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Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya

Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya

Titel: Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Korman
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diesem Chaos fürchten müssen. Stattdessen war er wütend, und zwar vor allem auf sich selbst.
    Was habe ich nur getan?
    Er hatte Jonah geglaubt, der sich doch schon in der Vergangenheit als wenig vertrauenswürdig erwiesen hatte. Und er war von Amy weggelaufen, als er bei ihr hätte bleiben müssen. Nach all diesem Durcheinander war ihm eines plötzlich sonnenklar: Sie war alles, was er hatte auf der Welt, und er bedeutete dasselbe für sie.
    Doch nun war es zu spät. Er hatte keine Chance, Amy zu finden, keine Ahnung, welchen Spuren sie und Nellie folgten. Ja, er konnte sich nicht einmal dem Jugendamt oder, schlimmer noch, Tante Beatrice ausliefern. Die größte Gefahr jedoch bestand wohl darin, dass er ihr tiefstes und dunkelstes Geheimnis ausgeplaudert hatte. Nun wussten die anderen, dass er und Amy Madrigals waren. Und wofür das Ganze? Nur für die Genugtuung, die Wizards zwei oder drei Sekunden lang schockiert zu sehen.
    Trotz allem musste er grinsen, wenn er daran zurückdachte. Das waren ziemlich gute zwei oder drei Sekunden.
    Dennoch: Es war dumm von ihm gewesen. Nun waren sie hinter ihm her. Und hinter Amy.
    Ich hätte sie warnen sollen.
    Aber er wusste ja nicht einmal, ob Nellie die Nachrichten auf ihrem Handy abhören konnte, wenn es in China doch gar nicht funktionierte.
    Der Platzregen kam völlig unerwartet – plötzlich goss es in Strömen auf die Straßen von Xian. Die Händler kramten hastig ihre Waren zusammen und Fußgänger rannten, um sich irgendwo unterzustellen. Dan schaffte es zum Fuß einer Treppe, die in einen Keller führte, wo sich eine schäbige Videospielhalle befand. Na gut, vielleicht würde ihm das guttun. Ein paar Raumschiffe abzuschießen, beruhigte vielleicht seine Nerven. Und ein kleines Frühstück würde auch nicht schaden. So weit würde sein chinesisches Geld schon noch reichen.
    Als er die Schokoriegel neben der Kasse betrachtete, fiel sein Blick auf einen großen Fernseher, auf dem CNN International lief.
    Was er dort sah, ließ ihm den Atem stocken.
     
    Diesmal beschwerte sich Saladin nicht, als er auf der Chinesischen Mauer spazieren getragen wurde. Im Gegenteil: Er wusste die Geborgenheit in Nellies Armen ausnahmsweise einmal zu schätzen.
    Die Menschenmenge war ebenso dicht wie am Vortag. Sie machte Amy nervös, wenn auch nicht halb so sehr wie die Tatsache, dass kein Jonah in Sicht war und es auch keinerlei Anzeichen dafür gab, dass er noch auftauchen würde. Der Star musste seine Pläne geändert haben. Er war in eine andere Richtung unterwegs – mit Dan im Schlepptau. Oder, was ihr noch viel mehr Angst machte, er ließ Dan irgendwo zurück, allein in diesem fremden Land. Nicht zum ersten Mal dachte sie an die US-Botschaft in Peking. Ja, sicher, von dort aus würde es schnurstracks zum Jugendamt von Massachusetts gehen, ohne Rückfahrkarte. Doch wenn sie das bevölkerungsreichste Land der Erde weiter erfolglos nach einem vermissten Elfjährigen absuchte, würde ihr bald nichts anderes mehr übrig bleiben.
    Die Frage war nur, wann. Wann musste sie die Sache Profis übergeben, Menschen, die in der Lage waren, eine solche Suche auf die Beine zu stellen? Es waren volle vier Tage vergangen, seit sie Dan das letzte Mal gesehen hatte.
    Nellie und Amy marschierten kilometerweit, ohne anzuhalten, ständig auf der Suche. Je weiter sie sich vom Touristenzentrum des Badaling-Abschnitts entfernten, desto weniger Menschen begegneten ihnen.
    Amys Füße fühlten sich an wie Granitblöcke. Von ihrer Laune ganz zu schweigen. Es war für sie völlig undenkbar, aufzugeben, doch die Mauer zog sich Tausende von Kilometern hin.
    Ein entgegenkommendes Ehepaar bat sie, ein Foto von ihnen zu machen.
    »Selbstverständlich.« Amy blickte durch den Sucher der Kamera und begann, das Objektiv einzustellen. Als sie den Bildausschnitt anpasste, wurde kurz der Turm hinter dem Ehepaar herangezoomt. Amy fiel ein chinesisches Schriftzeichen an der Holztür auf.

    Warum kommt mir das nur so bekannt vor? Ich kann doch gar kein Chinesisch.
    Nachdem sie ein paar Fotos gemacht und die Kamera zurückgegeben hatte, fiel es ihr wieder ein.
    »Nellie, ist das nicht das Symbol, das Alistair gestern auf sein Platzdeckchen gekritzelt hat?«
    Nellie verengte die Augen. »Ich glaube, du hast recht. Aber warum sollte jemand das Wort Charme auf eine alte Tür mitten auf der Chinesischen Mauer schreiben?«
    Die Touristin, die noch neben ihnen stand, blickte auf. »Charme? Das ist nicht die beste Übersetzung.

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