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Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya

Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya

Titel: Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Korman
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Treffender wäre das Wort ›Anmut‹.«
    »Was auf Englisch Grace bedeutet«, murmelte Amy.
     
    Auf den ersten Blick unterschied sich der Turm in nichts von den Dutzend anderen, an denen sie schon vorbeigekommen waren. Nur ein weiteres steinernes Überbleibsel einer einstigen Wachstation auf der mongolischen Grenze. Die Fenster waren kleine Öffnungen, die mehr für Bogenschützen gedacht waren, als dass sie Licht einließen. Eine uralte Treppe führte zum Fuß des Bauwerks, das wahrscheinlich einmal als Unterkunft und Waffenkammer gedient hatte.
    »Sieh mal.« Nellie deutete auf eine weitere Treppe, die auf den Turm hinaufführte. Das war ungewöhnlich. Sie stiegen die Stufen empor. Am Kopf der Treppe gelangten sie zu einer Tür, auf der ebenfalls das Symbol prangte. Sie war verschlossen.
    »Halt mal den Kater.« Nellie drückte Amy Saladin in die Arme. Aus ihrer Jeanstasche zog sie zwei Haarklammern, mit denen sie in dem alten Schloss herumstocherte. Amy fand, dass ihr Au-pair-Mädchen ungewöhnlich viel Übung im Knacken eines Schlosses hatte, zumal, da sie gar keine Haarklammern benutzte. Da hörte sie schon ein Klicken und die Tür schwang auf.
    Sie betraten einen fensterlosen quadratischen Raum, in den nur die runde Öffnung zum Himmel hin Licht einließ. Es standen sechs verschieden hohe Holztische darin, dazu ein Wirrwarr aus Uhren, Kristallvasen, kleinen gerahmten Spiegeln, Figurinen in Glaskästen und hohen Champagnerflöten.
    »Oh Gott«, stöhnte Nellie. »Wir sind in einen privaten Flohmarkt eingebrochen.«
    Amy legte die Stirn in Falten. »Das kann doch kein Zufall sein. Grace’ Name auf der Tür und das ganze Zeug hier oben. Aber was hat das zu bedeuten?«
    »Das ist nur lauter Schnickschnack – die Sorte Krimskrams, die man bei einer alten Dame auf dem Dachboden vermuten würde. Man sollte doch annehmen, dass in dem Land, in dem Feng Shui erfunden wurde …«
    »Das ist es!« Amy schrie es fast. »Grace war eine absolute Verfechterin des Feng Shui! Ständig hat sie erklärt, wie wichtig es ist, die Sachen so anzuordnen, dass ein positiver Energiefluss ermöglicht wird.«
    »Ihr Haus hat auch immer ziemlich gut ausgesehen«, gab Nellie zu. »Bis deine lieben Verwandten es abgebrannt haben.«
    »Da steckt viel mehr dahinter!«, sagte Amy, die immer aufgeregter wurde. »Grace hat mir stundenlang die Grundlagen von Feng Shui erklärt. Ich glaube, sie wusste, dass mich die Zeichenjagd eines Tages in diesen Raum führen würde.«
    Nellie war wie vom Donner gerührt. »Willst du damit sagen, dass deine Großmutter viele Tausend Kilometer von Massachusetts entfernt ein Feng-Shui-Puzzle für dich vorbereitet hat?«
    Amy schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, Grace hat das Puzzle auf ihren Reisen durch China gefunden und den Ort markiert, indem sie ihren Namen an die Türen geschrieben hat.«
    »Aber wenn sie es nicht gemacht hat, wer dann?«
    Amy suchte die völlig unauffälligen Wände ab, auf der Suche nach einem Hinweis darauf, wer sich diese merkwürdige Knobelei ausgedacht hatte. Dann entdeckte sie ein paar verblasste Buchstaben, die in den Stein geritzt waren. Sie musste laut lachen. In Großbuchstaben stand dort der Name HENRY.
    »Wer ist denn Henry?«, fragte Nellie verwirrt.
    »Wir haben erst neulich über ihn gelesen, weißt du nicht mehr?«, fragte Amy atemlos. »Henry ist der englische Name, den Pu Yi später angenommen hat! Das ist das Werk des letzten Kaisers höchstpersönlich! Die Sachen sehen ziemlich modern aus, also muss er es gegen Ende seines Lebens gemacht haben, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen worden war!«
    Nellie verdrehte die Augen. »Ist das nicht wieder typisch Cahill? Warum einfach, wenn man auch ein kompliziertes Feng-Shui-Puzzle mitten auf der Chinesischen Mauer machen kann?«
    Amy gab Nellie den Kater zurück und krempelte die Ärmel hoch.
    »Warte mal«, sagte Nellie. »Du wirst doch nicht etwa versuchen, dieses ganze Durcheinander neu zu ordnen?«
    »Oh doch. Grace hat mir das ja nicht umsonst beigebracht. Es gibt nur ein Problem. Sie hatte einen speziellen chinesischen Kompass, sie nannte ihn Lo Pan . So etwas besitze ich leider nicht.«
    »Wie wäre es damit?« Nellie deutete auf den Boden.
    Die Fliesen ergaben ein kunstvolles Muster konzentrischer Kreise, in denen sich Hunderte chinesischer Zeichen befanden.
    »Das ist es!«, keuchte Amy mit leuchtenden Augen. »Grace’ Lo Pan hatte bewegliche Teile, sodass man ihn überallhin mitnehmen konnte. Der hier ist

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