Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao
tödlich aussehenden Messer am Mast befestigt worden. Die Klinge glänzte in der Sonne.
Sie traten näher heran, um die Nachricht zu lesen.
»Das ist mir jetzt echt zu gruselig«, sagte Nellie und erschauderte.
Theo zog das Messer heraus und knüllte das Papier zusammen. »Das müssen wohl die Einheimischen geschrieben haben, um uns Angst zu machen, und um sich dann darüber zu amüsieren.«
»Aber was soll das bedeuten?«, fragte Amy.
»Es ist der Fluch des Pharao«, erklärte ihr Theo. »Ein dummer Aberglauben, das ist alles. Jeder, der ein Grab entweiht, wird demnach einen schrecklichen und frühen Tod erleiden. Das ist das Zeug, aus dem Horrorfilme gemacht sind, sonst nichts. Vollkommen pubertär.«
Pubertär? Dan sah Amy an. Jonah , formte er lautlos mit den Lippen.
Nellie beeilte sich, das Mittagessen auszupacken, das sie auf dem Nachhauseweg gekauft hatten. »Könnten wir vielleicht während des Essens über etwas anderes als Mumienflüche sprechen? Die sind wirklich schlecht für die Verdauung.«
Dan und Amy setzten sich auf zwei Stühle außer Hörweite von Theo und Nellie, die angeregt miteinander plauderten. »Jonah weiß also, dass wir hier sind«, stellte Dan fest.
Amy schaufelte etwas Baba ghanoush mit einem Stück Fladenbrot auf, das Aish merahrah hieß.
»Du hast recht. Wahrscheinlich stammt es von ihm. Genau sein Stil.«
»Er verfolgt uns lieber, anstatt sich selbst etwas auszudenken«, sagte Dan. »Doch was ist es?«
Amy blinzelte auf ihren Teller. »Irgendwas mit Auberginen, glaube ich.«
»Nein, ich meine: Was übersehen wir? Wir sind wie die 39 Ahnungslosen! Es muss einen Grund dafür geben, warum Katherine Cahill uns zu diesem Grab geführt hat.« Dan hatte Katherines blödes Gedicht auswendig gelernt. Nun ging er es im Kopf langsam noch einmal durch.
Er setzte sich auf. »Hey. Erinnerst du dich – ›Unter uralten Sternen, jeder Schritt will wohlbedacht sein‹. Wir haben gedacht, sie meint den Himmel. Was, wenn sie …«
»… die goldenen Sterne an der Decke der Grabkammer gemeint hat!«, rief Amy.
»Jeder Schritt«, wiederholte Dan. »Wir haben uns alles an den Wänden angesehen, aber haben wir auch die Stufen untersucht? Wir müssen unbedingt noch einmal in dieses Grab zurück!«
Dreizehntes Kapitel
Irina hielt sich am Geländer fest. Sie konnte es nicht riskieren, auf dieser steilen Treppe zu stolpern. Sie hatte beobachtet, wie die Cahill-Kinder das Grab verlassen hatten, und sie wusste sofort, dass etwas darin sein musste. Eine kleine Sprengladung beseitigte das Schloss und die Tür war offen. Es war gut, dass sie niemand vorher gesehen hatte. Die Ägypter waren so empfindlich, wenn es um ihre wertvollen Grabstätten ging.
Irina gelangte in ein kleines Vorzimmer. Diese flachen ägyptischen Figuren, die irgendwie alle gleich aussahen, umgaben sie. Manche mit Vogelköpfen, andere mit Kronen und wieder andere hielten Stäbe in der Hand, die wie Schlangen geformt waren. Sie steckte ihren Kopf in die seitliche Kammer. Genau dasselbe.
Aber die Farben …
Sie zwang ihre Aufmerksamkeit wieder zu ihrer Aufgabe zurück. Weitere Stufen. Sie stieg sie vorsichtig hinab, froh um ihre Nike-Turnschuhe. Diese Amerikaner wussten schon, wie man Sportschuhe herstellte, das musste sie ihnen lassen. Irina klammerte sich in Gedanken an diese Schuhe, weil ihr etwas schwindlig wurde. Das war einer ihrer Tricks, wenn sie sich während eines Jobs plötzlich müde oder verärgert fühlte und ihre Gefühle sie zu übermannen drohten, konzentrierte sie sich auf das Triviale.
Doch warum berührten sie diese bunten Bildchen so?
Zu ihrer Linken bot ein schwarzer Schakal einer ägyptischen Königin etwas an. Das musste Nefertari sein. Irina verstand überhaupt nichts von ägyptischer Kunst, doch irgendwo hatte sie mal gelesen, dass hier wohl die schöne Königin in der Unterwelt willkommen geheißen wurde. Sie musste ihr Leben zurücklassen. Den Sonnenschein, den Fluss, den Palast, ihren Ehemann, ihr Kind. Alles würde ihr genommen werden.
Sie trat in die Grabkammer. Hier war die Königin zwischen den Säulen zur Ruhe gebettet worden.
Diese flachen Figuren, alle waren sie gleich, mit ihren schwarzen Haaren und ihren trüben Augen. Sie hatte niemals zuvor bemerkt …
Wie schön sie waren!
Diese Malereien. Sie stellte sich Künstler an diesem Ort vor, die ihre Pinsel in Gefäße mit goldener und grüner und blauer Farbe tauchten. Sie malten nicht nur die Geschichte des Todes einer einzelnen
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