Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya
Genealogie-Abteilung hat endgültig bewiesen, dass du und deine Schwester Janus seid. Willkommen in unserem Clan!«
Ihr Ehemann applaudierte und sogar Jonah lächelte. »Das ist fett, Cous. Ich wusste, dass du was drauf hast.«
Dan nickte schwach. Janus? Aber das war unmöglich! Er wusste genau, zu welcher Linie er gehörte. Er würde alles darum geben, die schreckliche Wahrheit ändern zu können, aber so einfach ging das nicht.
Warum log Cora Wizard ihn an? Nicht, dass es ihn überraschte. Von den Cahills war nichts anderes zu erwarten. Aber da steckte mehr dahinter. Versuchte sie, die Cahill-Kinder zu rekrutieren, um den Janus auf der Jagd nach den Zeichen zum Erfolg zu verhelfen? Diese Frau hatte Wushu -Meister zu ihrer Verfügung, Fechter und die besten Scharfschützen der Welt. Sie konnte den Telefonhörer in die Hand nehmen und Steven Spielberg, Justin Timberlake und halb Hollywood dazu bringen, sich sofort in ein Flugzeug nach China zu setzen. Wofür brauchte sie Amy und Dan? Waren sie wirklich so gut? Ihm kam es mehr so vor, als seien ihnen die anderen Welten voraus, während er und seine Schwester sich über Nichtigkeiten stritten. Dabei war ihre Lage doch schon schlimm genug: die Eltern tot; die Großmutter tot; Flüchtlinge vor dem Jugendamt; und nun war ihre einzige Stärke – ihre Zusammengehörigkeit als Team – auch noch futsch.
»Nun?«, fragte Cora. »Hast du dazu gar nichts zu sagen?«
Er starrte sie gebannt an. Dabei wanderte sein Blick von ihren brennenden schwarzen Augen zu dem Kupfer-Schmuckstück, das sie um den Hals trug.
Merkwürdig – es kam ihm irgendwie bekannt vor. Aber das konnte nicht sein. Es war das erste Mal, dass er Jonahs Mutter zu Gesicht bekam.
Als die Erinnerung auf ihn einströmte, traf sie ihn wie ein Hammerschlag und er geriet unter der Wucht geradezu ins Taumeln. Er war erst vier gewesen, doch das würde er nie vergessen. Die Metallskulptur, einer der wenigen Gegenstände, die den Brand überlebt hatten. Das Kunstwerk mit der Wanze – zum Abhören.
Coras Anhänger ist eine Miniaturkopie dieser Skulptur!
Die Skulptur war von Cora gewesen, von ihr persönlich gestaltet! Wahrscheinlich hatte sie es als Geschenk ausgegeben. Und die ganze Zeit war sie nur dazu da gewesen, seine Eltern auszuspionieren. All die Lügen, das Überwachen und Abhören gipfelte schließlich in jenem Brand, der Hope und Arthur verschlungen und ihre Kinder als Waisen zurückgelassen hatte.
Nein, Cora hatte den Brand nicht gelegt – das hatte Isabel Kabra übernommen. Doch sie waren alle schuldig – alle Cahills, deren blinder Ehrgeiz und deren gieriges Machtstreben sie zu gefühllosen Monstern gemacht hatte.
Es war nicht nur das entzündete Streichholz gewesen, sondern diese unaufhaltsame, verheerende Gewaltspirale, die ihre Eltern getötet hatte.
Als Dan schließlich seine Stimme wieder fand, war sie die eines gereiften jungen Mannes. Es war, als wäre er in den vergangenen zehn Sekunden um zehn Jahre gealtert. Bis dahin war er blind gewesen, doch nun sah er alles kristallklar. Jonahs Vater hatte nie versucht, Amy zu finden. Sie hatten ihn festgehalten und wie eine Marionette eingesetzt. Und nun kam diese schreckliche Frau daher, die bei dem Streit unmittelbar vor dem Tod ihrer Eltern dabei gewesen war, und hatte den Nerv, ihn in ihrer bösartigen Familie willkommen zu heißen.
»Janus?«, fauchte er verächtlich. »Ich bin kein Janus! Ich weiß genau, welcher Linie ich angehöre!« Er stürmte in den offenen Aufzug und drehte sich noch ein letztes Mal zu ihnen um. Er war so erregt, dass die Worte aus ihm heraussprudelten, ehe es ihm überhaupt bewusst wurde:
»Ich bin ein Madrigal!«
Das Letzte, was er sah, ehe sich die Türen schlossen, waren die offenen Münder der höchsten Janus-Familienmitglieder.
Neunzehntes Kapitel
Die Strafe für das Fallenlassen einer Katze an der Chinesischen Mauer betrug 400 Yuan – umgerechnet etwa 59 US-Dollar. Dem Soldaten, der ihnen Saladin zurückholte, gaben Amy und Nellie zusätzlich 100 Yuan und für 43 Yuan kauften sie ihm Medizin und Verbandszeug für die Kratzer, die er sich dabei zugezogen hatte.
Ihr Hotel war vielmehr ein kleines Gästehaus und nicht gerade das Beste vom Besten. Im ›Goldenen Affen‹ gab es zwar keine Affen, dafür aber mehrere Kakerlaken, die vielleicht auch als Zwergseidenäffchen durchgegangen wären.
Amy nahm den schäbigen, vollgestopften Raum und die Käfer überhaupt nicht wahr. Sie musste ständig an Dan
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