit der Dan sie nach der Hälfte des Fluges bekleckert hatte. Am schlimmsten aber war, dass sie kein Auge zugetan hatte. Je mehr sie gelesen hatte, desto klarer war das Bild von Franklin und Paris in ihrem Kopf geworden, und dieses Bild machte ihr Angst.
Als sie in der Schlange am Zoll standen, glaubte sie, dass alles vorbei wäre, als der Beamte sie nach ihren Eltern fragte. Doch dann murmelte sie schnell die Lüge, die Dan und sie sich ausgedacht hatten, dass ihre Eltern mit einem späteren Flug nachkommen würden. Nellies Anwesenheit schien den Beamten zu beruhigen, besonders, da sie seine Fragen auf Französisch beantwortete. Endlich nickte der Beamte, stempelte ihre Pässe und ließ sie durch.
»Nellie!«, rief Dan. »Du sprichst Französisch?«
»Na klar. Meine Mutter hat Französisch unterrichtet. Sie war Französin, wusstet ihr das nicht?«
»Ich dachte, deine Familie stammt aus Mexico City.«
»Das ist die Familie meines Vaters. Ich bin dreisprachig aufgewachsen.«
»Das ist ja großartig«, sagte Amy. Sie war wirklich neidisch. Sie hätte auch gern andere Sprachen gesprochen, doch dafür war sie vollkommen unbegabt. Sie konnte sich nicht mal an die Wörter für die Farben und Zahlen erinnern, die sie im Kindergarten auf Spanisch gelernt hatte.
»Das ist nichts Besonderes«, versicherte ihnen Nellie. »Wenn man mal zwei Sprachen spricht, kann man auch drei oder vier oder fünf lernen.«
Amy zweifelte, ob Nellie das ernst meinte, doch sie gingen weiter, holten ihr Gepäck, tauschten an einem Schalter Dollar in Euro und schlenderten dann weiter in die Haupthalle.
Amy kam sich zwischen all
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