Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris
dritten Raum stießen sie auf einen Altar mit gelöschten Kerzen.
»Wir müssen den ältesten Abschnitt finden«, sagte Amy. »Diese Knochen sind zu jung. Schaut euch das Schild an, sie sind von 1804.«
Sie ging voran. Die Toten schienen sie aus ihren blinden Augenhöhlen anzustarren, während sie vorübergingen.
»Die sind cool«, entschied Dan. »Vielleicht könnte ich …«
»Nein, Dan«, sagte Amy. »Du kannst keine menschlichen Knochen sammeln.«
»Ja, aber ….«
Nellie murmelte etwas vor sich hin, das wie ein spanisches Gebet klang. »Warum denkst du, dass Benjamin Franklin hier herunter gekommen ist?«
»Er war Forscher.« Amy ging weiter und entzifferte die Daten auf den Messingschildern. »Er mochte große Projekte. Das hier hat ihn ganz sicher fasziniert.«
Sie bogen in einen engen Gang ab und kamen zu einem Metalltor. Amy rüttelte an den Gitterstäben. Das Tor schwang quietschend auf, als wäre es jahrhundertelang nicht benutzt worden.
»Bist du sicher, dass wir hier entlangmüssen?«, fragte Nellie.
Amy nickte. Die Daten auf den Schildern wurden immer älter. Andererseits gab es hier keine Metallrohre an den Decken, was bedeutete, dass es hier auch kein elektrisches Licht gab.
»Hat irgendwer eine Taschenlampe?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete Nellie. »An meinem Schlüsselbund.«
Sie kramte ihre Schlüssel hervor und gab sie Amy. Ein kleines Lämpchen mit Druckknopf war daran befestigt. Nicht viel, aber immer noch besser als gar nichts. Sie gingen weiter. Nach etwa dreißig Metern kamen sie in einen kleinen Raum, in dem es nur noch einen weiteren Ausgang gab.
Amy leuchtete mit dem Lämpchen auf ein altes Schild, das von Totenköpfen umgeben war. »1785! Dies hier müssen die ersten Knochen sein, die man hier heruntergebracht hat.«
Die Wand aus Knochen, auf die sie schauten, war in schlechtem Zustand. Die Gebeine waren bräunlich und zerfielen, manche waren schon auf den Boden gefallen. Einige Schädel in der
oberen Reihe waren zerschmettert worden, doch die, die zwischen den Gebeinen lagerten, sahen noch ziemlich heil aus. Sie waren in einem quadratischen Muster angeordnet.
»Durchsucht den Raum«, forderte Amy sie auf. »Das Zeichen muss hier irgendwo sein.«
Dan steckte seine Hände in einige Lücken in der Knochenwand. Nellie sah oben auf den Gebeinen nach. Amy leuchtete mit dem Lämpchen in die Augenhöhlen der Schädel hinein, fand aber nichts.
»Es ist hoffnungslos«, sagte sie schließlich. »Wenn hier irgendetwas gewesen ist, muss es ein anderes Team bereits gefunden haben.«
Dan kratzte sich am Kopf. Dann kratzte er an einem der Totenschädel. »Wieso sind die nummeriert?«
Amy war nicht in der Stimmung für eines seiner Spielchen. »Was für Nummern?«
»Hier, auf der Stirn.« Dan tippte gegen einen der Schädel. »Der hier war Nummer drei. Vielleicht gehörten sie zu einem Football-Team oder so?«
Amy lehnte sich weiter vor. Dan hatte recht. Die Zahl war verblichen, aber zweifellos war in die Stirn des Schädels die römische Zahl III eingeritzt.
Sie betrachtete den Schädel unterhalb davon. XIX. Ein quadratisches Muster. Alle Schädel waren mit Zahlen gekennzeichnet. »Untersucht sie alle. Schnell!«
Sie brauchten nicht lang. Sechzehn Schädel waren in den Knochenhaufen eingesetzt. Sie waren in vier Zeilen und vier Spalten angeordnet. Drei der Schädel trugen keine Nummer. Der Rest schon.
Amy lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Koordinaten im Quadrat. Ein magisches Quadrat!«
»Was?«, fragte Dan. »Was für eine Magie?«
»Dan, kannst du dir die Nummern und ihre Anordnung einprägen?«
»Habe ich schon.«
»Wir müssen hier raus und eine Karte finden. Das hier ist ein Hinweis - ein Hinweis auf das Zeichen, das wir suchen. Was auch immer Franklin versteckt hat, jetzt werden wir es finden.«
»Warte mal’ne Sekunde«, sagte Nellie. Franklin hat Zahlen in Totenschädel geritzt? Warum?«
»Es ist ein magisches Quadrat«, erklärte Amy. »Franklin hat mit Zahlen gespielt, wenn ihm langweilig war. Wenn er in der
Versammlung von Philadelphia saß und den langweiligen Reden nicht zuhören wollte, hat er sich Zahlenaufgaben ausgedacht, die er lösen musste, magische Quadrate zum Beispiel. Dabei muss man die fehlenden Zahlen in das Raster eintragen. Die Summen müssen senkrecht und waagerecht das Gleiche ergeben.«
Nellie schaute skeptisch. »Willst du behaupten, dass Benjamin Franklin Sudoku erfunden hat?«
»Na ja, irgendwie schon. Und diese
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