Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
und Morticia im Flugzeug gesehen habe, bin ich natürlich ausgeflippt. Ich so: ›Was ist mit meinen Kids passiert?‹ Ich dachte mir, sie hätten euch so was von gefressen. Dann haben sie mir erzählt, was passiert ist. Was für Angeber. Sie sind zwar erst 14 und elf, aber sie reden, als wären sie direkt einem Cluedo entsprungen. ›Die Tickets geklaut, hoho!‹ - Na ja, jedenfalls haben sie versucht, mir zu drohen, bla bla, und natürlich haben wir uns gestritten, und ich denk mir noch so: Haha, als Nächstes schütten sie mir bestimmt Gift ins Glas - aber hey nee, so verkommen können diese Kids doch nun auch wieder nicht sein. Und dann habe ich tatsächlich gesehen, wie sie es getan hat. Und zwar ungefähr zwei Zentimeter von mir entfernt - ähm, hallo? Also bin ich irgendwie ausgetickt. Ihr wisst schon, hab so getan, als würd ich das Zeug trinken und dann, bamm!, hab ich’s ihnen ins Gesicht gespritzt. Ich dann so: ›Hehe, das ist wirklich lustig‹, aber sie drehten voll durch und überschlugen sich fast, um an ihr Handgepäck zu kommen. So in der Art wie: ›Iihh, unsere Gesichter sind dreckig geworden!‹ Darum ich nur: ›Ach, kommt Leute, werdet endlich erwachsen!‹ Dann schnappte ich mir ihr Handgepäck und hab mich einfach draufgesetzt. Ähm. Ganz schlechte Idee.«
»Das Gift war konzentriert«, mischte sich Ian ein. »In der Menge, in der Natalie es benutzt hatte, hätte es uns verletzen, vielleicht sogar blind machen können.«
Amy wandte sich angewidert von ihm ab, wobei sie Dan fast in die Seitentür hineindrückte. »Und ihr hättet Nellie das trinken lassen?!«, fragte sie entrüstet.
»Wir wollten sie nur kurz außer Gefecht setzen«, wehrte sich Ian. »Nur einen Tropfen. Aber Natalie hat wegen eines Luftlochs zu viel erwischt. Bevor wir euer nasenberingtes Kindermädchen noch hätten warnen können, hatte sie uns auch schon nass gemacht. Glücklicherweise hat sie uns schließlich erlaubt, das Gegengift aus unserem Handgepäck zu holen.«
»Das ist wahrhaft edelmütig«, sagte Amy.
»Vorher habe ich sie aber gezwungen, mir ihr ganzes Bargeld zu geben«, erklärte Nellie.
»Das war Erpressung«, grummelte Natalie, nun wieder mit freier Nase.
Nellie riss das Steuer nach rechts, sodass Dan das Gefühl hatte, er müsste für den Rest seines Lebens mit einem Amy-Abdruck herumlaufen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Amys Hand aus Versehen die von Ian streifte. Sie zuckte zusammen und zog sie weg.
»Mrrp!«, warnte Saladin, machte einen Buckel und fauchte Ian an.
»Äh, ähm«, sagte Ian und lehnte sich möglichst außer Reichweite des Katers, »der Grund, warum wir immer noch hier sind, ist der, dass wir euch ein vorübergehendes Bündnis vorschlagen wollen. Wie wir schon eurem Au-pair-Mädchen erklärt haben, haben wir etwas, das ihr benötigt.«
»Etwa zwei Flugtickets?«, höhnte Dan. »Zu spät. Und außerdem schließen wir lieber ein Bündnis mit einem Eimer voller Schleim als mit einem Kabra. Auch wenn man die zwei Sachen nur schwer auseinanderhalten kann.«
»Na gut«, schmollte Ian. »Dann benutzen wir unseren Hinweis eben selbst, um das nächste Rätsel zu lösen …«
Alistair drehte sich zu Ian um. »Hinweis?«
»Wie erfrischend, ein freier Geist«, sagte Ian mit einem listigen Lächeln. »Wie Sie sehr gut wissen, Mr Oh, haben die Lucians seit Jahren Hinweise zusammengetragen. Das haben auch die Ekaterina getan. Und wahrscheinlich haben es auch die … zu welchem Zweig der Familie gehört ihr eigentlich, Daniel?«
»Zu den Cahills«, fauchte Dan. Er konnte es nicht leiden, dass Amy und er die Einzigen waren, die nicht wussten, zu welchem Zweig sie gehörten. »Und du bist wirklich verrückt, wenn du glaubst, dass wir mit dir zusammenarbeiten.«
»Dan, sie haben uns das Leben gerettet«, wandte Amy zögerlich ein.
»Sie haben auch versucht, uns umzubringen!«, konterte Dan. »In den Katakomben in Salzburg, auf den Kanälen von Venedig …«
»Na siehst du? Die Dinge ändern sich eben«, warf Natalie fröhlich ein.
»Unser Objekt hat einst einem japanischen Krieger gehört«, erklärte Ian. »Er spielt für die Suche eine bedeutende
Rolle. Leider verstehen weder Natalie noch ich Japanisch. Und das ist die Stelle, an der Sie, Mr Oh, ins Spiel kommen.« Er beugte sich weiter zum Vordersitz hinüber. »Sagen Sie uns, was Sie wissen, und wir geben Ihnen, was wir haben. Lassen Sie uns zusammenarbeiten.«
»Nur für diesen einen Hinweis«, fügte Natalie eilig hinzu.
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