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Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao

Titel: Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Watson
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Königin. Sie malten jedes Leben. Jeden Tod. Jede Freude, jeden Verlust.
    Benommen drehte sich Irina langsam im Kreis und nahm alles in sich auf.
    Sie fühlte etwas Seltsames auf ihrem Gesicht, etwas so Fremdes, dass sie es zunächst nicht wiedererkannte. Sie fühlte es wie einen Luftzug, etwas Kühles in dieser stickigen Luft. Eine Träne.
    Was geschah mit ihr?
    Grace, was tust du mit mir?
    Sie fühlte sie, plötzlich fühlte sie Grace, ihre Anwesenheit, genau hier. Ihre Lebhaftigkeit, ihre Klugheit, ihre Ungeduld, ihre … Güte.
    Du warst gut zu mir , Grace. Als du zu mir sagtest, ich sei eine Närrin, war keine Härte in deiner Stimme. Es gab nur Güte in deinen Augen.
    Wem vermag ich nicht zu vergeben? Dir … oder mir selbst?
    Irina starrte vor sich an die Wand. Wiedergeburt, fiel es ihr ein. In dieser Kammer geht es überhaupt nicht um den Tod. Sondern um die Wiedergeburt.
    War das möglich? Nach einem gelebten Leben, nachdem man Entscheidung um Entscheidung um Entscheidung getroffen hatte und an einem engen dunklen Ort angelangt war.
    Konnte man sich ändern?

Vierzehntes Kapitel

    Merke , dachte Dan, lieber nicht an Mumien denken, die einem das Hirn aussaugen, wenn man gerade in einem alten Grab steht.
    Die Dunkelheit war bedrückend. Sie hatten nur leicht gegen die Grabtür gedrückt und sie war aufgeschwungen. Theo musste vergessen haben, sie wieder abzuschließen. Irgendwie erschien das Grab ohne seine fröhliche Gegenwart finsterer. Unheimlicher.
    »G-glaubst du, dass wir hinuntergehen sollten?«, flüsterte Amy.
    »Darum sind wir hier«, entgegnete Dan. Doch er bewegte sich nicht.
    »Das ist einfach lächerlich«, sagte Amy und richtete sich auf. »Komm schon.«
    »Sie zog die Tür zu, ließ aber einen Spalt offen. Dan blieb direkt hinter ihr, als sie die Stufen hinabstiegen. Als sie in das Vorzimmer kamen, blickten sie zur Decke hinauf. Die Sterne sahen vor dem glänzend blauen Hintergrund aus wie ein Feld goldener Blumen.
    Sie drehten sich zurück zur Treppe. »Lass uns die Setzstufen untersuchen«, sagte Amy. »Das sind die vertikalen Absätze der Stufen. Es ist wahrscheinlicher, dass Katherine dort ihren Hinweis hinterlassen hat, als auf den Stufen selbst. Sie wusste, dass in Hunderten von Jahren die Schritte dort jede Nachricht abschleifen würden.«
    Sie untersuchten jede einzelne Setzstufe, aber sie fanden nichts außer altem, verwittertem Stein.
    »Die nächste Treppe«, sagte Amy. Wir sollten uns besser beeilen.«
    Sie stiegen auch die nächste Treppe vorsichtig hinab und drangen dann tiefer in das Grab vor.
    »Warte!«, flüsterte Amy. Sie wusste nicht, warum sie flüsterte, doch es fühlte sich falsch an, an diesem Ort zu rufen.
    Sie beugte sich vor und kniff die Augen im schwachen Licht zusammen. »Dan, komm hierher! Ich glaube, das ist eine Hieroglyphe. Sie ist in den Stein geritzt.«

    »Hier auch«, vermeldete Dan.

    Sie setzten ihren Abstieg fort und betrachteten eine Hieroglyphe nach der anderen.

    Plötzlich hörten sie ein quietschendes Geräusch, einen Ton, wie wenn Metall auf Metall reibt.
    Dann gab es ein lautes Scheppern, als die eiserne Grabtür sich vollständig schloss. Die Lichter verloschen auf der Stelle.
    »Amy?«, flüsterte Dan.
    »Ich bin genau neben dir.« Amy wusste, dass Dan nur ein paar Zentimeter von ihr entfernt stand, weil seine Stimme nah klang. Es war so dunkel, dass sie die eigene Hand vor Augen nicht erkennen konnte. Sie versuchte, ihre Panik zu unterdrücken. Die Finsternis lastete auf ihnen wie eine lebendige Kreatur.
    Dan fühlte, wie sein Atem stockte. Amy nahm seine Hand. Normalerweise hätte Dan seine Hand weggezogen und etwas wie »Igitt!« gesagt, doch in diesem Moment fühlten sich die Finger seiner Schwester tatsächlich gut an, selbst wenn sie schweißnass waren.
    »Jemand hat die Tür geschlossen«, flüsterte Amy.
    »Danke für den Hinweis, Miss Offensichtlich«, entgegnete Dan ebenfalls flüsternd.
    Plötzlich vernahm er ein Geräusch. War das ein Schritt? Ein Schlurfen, als würde ein Fuß über den staubigen Boden gezogen. Als würde Stoff hinter sich hergezogen …
    »Hast du das gehört?«, fragte Amy.
    »Nein«, log Dan.
    Der Tod wird auf schnellen Schwingen zu Demjenigen kommen, der den Frieden der Schlafenden stört.
    Dan wurde bewusst, dass er Staub einatmete. Er konnte fühlen, wie seine Lungen arbeiteten. Er konnte sein eigenes Röcheln hören.
    »Dan.« Amy packte ihn bei der Schulter. »Es gibt genug Luft hier. Hast du dein Spray

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