Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis
Sache, um die Leute nicht zu klassifizieren.«
Amy war nicht überzeugt. »Jonah könnte es sich leisten, diese Fähre zu kaufen und alle anderen von Bord zu werfen. Wenn er ein öffentliches Schiff nimmt, dann heißt das, dass er versucht, unbemerkt in die Stadt zu gelangen. Schnell, lasst uns das Auto abstellen. Wir wollen doch mal sehen, wo er hingeht.«
Das Gelände war riesig, sodass sie eine halbe Meile fahren mussten, bevor sie einen freien Parkplatz ergatterten. Inzwischen hatte die Fähre an der Landungsbrücke angelegt und die Fahrgäste gingen an Bord.
»Kommt schon!« Dan schnappte sich Saladin und begann, zum Landungsplatz zu laufen. »Wenn wir das nächste Boot nehmen müssen, werden wir Jonah ganz sicher verlieren!«
»Mrrp!«, beschwerte sich der Ägyptische Mau, der von dieser unsanften Art der Fortbewegung nicht gerade begeistert war.
Der tiefe, kehlige Laut einer Schiffssirene ließ die Insel erzittern, sodass die Alarmanlagen mehrerer Autos losgingen. Die Fähre war bereit, in See zu stechen.
Die drei rannten quer über den Parkplatz, während ihre Rucksäcke wild hin und her schaukelten. Zum Glück war die Schlange der Fahrgäste lang und die Abfahrt verzögerte sich. Gerade als ein Matrose in Uniform die Kette hinter dem letzten Passagier schließen wollte, warf Dan
den jaulenden Saladin auf den Steg. Der verängstigte Kater flitzte aufs Deck, und der überraschte Matrose hatte keine andere Wahl, als die Geschwister und ihr Kindermädchen auch noch zu ihrem Haustier an Bord zu lassen.
Die Überfahrt nach Venedig nahm kaum mehr als zehn Minuten in Anspruch. Amy, Dan und Nellie hielten sich so gut es ging von den Wizards fern und drückten sich hinter einem der Schotten in den Schatten. Sie hätten sich allerdings keine Sorgen machen müssen. Jonah und sein Vater schienen ebenso wie sie darauf bedacht zu sein, nicht aufzufallen. Die beiden verbrachten die kurze Fahrt an der Reling, die Gesichter nach unten aufs Wasser gerichtet. Und als die Fähre in Venedig anlegte, waren sie die ersten Fahrgäste, die von Bord gingen. Zielstrebig bahnten sie sich ihren Weg durch die belebten gepflasterten Straßen.
Die Cahills und Nellie folgten ihnen in einiger Entfernung.
»Öffentliche Verkehrsmittel benutzen und zu Fuß gehen - und beides am selben Tag«, staunte Dan. »Wenn Jonah noch ein bisschen normalsterblicher wird, werden die PEZ-Leute seinen Spender aus dem Programm nehmen.«
Es fiel ihnen nicht schwer, auf den geschäftigen Hauptstraßen von den Wizards nicht bemerkt zu werden. Doch nach ein paar Haken und Wendungen bogen Jonah und sein Vater in eine menschenleere Gasse ein, die von winzigen Geschäften gesäumt war. Amy zog Dan und Nellie in die Deckung eines etwas zurückversetzten Hauseingangs.
Auf halber Strecke der Gasse betraten die Wizards ein Geschäft.
Amy, Dan und Nellie warteten zehn Minuten. Dann 20.
»Was machen die bloß da drinnen?«, fragte sich Amy laut.
Dan zuckte die Schultern. »Vielleicht dauert einkaufen länger, wenn man reich ist, weil man sich dann mehr Sachen leisten kann.«
»Lasst uns mal nachsehen«, entschied Amy.
Dan drückte Nellie Saladin in die Arme, dann näherten sich Bruder und Schwester vorsichtig dem Geschäft.
DISCO VOLANTE stand auf einem Neonschild, das außerdem das Bild einer sich drehenden CD, die sich in eine fliegende Untertasse verwandelte, zeigte.
Dan entglitten die Gesichtszüge. »Ein Plattenladen? Jonah ist der Mr Wunderbar des Musikbusiness. Alles, was er hören will, können sie ihm digital ins Heimkino seiner Villa beamen. Warum sollte er seine eigenen CDs kaufen?«
Amy schob sich langsam vor das Schaufenster und spähte ins Innere von Disco Volante. Es sah wie ein beliebiger Plattenladen in den USA aus - Regale voller CDs und altmodischer Vinylschallplatten, Poster von Künstlern und von Albumcovern, ein junger, etwas abgerissen wirkender Verkäufer hinter dem Tresen. Und -
Sie blinzelte. Das war’s. Der Verkäufer war allein. Sie prüfte das noch einmal, indem sie sich weiter vor das Schaufenster wagte, bis sie genau davorstand. Sie ließ ihren Blick über die Gänge schweifen, auch hinüber zu
der schalldichten Hörkammer im hinteren Teil des Geschäfts. Niemand da.
Dan bemerkte den verwirrten Ausdruck auf Amys Gesicht. »Was ist los? Siehst du Jonah und seinen Vater?«
»Sie sind nicht da.«
Dan trat neben seine Schwester. »Aber wir haben sie doch gerade reingehen sehen!«
Amy zuckte die Schultern. »Ich kann es mir
Weitere Kostenlose Bücher