Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya
den Kopf. »Wissen wir alles schon, Onkel A. Schlechte Musik. Klasse Chaos. Kein Dan.«
»Jonah hält die Augen nach ihm offen«, fügte Amy hinzu. »Ich weiß, er ist unser Gegner, aber ich glaube, er meint es ernst.«
Alistair ließ sich davon nicht beeindrucken. »Erlaubt mir, das hier zu übersetzen.« Er las ihnen einen kurzen Ausschnitt eines Artikels vor. »›Die Polizei löste den Tumult auf, ehe es zu schwerwiegenden Verletzungen kommen konnte. Ein Mitglied von Mr Wizards Gefolge jedoch, Dan K. Hill, musste wegen einer kleineren Platzwunde über dem linken Auge behandelt werden. Mr Hill, ein Cousin des Superstars, verglich die Situation mit Frauenwrestling.‹«
»Er lebt!«, brach es aus Amy heraus. »Wer sonst könnte bei einem solchen Chaos an Wrestling denken?«
Nellie seufzte erleichtert. »Gott sei Dank! Er ist zwar immer noch verschwunden, aber zumindest geht es ihm gut. Ich meine, er ist bei Jonah …« Sie verzog das Gesicht. »Dieser eingebildete, doofe kleine Hip-Hop-Zwerg! Ich hätte wissen müssen, dass er uns anlügt!«
Alistair lächelte matt. »Wie wenig sich die Janus doch über die Jahre verändert haben. In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg ließ sich Pu Yi zu einer Marionette der Japaner machen. Sie versprachen ihm, ihn wieder zum Kaiser zu machen. Jonah ist offenbar so besessen von seinem Ziel, dass er gar nicht sieht, was er anderen mit seinem Handeln für Kummer bereitet.«
»Oder er weiß es ganz genau und schert sich einfach nicht darum«, grollte Nellie.
Amy bemühte sich, ihre Wut zu unterdrücken. »Aber warum sollte Jonah Dan entführen? Und vor allem, warum sollte mein idiotischer kleiner Bruder da mitspielen?«
»Die zweite Frage hast du schon selbst beantwortet«, erwiderte Alistair. »Er kann nirgendwo hin. Wahrscheinlich glaubt er, dass er Jonahs Gast ist. Was dessen Motive angeht – ist das nicht offensichtlich? Die Suche nach den Zeichen.«
Nellie runzelte die Stirn. »Er hat Geld wie Heu und Beziehungen ohne Ende. Wofür braucht er Dan?«
»Wisst ihr das wirklich nicht?« Überrascht sah Alistair von Nellie zu Amy. »Ihr Kinder habt in der Familie für ziemliches Aufsehen gesorgt.«
»Warum denn?«, fragte sie. »Wir haben ein paar Leute ausgetrickst, aber ich glaube nicht, dass wir gewinnen können.« Sie hielt kurz inne. »Oder doch?«
»Vielleicht nicht, aber ihr seid jünger als wir anderen, ihr habt weniger Möglichkeiten, keinen Familienzweig, der euch unterstützt, und ihr wisst so gut wie nichts über unsere Familiengeschichte. Viele haben vorhergesagt, dass ihr es keine Woche aushalten würdet. Und doch seid ihr hier und mischt munter mit. Vielleicht habt ihr einige von Grace’ Fähigkeiten geerbt oder vielleicht könnt ihr dank eures Außenseiterstatus auch vieles klarer sehen. Egal, was es ist – Jonah scheint zu glauben, dass ihm das nützen könnte.«
»Mir ist die Jagd mittlerweile egal«, sagte Amy ungeduldig. »Jedenfalls bis wir Dan wiederhaben. Wer weiß, was Jonah mit ihm anstellt, wenn er hat, was er will! Gibt es hier nicht auch Krokodile?«
»Zumindest wissen wir jetzt, wo wir suchen müssen«, erklärte Nellie. »Wenn wir Jonah finden, finden wir auch Dan. Ein Idiot mit einem weltberühmten Gesicht hat einen Nachteil: Er kann sich nicht verstecken. Wo er auch hingeht, es kommt in den Nachrichten.«
Alistair überflog den Artikel. »Hier steht, dass sein nächstes Ziel die Chinesische Mauer ist.«
»Na dann los«, entschied Amy.
»Meine Liebe«, unterbrach Alistair sie, »die Chinesische Mauer ist über 6000 Kilometer lang. Da Jonah von Peking aus hinfährt, können wir vermuten, dass er den Abschnitt bei Badaling ansteuert, denn der ist der Hauptstadt am nächsten. Aber auch das ist noch ein enorm großes Gebiet.«
»Jonah ist ein Star«, widersprach Amy. »Wenn er da ist, werden wir ihn finden.« Sie machte ein grimmiges Gesicht. »Wenn wir Dan retten wollen, müssen wir ihn schnell finden.«
Broderick Wizard blickte angestrengt aus dem Fenster des Gulfstream-Jets G5. Unter ihnen ging die hügelige chinesische Landschaft über in eine weitläufige Ebene mit mehreren Häusern. »Ich dachte, Dengfeng sei ein kleines Dorf, aber das da unten ist ganz schön dicht besiedelt.«
»Willkommen in China«, erklärte ihm die Stewardess lächelnd. »Hier sind sogar die Kleinstädte groß.«
»Wenn man ı,3 Milliarden Einwohner hat, muss man sie überall unterbringen, wo noch Platz ist«, bemerkte Dan kauend aus seinem Sitz, der
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