Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya
hinter der Bühne. Er fragte sich, warum sich Jonah eigentlich mit der Zeichensuche abgab. Warum wollte er zur einflussreichsten Person der Menschheitsgeschichte werden, wenn er schon dermaßen hammermäßig berühmt war? Jonah hatte alles: Geld, Ruhm, kreischende Mädchen. Nicht einmal die Cahill-Familie hatte Vergleichbares zu bieten.
Neben ihm leuchtete Mr Wizards Blackberry auf und er nahm einen dringenden Anruf entgegen.
Dan sah ihn erwartungsvoll an. »Geht es um meine Schwester? Haben Sie ihr Hotel gefunden?« Er musste die Hände um den Mundund dem Mann direkt ins Ohr brüllen.
»Nein, da hatten wir leider noch kein Glück!«, brüllte Jonahs Vater zurück. »Aber es gibt einen Notfall! Die Fans sind in den Tunnel vor der Umkleidekabine eingedrungen. Die Sicherheitsleute sagen, es sind mehrere Hundert! Es wird nicht einfach, Jonah hier wieder rauszubringen. Komm mit!«
Er führte Dan und die Bodyguards durch eine schwere Tür, auf der die Aufschrift ZUTRITT NUR FÜR BEFUGTE gleich in mehreren Sprachen prangte. Nun befanden sie sich wahrhaftig in den Eingeweiden des Vogelnestes, den Korridoren, die während der Olympischen Spiele kein Fernsehzuschauer zu sehen bekommen hatte. Sie liefen durch ein Netz aus unterirdischen Betontunnels, die mit einem grellen fluoreszierenden Licht beleuchtet waren. Nach mehreren Abzweigungen gelangten sie in den Hauptkorridor, in dem sie das reinste Chaos erwartete.
Fünfhundert aufgeputschte Jonah-Wizard-Fans waren eingeklemmt wie die Sardinen in der Dose und forderten kreischend einen Blick auf ihr Idol. Sie hielten Schilder hoch, auf Chinesisch und Englisch, auf denen stand HEIRATE MICH, JONAH, I WANNA BE YOUR GANGSTA und DAS JAHR DES WIZ. Der unaufhörliche Sprechgesang Jo-nah! Jo-nah! Jo-nah! machte dem gigawattstarken Soundsystem des Stadions Konkurrenz.
Broderick und die Sicherheitsleute bildeten eine menschliche Mauer, die die Fans zurückhalten sollte, und Dan reihte sich darin ein.
Ein Mädchen, das noch jünger war als er selbst, schleuderte ihm eine Handvoll chinesischer Geldscheine ins Gesicht.
»Ich muss ihn sehen! Einen Kuss!«, kreischte sie. Ihr Gesicht hatte die Farbe einer überreifen Tomate, so aufgeregt war sie.
Aus der Mitte der Menschenmenge heraus kam ein Papierflugzeug direkt auf Dan zugesegelt. Er faltete es auseinander und musste grinsen. Darauf war ein Kussabdruck in Pink zu sehen und darunter stand eine Telefonnummer in Peking.
In diesem Moment hätten Amy, Nellie und die Jagd nach den Zeichen ebenso gut eine Million Kilometer weit weg sein können.
Amy und Nellie standen kaum mehr als dreißig Meter von Dan entfernt am Rand der Menschenmenge.
»Weißt du, das weckt Erinnerungen in mir«, rief Nellie Amy zu. Beide versuchten, sich einen Weg durch das Meer von Menschen zu bahnen. »Green Day im Fenway-Park-Stadion von Boston, Sommer 2005. Ich habe dem Rausschmeißer eine verpasst und es geschafft, dass Billie Joe Anderson mir ein Autogramm auf die Stirn gegeben hat. Ich habe mir einen Monat lang das Gesicht nicht mehr gewaschen.«
»Aber wie sollen wir zu Jonah durchkommen, um ihn zu fragen, ob er Dan gesehen hat?«, rief Amy verzweifelt. »Wir können die Leute doch nicht alle umnieten!«
Plötzlich hallte Jonahs Stimme durch die unterirdischen Tunnel des Vogelnestes. »Gute Nacht, Peking! Ihr seid spitze! Wort drauf!«
Das Stadion erbebte unter dem Jubel. Dann ließ der Sprechgesang langsam nach, der Jubel verstummte, die Schilder sanken zu Boden. Tausende aufgelöste Fans konzentrierten all ihre Energie darauf, sich durch die engen Ausgänge zu schieben.
In den Tunneln kämpften Dan, Broderick Wizard und die Sicherheitsleute weiter darum, die vordringende Menschenwand aufzuhalten. Selbst Jonah, der rasende Fans gewohnt war, erschreckte die Wucht der Attacke.
»Sehen wir zu, dass wir hier rauskommen! Die Leute sind völlig durchgeknallt!«
Der taffe Superstar drehte vor der Umkleide um und hechtete auf den Notausgang zu.
In diesem Moment beging Dan seinen ersten Fehler. Er wandte den Blick von der Menge ab und sah Jonah hinterher. Das Mädchen mit dem Geld sprang ihm auf den Rücken und klammerte sich an ihn, die Arme um seinen Kopf geschlungen. Da er nun nichts mehr sah, stolperte er und die Menge drängte durch die Öffnung in der Menschenkette.
Als die Fans nach vorne strömten, zog Nellie Amy hinter sich her und stürzte sich ins Gefecht.
Amy stolperte hinter ihr her und musste sich anstrengen, sie nicht zu verlieren.
Weitere Kostenlose Bücher