Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
geschäftlichen Aktivitäten rücksichtslos wie ein Lucian.
Bae sehnte sich nach Ruhm und Reichtum - und nach den 39 Zeichen. Wer auch immer ihm dabei im Weg stand, musste weichen. Sogar sein eigener Bruder.
Was spielte es da für eine Rolle, dass Gordon eine Ehefrau am anderen Ende der Welt hatte, die an dem Kummer über den Tod ihres Mannes zerbrach und fortan gepflegt werden musste? Oder einen vierjährigen Jungen, dem an jenem Tag das Herz aus der Brust gerissen wurde?
Ein Junge, der weggeschickt wurde, weinend und allein, um von einem Mann aufgezogen zu werden, der ein Herz aus Stein hatte.
Sein Onkel Bae Oh. Der Chef des Mörders.
Alistair blickte hinüber zu den Cahill-Kindern. Sie zankten sich jetzt wegen einer Lösung im Kreuzworträtsel, der Streit wurde zu einem Witz, als der Junge ein Nonsens-Wort erfand. Dann folgte eine ganze Flut von Nonsens-Wörtern, bis schließlich beide in Gelächter ausbrachen.
Sogar jetzt klangen sie noch genau so wie vor elf Jahren, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Damals, als Alistair Hope und Arthur sein Versprechen gegeben hatte.
Ein Versprechen, das zu halten ihm fast unmöglich gewesen war.
Die Kinder würden sich daran natürlich nicht erinnern können. Doch er tat es. Und nun waren Hope und Arthur fort, aus demselben Grund, aus dem auch er seine Eltern verloren hatte. Wegen der Zeichen.
Er seufzte. Wenigstens hatten die Kinder einander.
Alles, worauf Alistair noch hoffen konnte, war Rache.
Seine Finger zitterten, als er das Blatt zusammenfaltete und es wieder in seiner Tasche verschwinden ließ. Er wusste, dass er auf diesem Flug kein Auge zutun würde.
Elftes Kapitel
Es gab Gerüchte darüber, dass Alistair Oh pleite sei. Sein Geschäft war nicht erfolgreich gewesen. Doch als Amy seine Villa in einem Vorort von Seoul sah, begann sie, sich Rezepte für käsige Burritofüllungen auszudenken.
»Verdammt! Wem gehört denn dieser Palast?«, platzte Nellie heraus, als die Limousine nach einer kurzen Fahrt vom Flughafen zum Stehen kam.
Am oberen Ende einer schrägen, satt-grünen Rasenfläche stand ein blütenweiß leuchtendes Gebäude. Der Weg zum Haus war mit orangen und gelben Chrysanthemen gesäumt und führte vorbei an einem kleinen Hain aus Kirschbäumen und Hartriegelgewächsen, deren Blätter in der sanften Brise raschelten. Einfach nur hier zu sein, in dieser Umgebung, zauberte einem ein Lächeln aufs Gesicht.
»Und wo ist das Hauptgebäude?«, fragte Natalie, als sie ausstiegen.
»Voilà . « Alistair machte eine bescheidene Geste in Richtung Villa. Den ganzen Tag hatte er auf Amy einen müden Eindruck gemacht, so als wäre er ein bisschen außer Form.
»Sie meinen, hinter dem Gartenhaus?«, erkundigte sich Natalie.
Ian gab ihr mit dem Ellbogen einen Stoß in die Rippen.
»Mein Zuhause ist eine der letzten verbliebenen Annehmlichkeiten aus meinen Burrito-Tagen«, erklärte Alistair, als er die Auffahrt hochging. Die Kabras und der Fahrer, der Dans und Amys Taschen trug, folgten ihm. »Das gilt auch für Mr Chung, meinen Fahrer. Und für Harold, meinen Butler. Unser kleines, aber feines Team. Ja, einst pflegten die Dinge etwas opulenter zu sein.«
»Ach ja, wie gewonnen, so zerronnen. Nicht dass ich tatsächlich wüsste, wie sich das anfühlt«, bemerkte Ian. »Das Haus hat wirklich … ähm … hübsche Fenstergesimse.«
»Danke, die habe ich aus Südamerika einfliegen lassen«, antwortete Alistair.
Dan beugte sich hinüber zu seiner Schwester, die ebenso wie er ein Stück hinter den anderen herging. » Fenstergesimse ?«, murmelte er. »Welcher normale 14-Jährige redet über Fenstergesimse?«
Amy zuckte mit den Schultern. »Hast du schon im Seesack nachgesehen?«, flüsterte sie.
»Ja«, antwortete Dan. »Rufus und Remus sind noch da.«
Amy zog die Schuhe aus und trat auf das weiche, frisch gemähte Gras. Eine kühle Brise kitzelte sie in der Nase
und sie brach in ein glückliches Lachen aus. Sie begann auf ihrem heilen Knöchel im Gras herumzutanzen und ruderte dazu mit den Armen.
»Oh, super, ich bin in Südkorea und meine Schwester verwandelt sich in Mary Poppins«, spottete Dan.
Amy ließ die Arme sinken. Inzwischen gafften alle sie an und sie fühlte sich auf schreckliche Weise wie in ihren früheren Ballettstunden: plump, ungelenk und hässlich. Schnell wandte sie den Blick ab und sah nach unten in den Klee, als würde sich, wenn sie nur fest genug hinstarrte, der Boden auftun und sie verschlucken.
»Was deine Schwester
Weitere Kostenlose Bücher