Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis
Dan aufgeregt.
Endlich war die Straße wieder frei, und der Fiat ruckelte weiter, weil Nellie ungeschickt schaltete. Sie rumpelten ein paar der engen Gassen entlang, doch keine Spur von dem Bus.
Amy deutete in eine Richtung. »Da!«
Der Bus hatte scheinbar das dichte Netz der Innenstadtstraßen verlassen und umrundete dröhnend einen Hügel. Mit kreischendem Getriebe nahmen sie die Verfolgung wieder auf und gewannen so an Fahrt, dass sie beinahe an dem haltenden Bus vorbeigerast wären, der Fahrgäste,
darunter auch Alistair, vor einem alten Steintor aussteigen ließ.
Interessiert betrachtete Amy die Gruppe alter Gebäude, die von Kirchtürmen und Kreuzen überragt wurde. »Eine Kirche?«
Dan sah unglücklich aus. »Als wäre Mozart nicht schon langweilig genug.«
»Die letzte Kirche, die wir besucht haben, war überhaupt nicht langweilig«, erinnerte ihn Amy. »Dabei wären wir fast draufgegangen.«
Nellie drehte um und parkte den Wagen in unauffälligen Abstand zum Bus. »Stift St. Peter«, las sie mit zusammengekniffenen Augen von einem schmiedeeisernen Schild ab und übersetzte es für Amy und Dan.
Sie beobachteten, wie Alistair sich auf den gewundenen Weg durch das Tor machte und sich dann einer geführten Touristengruppe anschloss.
Nellie runzelte die Stirn. »Denkt ihr, euer Hinweis könnte da drin sein?«
»Alistair scheint das zumindest zu glauben«, entschied Amy. »Jedenfalls können wir nicht wieder wegfahren, ohne herausgefunden zu haben, ob das stimmt oder nicht. Warum suchst du uns in der Zwischenzeit nicht ein Hotel und gibst Saladin die Möglichkeit, sich von der Reise zu erholen?«
Das Kindermädchen schaute widerwillig. Dan ergriff das Wort. »Der Ort ist voller Touristen. Wie gefährlich kann das schon sein?«
»In Ordnung«, willigte Nellie schließlich ein. »Ich werde in einer Stunde zurück sein. Und in der Zwischenzeit versucht ihr bitte, nicht ums Leben zu kommen.« Dann fuhr sie davon.
Sie gingen durch das Tor von St. Peter und Amy nahm sich einen englischen Prospekt aus einem der Ständer. »Wow«, hauchte sie. »Dieses Kloster ist über 1300 Jahre alt. Es wurde im Jahr 696 gegründet, aber man vermutet, dass die Römer sogar noch vorher hier waren.«
»Römer?« Dans Interesse war geweckt. »Die römischen Legionen hatten ein paar supergerissene Kampftechniken.«
»Daher kann man überall in Europa römische Artefakte finden«, erklärte Amy. »Ihre Armee war so mächtig, dass sie den größten Teil der damals bekannten Welt eroberte.«
»Unaufhaltsam«, stimmte Dan ihr zu. Er runzelte die Stirn. »Wozu dann die Kirche?«
»Die wurde erst später gebaut, im zwölften Jahrhundert - lange nachdem die Römer wieder weg waren. Die ältesten Gräber auf dem Friedhof stammen etwa aus dieser Zeit.«
»Friedhof?« Dan strahlte. »Dieser Ort wächst mir langsam ans Herz!«
Sie hielten sich versteckt, bis Onkel Alistairs Besuchergruppe in der Hauptkirche verschwunden war, dann schlüpften sie durch den Torbogen, der zum Friedhof führte. Der Friedhof ähnelte keinem, den Dan jemals gesehen hatte - er war mit Gestrüpp überwachsen, die
einzelnen Gräber waren durch das Blattwerk kaum noch voneinander zu unterscheiden. Statt mit Steinen waren die Grabstellen hier durch schmiedeeiserne Schilder markiert, die eine schnörkelige, altmodische Schrift trugen.
»Das erinnert mich an die Souvenirlöffelsammlung von Tante Beatrice«, flüsterte Dan Amy zu, die immer noch den Prospekt studierte. Plötzlich packte sie ihn am Handgelenk und drückte es so fest, dass man hinterher ihre Fingerabdrücke erkennen konnte. »Dan - die sterblichen Überreste Nannerl Mozarts sollen genau hier begraben sein!«
Dan machte große Augen. »Wir müssen eine Leiche ausgraben? Super!«
»Psst! Natürlich nicht!«
»Aber was, wenn Mozart den Hinweis im Grab seiner Schwester versteckt hat?«
Amy schüttelte den Kopf. »Mozart starb vor Nannerl. Wir suchen jetzt erst mal nach einer Kommunengruft. Im Prospekt steht, dass sie dort begraben liegt.«
»Was ist das?«, fragte Dan. »So eine Art WG für Verstorbene?«
»Zeig doch bitte ein bisschen mehr Respekt. Neben Nannerl befindet sich dort auch noch das Grab eines anderen bekannten Komponisten - Michael Haydn. Er gehörte zu Mozarts größten Unterstützern.«
Dan konnte einfach nicht widerstehen. »Und was ist er jetzt - ein Kompost ?«
»Sei nicht geschmacklos. Komm jetzt.«
Sie mussten ein paar Minuten laufen, bis sie die Arkaden
entdeckten,
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