Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
»Danach trennen wir uns wieder. Wir haben immerhin einen Ruf zu verlieren.«
»Hier bitte anhalten«, sagte Alistair zu Nellie.
Der Porsche kam kreischend an einer verlassenen Ecke zum Stehen.
»Woher weiß ich, dass wir euch trauen können?«, fragte Alistair.
»Wir wissen bereits, dass wir es nicht können«, warf Amy ein.
Ian grinste und griff in seine Tasche. Er zog einen kleinen Samtbeutel heraus, auf den das Wappen der Kabras gestickt war, und legte ihn in Amys Hand. »Das gehört dir, Amy Cahill. Und nun … woher wissen wir, dass wir euch trauen können?«
Eine Münze.
Eine blöde goldene Münze mit einem Symbol darauf. So wollten sich die Kabras also ihr Vertrauen erkaufen? Alistair hatte die japanische Prägung auf der Rückseite gelesen und behauptet, sie könnte Hideyoshi gehört haben - könnte . Dan konnte es kaum ertragen. Mit den Kabras zusammenzuarbeiten, war, als würde man seine Schwester küssen. Na ja, vielleicht nicht ganz so schlimm.
»Die Münze ist sehr schön«, flüsterte Amy, als sie in die Gasse einbogen, in die Dan den Beutel mit den Gegenständen aus der geheimen U-Bahn-Kammer geworfen hatte. In einigen Abstand zu ihnen berichtete Onkel Alistair gerade Ian und Natalie davon, was sich in der U-Bahn zugetragen hatte.
»Das sieht aus wie ein Symbol aus einem uralten Computerspiel aus den 70ern!«, zischte Dan.
»Onkel Alistair denkt das nicht«, murmelte Amy. »Und er ist Numismatiker.«
»Er zieht sich in der Öffentlichkeit aus?«, fragte Dan interessiert, aber nicht überrascht.
»Das bedeutet Münzensammler ! Außerdem spüre ich irgendwie, dass Ian die Wahrheit sagt.«
»Ach, also deswegen hat er deine Hand berührt. Um eine Gehirnschmelzung vorzunehmen!«
»Schhh!«, machte Amy, weil Ian zu ihnen herübersah.
Der Abendhimmel war von einem tiefen Violett, das an einen Bluterguss erinnerte. Endlich fanden sie den Beutel, der immer noch wie eine weggeworfene alte Einkaufstasche
in der Ecke lag. Trotz der Dunkelheit um sie herum konnte Dan den verschämten Ausdruck auf Amys Gesicht erkennen.
Tut mir leid, dass ich dich vor deinem Freund in Verlegenheit gebracht habe, dachte er bissig.
Alistair ging in die Knie, um das Jackett aufzuknoten. »Beeilt euch«, sagte er, als er nacheinander die Gegenstände herauszog, die sie in der Kammer eingesammelt hatten.
Mit einem widerwilligen Seufzer mühte sich Dan ab, den verrosteten Deckel von einem zylindrischen Behälter abzunehmen. Neben ihm warf Alistair verächtlich einen Würfel beiseite. »Nichts drin, außer Eidechsen.«
Während er sich nach einem weiteren Gegenstand bückte, hielt auf der anderen Straßenseite ein langes schwarzes Auto an. Ein uniformierter Mann stieg aus und rannte um das Auto herum, um die Beifahrertür zu öffnen.
Dan schlich sich näher an die Ecke, um besser zu sehen, was dort geschah. Ein Asiate, spindeldürr und schon älter, stieg aus. Sein silberweißes Haar floss ihm bis über die Schultern. Er war in einen eleganten dunklen Anzug gekleidet mit einem seidenen Einstecktuch. Während er den Gehweg entlangging, klappte er ein Handy auf, kniete sich neben den Schacht zur U-Bahn und spähte hinein.
Dan tippte Amy auf die Schulter.
Er hörte, wie Onkel Alistair ein ersticktes Keuchen ausstieß und leise etwas murmelte, das wie »Bei« klang.
Als der alte Mann wieder zurück zum Auto ging und einstieg, zog Alistair Dan schnell zurück in den schützenden Schatten. Dann fuhr die Limousine eilig außer Sichtweite.
»Wer war das?«, erkundigte sich Dan. »Der König der Yakuza?«
»Wir …« Alistairs Stimme schien ihn im Hals stecken zu bleiben. »Wir müssen uns nun wirklich beeilen. Öffnet alle Behälter. Sofort .«
Grunzend gelang es Dan endlich, den Deckel von dem Zylinder zu reißen. Ein Strom aus Muttern, Schrauben und Nieten ergoss sich auf den Boden.
»Faszinierend …« Ian schüttete Werkzeuge aus einer rechteckigen Kiste. »Ich liebe Hämmer.«
Alistair schien frustriert. »Der Raum, den wir da gefunden haben, war vielleicht nur ein Lagerraum für Bahnarbeiter, der in den Jahren des Baus versiegelt und vergessen worden ist.«
»Doch welche Bahnarbeiter hinterlassen schon rätselhafte Haikus?«, fragte Amy, während sie vorsichtig den Deckel von einem dreieckigen Rohr abhebelte.
»Hey, seht mal!« Amy trat in das Licht einer Straßenlaterne und zog eine lange Rolle aus dem Rohr. Während sich die anderen um sie scharten, richtete Dan seine Taschenlampe auf den Text in der Mitte
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