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Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Titel: Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Sue Park
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Archiven suchen mussten. Zum Glück war Spanish Town nicht allzu weit von Kingston entfernt.
    Der Marktplatz dort, mit seinen wunderschönen Kolonialhäusern und den vielen großen Palmen, war wirklich beeindruckend. Das Archiv, ein moderneres zweistöckiges Gebäude aus dunklem Ziegelstein, befand sich gleich hinter dem Platz.
    Im Lesesaal füllte Amy die Anfrage für die Akte aus, die sie gerne einsehen wollte: die Protokolle der Prozesse gegen Jack Rackham, Anne Bonny und Mary Read.
    Dann überreichte sie das Formular dem großen, gut gebauten jungen Mann an der Auskunft, auf dessen Namensschild LESTER zu lesen war.
    Lester starrte Nellie wie gebannt an – er schien fasziniert von ihrem Nasenring. Das Au-Pair-Mädchen war jedoch damit beschäftigt, das Kabel ihrer Ohrstöpsel zu entwirren, und bemerkte ihn nicht weiter. Er senkte den Blick auf das Formular. »Ach, die Akte schon wieder«, sagte er nur. »Ihr Amerikaner habt es aber mit den Piraten.«
    Amy hielt den Atem an. »Hat jemand anderes in letzter Zeit um die Akte gebeten?«
    »Ich glaube, das ist schon länger her«, antwortete er. »Mal sehen. Hier steht, das letzte Mal wurde die Akte im vergangenen Jahr eingesehen.«
    Amy runzelte die Stirn. Das musste noch vor Grace’ Tod gewesen sein – bevor die Zeichenjagd überhaupt begonnen hatte. Es könnte aber trotzdem ein Cahill gewesen sein …
    »Ach, ihr kennt doch sicher die Fluch-der-Karibik- Filme!«, sprudelte es nur so aus Lester heraus. »Die haben extra einen Wissenschaftler hierhergeschickt, der sämtliche Unterlagen über die Piraten durchgesehen hat.«
    »Und haben sie was davon verwendet?«, erkundigte sich Dan neugierig.
    »Oh ja, das haben sie«, erwiderte der junge Mann mit einem Lächeln. Amy fand sein Lachen bezaubernd – er strahlte über das ganze Gesicht. »Nachdem man Calico Jack Rackham gehängt hatte, wurde seine Leiche in einen kleinen Eisenkäfig gezwängt. Dieser wurde dann gut sichtbar an der Hafeneinfahrt von Kingston angebracht, um andere Piraten abzuschrecken.«
    »Widerlich«, schauderte Amy.
    »Cool!«, staunte Dan.
    »Naja, im Film haben sie es leicht abgeändert, da haben sie die toten Piraten am Galgen hängen lassen und nicht in einen Käfig gesperrt. Aber die Idee dazu hatten sie aus den Archiven«, erzählte Lester. Er stand auf und lief ins Magazin. Kurz darauf kam er mit einer Akte zurück. Nellie hatte es sich währenddessen in einem Sessel am Fenster bequem gemacht. Lester musterte sie erneut.
    »Ich brauche einen Führerschein oder Ausweis als Pfand, bis ihr die Akte zurückgegeben habt«, erklärte er.
    Dan lief zu Nellie und holte ihren Führerschein. Lester betrachtete erst das Au-Pair-Mädchen, dann das Foto auf dem Führerschein, und dann wieder Nellie. Offensichtlich zufrieden legte er den Führerschein in ein kleines nummeriertes Fach hinter ihm und reichte Amy die Akte.
    Nellie döste in ihrem Stuhl vor sich hin und die Cahill-Geschwister setzten sich an einen Tisch in der Nähe. Amy begann, die Papiere zu durchforsten. Dan dagegen war in Gedanken noch bei der verwesenden Leiche im Käfig.
    »Glaubst du, sie war voller Maden?«, fragte er. »Wahrscheinlich, oder? Hier herrscht immerhin tropisches Klima. Er war bestimmt übersät mit Maden!«
    Amy war völlig in Gedanken versunken. »Dan, hör dir das an«, unterbrach sie ihn. »Hier ist ein Zeuge, der über Anne Bonny und Mary Reed ausgesagt hat, dass die beiden Männerjoppen und lange Beinkleider getragen und Taschentücher um den Kopf gebunden hatten. Und der Grund, warum man glaubte und am Ende ja auch wusste, dass sie Frauen waren, war die Größe ihrer Brüste.«
    »Naja, gutes Argument«, meinte Dan kichernd. »Aber was ist mit ihnen geschehen? Mussten sie lebenslang hinter Gittern bleiben?«
    »Mary Reed ist in Haft verstorben«, las Amy vor. »Nur ein paar Monate später. Aber niemand weiß, was mit Anne geschehen ist. Manche Leute glauben, dass ihr Vater – er war eine große Nummer in South Carolina – sie aus dem Gefängnis holen konnte und sie irgendwo unter falschem Namen weiterlebte.«
    Dan schnaubte. »Klingt sehr nach Cahill«, meinte er.
    »Das ist ja alles wirklich hochinteressant«, sagte Amy nachdenklich, »aber hier ist nichts, was auf einen Hinweis deuten könnte.« Sie wies mit einem Nicken auf die Papiere, die sie ihm zugeschoben hatte. »Und was hast du da?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete er. »Eine echt lange Liste von allem möglichen Zeugs. Ich hab sie schon zur Hälfte

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