Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt
Springs und Uluru gebracht … oder war es Shark Bay und Ningaloo? Weiß ich nicht mehr, aber ich glaube, ich war drei oder vier Tage weg. Dann bin ich nach Adelaide geflogen, habe Hope und Arthur abgeholt und sie nach Darwin gebracht.«
Amy und Dan wechselten einen Blick. Sie brauchten gar nichts sagen. Sie wussten es beide. Ihre Eltern waren in Coober Pedy gewesen. Sie waren von Adelaide aus hingefahren. Sie hatten Shep nicht in die Sache hineinziehen wollen. Sie hätten ihn womöglich in Gefahr gebracht. Amy und Dan nickten einander zu.
Shep zeigte mit dem Bratenwender erst auf Amy und dann auf Dan. »Wie habt ihr das gerade gemacht? Ihr beiden habt euch unterhalten, ohne ein Wort zu sagen!«
Sie sahen einander wieder an. Nicht dass wir ihm nicht trauen. Aber unsere Eltern hatten recht: Je weniger er weiß, desto besser für ihn.
»Ihr tut es schon wieder! Worum ging es?« Shep stemmte die Hände in die Hüften. »Wartet mal. Ihr wollt, dass ich euch nach Coober Pedy fliege, stimmt’s?«
Dan lächelte ihn unschuldig an. »Deine Pfannkuchen brennen an.«
Nachdem sie die leicht verkohlten Pfannkuchen heruntergeschlungen hatten, packten sie ihre Sachen in Sheps Geländewagen und fuhren zum Flugplatz. Die Sonne ging gerade
auf, als sie die Vororte von Sydney hinter sich ließen und in einen schmalen Weg einbogen, der sich in die Berge hinaufschlängelte. Schließlich hielt Shep vor einem Eisentor. Er gab einen Code ein, das Tor öffnete sich, und sie fuhren hindurch.
»Gratuliere«, sagte Shep. »Ihr habt soeben den Sicherheitscheck hinter euch gebracht.«
Er stellte das Auto ab und zeigte ihnen sein Flugzeug.
»Äh, das sieht aber ganz schön … klein aus«, meinte Amy.
»Klein? In das Baby bekomme ich 14 Leute rein«, erwiderte Shep gekränkt.
»Du bist ein guter Pilot«, fragte Nellie nervös, »oder?«
Shep zuckte die Schultern. »Wenn man mal von den Bruchlandungen absieht …« Er lachte schallend und ging zum Büro hinüber.
»Einen lustigen Onkel habt ihr da«, sagte Nellie gähnend.
»Kommt, wir schauen uns mal das Flugzeug an«, schlug Dan vor.
Sie gingen um die Maschine herum und Nellie kletterte ins Cockpit. Dan folgte ihr. Amy blieb draußen stehen und versuchte, sich das Flugzeug hoch in der Luft vorzustellen. Bereits der Flug in diesem Hochgeschwindigkeitshubschrauber, den sie in Russland genutzt hatten, hatte sie vor Angst völlig erstarren lassen. Und ihr kurzes Erlebnis mit dem Gleitschirm war auch nicht gerade entspannend gewesen, aber dieses kleine Flugzeug machte sie noch viel nervöser. Vielleicht lag es daran, dass sie diesmal so viel Zeit hatte, darüber nachzudenken, wie klein es war im Vergleich zu der Weite des Himmels über Australien.
Als Amy Shep wieder aus dem Büro kommen sah, stieg ihre Furcht ins Unermessliche an. Sollte ein Pilot nicht eine Uniform tragen? Aber da war Shep, in seinen khakifarbenen Shorts und mit einem Sirupfleck auf dem T-Shirt.
»Äh, s-s-sollen wir das wirklich machen?«, fragte sie, als sie ins Flugzeug stieg.
»Machst du Witze?«, freute sich Dan und hüpfte auf seinen Platz.
Nellie starrte aus dem Cockpitfenster. Sie antwortete nicht.
»Nellie?«
Amy folgte ihrem Blick. Sie sah eine Staubwolke, die sich hinter den Büschen erhob.
Als Shep ins Flugzeug kletterte, wurde es augenblicklich noch ein bisschen kleiner.
»Das ist ein Willy-Willy!«, rief Dan begeistert und deutete auf die Säule aus Staub.
»Ein was?«, fragte Amy.
»Ein harmloser kleiner Tornado«, erklärte Shep. »Aber das ist gar keiner. Hier in der Gegend gibt es keine Willy-Willys. Ich schätze, das ist nur ein Lastwagen, der den ganzen Staub aufwirbelt. Anschnallen bitte. Wir haben Starterlaubnis.«
Er setzte den Kopfhörer auf.
Dan war die Enttäuschung anzusehen, als er sich anschnallte. Nellie sah immer noch nach draußen, während sie ihren Gurt befestigte. »Das ist kein Lastwagen«, sagte sie. »Das ist ein Hummer. Können wir los?« Sie klang plötzlich ungeduldig.
»Ich muss nur noch den Start-Check durchführen«, sagte Shep. Da sah er, dass der schwere Geländewagen mit rasender Geschwindigkeit durch das Metalltor krachte. Durch den Lärm
des Triebwerks, das gerade anlief, konnten sie es allerdings nicht mehr hören.
»Kannst du dich bitte beeilen?«, drängte Amy. Shep hörte sie nicht, signalisierte ihr aber vom Cockpit aus mit dem Daumen nach oben, dass er wusste, was zu tun war.
Am Steuer des Hummer saß Isabel Kabra. Sie hielt das Fahrzeug mit
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