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Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Titel: Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Sue Park
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hinausgeschleudert und schließlich von einem Boot gerettet worden. Er lebte noch viele Jahre in hohem Ansehen. Er wurde von allen geliebt und nach seinem Tode betrauert.«
    »Vom Großen Erdbeben verschluckt?«, wiederholte Dan.
    »Ja, am 7. Juni 1692«, erklärte Lester. »Es war ein riesiges Erbeben, gefolgt von Flutwellen und Nachbeben. Angeblich fiel Lewis Goldy wie viele andere in einen Spalt. Die meisten starben, als sich der Riss durch die Nachbeben wieder schloss. Aber er wurde irgendwie herauskatapultiert und landete weit draußen im Meer.«
    »Mann, der hat ja was mitgemacht!«, staunte Dan.
    Lester grinste. »Hab mir gedacht, dass euch das interessieren würde.«
    »Ein Wunder, dass er das überlebt hat!«, bemerkte Amy.
    »Das Erbeben hat zwei Drittel der Stadt zerstört«, erzählte Lester. »Ihr werdet vielleicht auf der Hinfahrt bemerkt haben, wie ruhig es jetzt hier ist. Port Royal ist heute nur noch ein kleines Fischerdorf.«
    »Das muss ja ein Wahnsinns-Erdbeben gewesen sein«, meinte Nellie.
    »Bestimmt waren die Wellen schuld an der Zerstörung. Wie bei einem Tsunami. Die haben den Ort einfach überschwemmt.«
    »Nah dran«, erwiderte Lester. »Aber ganz so war es nicht. Die Stadt war auf Sand gebaut. Das Erdbeben und die Flutwellen haben den Grund dermaßen destabilisiert, dass fast die ganze Stadt von Treibsand verschluckt wurde.«
    Dan blieb vor Staunen der Mund offen stehen. »Eine ganze Stadt? Wow!«
    »Jetzt heißt sie die Versunkene Stadt . Sie liegt ungefähr in dieser Richtung.« Lester zeigte nach Nordosten. »Ich stelle öfter mal Nachforschungen für das Ausgrabungsteam an und deswegen weiß ich, dass die Versunkene Stadt die ergiebigste Ausgrabungsstätte der Karibik ist – ach was, eigentlich der gesamten westlichen Hemisphäre. Man stelle sich das vor: Eine ganze Stadt aus dem 17. Jahrhundert liegt vollständig erhalten unter Wasser!«
    Amy fand seine Begeisterung ansteckend. Sie hatte Geschichtliches schon immer fasziniert, aber Lester ließ sie merken, dass es hier nicht nur um Daten, Orte und Namen ging. Die Vergangenheit lebte und umgab ihn jeden Tag.
    »Außerdem liegen noch mehrere Schiffe auf Grund«, erklärte er weiter. »Sie werden von Profi-Teams vorsichtig geborgen.«
    Amy hörte aufmerksam zu. »Können wir da hin? Können wir bei den Ausgrabungen zusehen?«
    Grace , dachte sie. Miss Alice hat gesagt, Grace habe hier viel Zeit verbracht. Vielleicht hat sie nach Dingen gesucht, die mit Anne Bonny oder Nanny in Verbindung stehen. Ein Ausgrabungsort – wenn das nicht der perfekte Ort war, um herauszufinden, wonach sie suchen sollten …
    »Ihr würdet euch dort gerne mal umschauen?« Lester lächelte noch breiter als sonst. »Normalerweise dürfen da keine Touristen hin, aber ich will mal sehen, was ich machen kann«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
    Dan strahlte ihn an. »Lester, du rockst!«
    Lester lachte nur noch mehr. »Danke. Aber eigentlich mag ich lieber Reggae.«
    »Na schön«, erwiderte Dan fröhlich. »Lester, du reggaest !«
    Auf ihrem Weg nach Port Royal bewunderte Amy zum hundertsten Mal die außergewöhnliche Farbe des Meeres.
    »Az-tür-pfau-mel«, flüsterte sie versunken vor sich hin.
    Dann blinzelte sie, als wäre sie gerade aus einem Traum erwacht. Sie nahm den Vergrößerungsspiegel und den schmalen Goldstreifen aus ihrem Rucksack.
    »Was ist?«, fragte Dan. »Haben wir was vergessen?«
    Amys Augen leuchteten. »Ich hab’s!«, freute sie sich. »Es sind gar keine ganzen Worte. Es sind Abkürzungen.« Sie kramte erneut in ihrem Rucksack und holte einen Stift und ihr kleines Notizbuch heraus.
    »Sieh mal«, sagte sie und schrieb:
    EKTOMALUJA
    EK – Ekaterina
    TOMA – Tomas
    LU – Lucian
    JA – Janus
    »Cool!«, jubelte Dan. »Das muss es sein!« Gleich darauf zog er aber schon wieder ein enttäuschtes Gesicht. »Klar, wir haben zwar herausbekommen, was es bedeutet, aber wir wissen immer noch nicht, was wir damit anfangen sollen.« Er schlug sich mit der Faust in die Handfläche. »Das ist so frustrierend!«
    Amy packte den Goldstreifen wieder weg. »Ich weiß«, tröstete sie ihn. »Aber zwei Schritte vor und einen zurück ist trotzdem ein Fortschritt.«
    Doch das ließ Dan nicht gelten. »Kein Schritt zurück wäre besser«, brummte er.
    Die Versunkene Stadt Port Royal war eine archäologische Grabungsstätte, keine Touristenattraktion. Die Arbeiten erfolgten hauptsächlich in einer halbrunden Wellblechhütte in der Nähe des Hafens. Das

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