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Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Titel: Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Sue Park
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sie.
    Nellie schenkte ihr einen eiskalten Blick. »Das werden wir ja noch sehen«, sagte sie und stolzierte davon.

Fünfzehntes Kapitel

    »Lester, kann ich dich kurz sprechen?«
    Nellie trat zu Lester, der gerade die Schatulle vorsichtig wieder auf der Plastikhülle ablegte.
    »Sicher«, antwortete er. »Was gibt es denn?«
    Nellie berührte ihren Schlangen-Nasenring. Die Sache war furchtbar kompliziert … Wie sollte sie ihm all das erklären? Wo sollte sie anfangen?
    Am Anfang natürlich. Bei Grace. Alles hatte mit Grace begonnen.
    »Grace hat sich sehr für die Ausgrabungen interessiert, oder?«, erkundigte sich Nellie.
    »Oh, ja«, erwiderte Lester mit einem Lächeln. »Sie hat sich für alles interessiert, was mit dem alten Jamaika zu tun hat. Ich erinnere mich an die Zeit, als sie hier war. Damals war ich noch ein kleiner Junge. Sie hat meine Großmutter nach den alten Geschichten ausgefragt und Grandma hat nur zu gerne erzählt. Ich saß oft dabei und habe zugehört. Vielleicht wurde da mein Interesse für Geschichte geweckt.«
    »Wusste Grace, dass du an dem Projekt mitarbeitest?«
    »Ja, klar. Sie hatte mir ja die Stelle besorgt. Sie hatte eine Universität in den USA ausfindig gemacht, die sich mit der Historischen Gesellschaft von Jamaika zusammenschloss, um die Versunkene Stadt zu bergen. Sie hatte eine großzügige Schenkung gemacht« – wieder lächelte er – »und mir ein Bewerbungsgespräch vermittelt, um hier als Wissenschaftler arbeiten zu können. Und jetzt habe ich eine volle Stelle im Archiv und bin zusätzlich Berater für das Projekt.«
    Nellie nickte. Grace hatte mal wieder einmal an alles gedacht.
    Lester runzelte die Stirn. »Sie hat sich immer mal wieder bei mir erkundigt, wie es mit dem Projekt läuft. Ob wir etwas Interessantes gefunden hätten. Ich habe dann mehrere Monate nichts mehr von ihr gehört. Warum hab ich mich nur nicht selbst mit ihr in Verbindung gesetzt …?«
    Er sah traurig aus.
    Beide schwiegen einen Moment, in Gedanken bei Grace.
    Nellie berührte ihn am Arm. »Lester, ich glaube, wir wissen etwas über Grace, das du nicht weißt«, begann sie. »Grace war aus einem bestimmten Grund an diesem Projekt interessiert. Sie hoffte, dadurch etwas zu finden.«
    Lester sah sie neugierig an. »Was meinst du?«
    »Das hört sich jetzt vielleicht verrückt an«, erklärte Nellie, »aber wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob sie wusste, wonach sie suchte. Jedenfalls aber ist sie im Laufe der Jahre auf verschiedene Hinweise gestoßen. Sie ist gestorben, bevor sie ihre Suche beenden konnte, und jetzt machen Amy und Dan da weiter, wo sie aufgehört hat. Und ich auch.«
    Lester schien ein wenig verwirrt, ahnte aber nicht, was jetzt kommen würde. »Okay, und was hat das alles mit mir zu tun?«, fragte er.
    Nellie atmete tief durch. »Die Sache war Grace sehr wichtig«, fuhr sie fort. »Und es sollte alles geheim bleiben – sie wollte, dass so wenige Personen wie möglich davon wissen. Also, was ich sagen will, ist: Wir brauchen die Schatulle.« Sie wies mit einem Kopfnicken zu dem Tisch. »Wir nehmen an, dass Grace genau danach gesucht hat. Wir müssen sie mitnehmen« – sie hob die Hand, um Lesters Einwände abzuwehren – »aber wir möchten gern einen Deal dafür aushandeln.«
    Sie redete einfach weiter, bevor Lester etwas entgegnen konnte. »Wir glauben, dass wir einen Teil der Dinge besitzen, die benötigt werden, um die Schatulle zu öffnen. Wenn du sie uns mitgibst und wir es schaffen, sie aufzumachen, bekommst du sie wieder zurück und wir verraten dir, wie sie funktioniert.«
    Sie sah ihm fest in die Augen.
    Er muss Ja sagen, er muss einfach .
    Wenn nicht, würden die Leute, für die sie arbeitete, extrem unzufrieden sein. Und mit denen war nicht zu spaßen, wenn sie unzufrieden waren.
    Lester sah zur Schatulle auf dem Tisch. Dann warf er einen Blick ans andere Ende der Hütte, wo einer seiner Kollegen an einem Computer arbeitete. Wahrscheinlich sein Chef. Er betrachtete noch einmal das Schmuckkästchen, dann sah er zu Nellie.
    Sie stand einfach nur da und wartete.
    »Okay, hier sind meine Bedingungen«, verkündete er schließlich. »Grace hat mir und Grandma unendlich viel bedeutet. Bevor ihr hier aufgetaucht seid, war ich der Überzeugung, dass es nichts gibt, was ich nicht für sie tun würde.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich habe mich getäuscht. Ich kann das nicht tun. Ich kann euch die Schatulle nicht geben. Nicht nur, weil ich dann meinen Job verlieren

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