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Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Titel: Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Sue Park
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Häuschen bestand aus einem einzigen großen Raum, dessen Längswände von langen Tischen gesäumt wurden. Etwa ein halbes Dutzend Menschen arbeiteten an diesen Tischen oder an Computern. Im mittleren Gang häuften sich unter Abdeckplanen seltsame Gegenstände. Es war unmöglich, zu sagen, was das für Gegenstände waren: Alles war mit demselben braun-grau-grünen Überzug bedeckt.
    Amy bekam eine Gänsehaut. Diese Farben – Rost, Seepocken und Algen – konnten nur bedeuten, dass all diese Dinge unterhalb der Meeresoberfläche gefunden worden waren. Entweder in der Versunkenen Stadt oder auf Schiffen …
    »Hier wird versucht, fünf Gebäude zu bergen, die im Treibsand begraben liegen und überraschend gut erhalten sind«, erklärte Lester. »Auf den Zeichnungen an den Wänden könnt ihr sehen, wie diese Häuser mal ausgesehen haben.«
    »Kommen ein paar dieser Sachen auch von Piratenschiffen?«, fragte Amy.
    »Gut möglich«, antwortete Lester. »An den Schiffen selbst arbeiten wir nicht. Das machen private Bergungsunternehmen. Aber Port Royal war lange Zeit ein Piratennest. Wir werden es vielleicht nie mit Sicherheit sagen können, aber einige Artefakte aus diesen Häusern werden wahrscheinlich auch Piraten gehört haben.«
    Amy warf Dan einen bedeutungsvollen Blick zu. Etwas, das Anne Bonny in den Händen gehalten hatte, könnte sich in diesem Raum befinden.
    »Schaut euch ruhig um«, ermunterte Lester sie. »Aber fasst bitte nichts an. Ich beantworte gern all eure Fragen. Auf dieser Seite« – er deutete auf die linke Wand – »werden größere Gegenstände restauriert, und auf der rechten Seite die kleineren.«
    Amy und Dan eilten ohne zu zögern zur rechten Längsseite der Hütte. Drei Personen arbeiteten an den langen Tischen mit den verschiedensten Geräten. Manche davon sahen aus wie die kleinen Kratzer und Spatel beim Zahnarzt. Zudem gab es Vergrößerungsgläser, Juwelierlupen und sogar ein Mikroskop. Und überall lagen Bürsten und Pinsel in verschiedenen Größen, von der Spülbürste bis zum feinsten Haarpinsel.
    Eine Frau arbeitete gerade an einer Art Schüssel, eine andere versuchte, ein stark verschmutztes Besteck zu reinigen. Amy schritt langsam den Raum ab und blieb hier und da stehen, um sich die Arbeiten anzusehen. Es war eine mühselige Prozedur, soviel war klar. Es dauerte wahrscheinlich Tage, allein eine Gabel zu säubern.
    »Wir wenden zuerst mechanische Reinigungsmethoden an«, erklärte Lester weiter. »Das heißt, wir versuchen die Objekte per Hand zu säubern. Erst wenn wir damit keine Fortschritte erzielen, nimmt man Chemikalien. Aber das ist riskant. Wenn man nicht erkennen kann, aus welchem Material die Dinge sind, weiß man nicht, wie das Stück reagiert, wenn man es in ein Lösungsbad legt. Also ist es wirklich der allerletzte Ausweg und das Verfahren wird ausschließlich an der Universität angewandt. Hier wird nur mechanisch gereinigt.«
    Amy kam bei den letzten beiden Tischen an. Auf einem lagen Gegenstände ausgebreitet, die bereits gereinigt waren. Jedes Stück war in einem wiederverschließbaren und nummerierten Plastikbeutel verwahrt. Auf dem anderen Tisch befanden sich Gegenstände, die chemisch gereinigt werden mussten. Sie waren sehr stark verkrustet.
    Amy besah sich die gereinigten Objekte. Die meisten waren offenbar zerbrochene Tonscherben. In einer der Tüten befand sich ein Krug, von dem mehrere Stücke fehlten. In einer anderen war eine hübsche Silberschatulle zu sehen, die mit schnörkeligen Mustern bedeckt war. Dann gab es zwei beinahe unbeschädigte Zinnteller und daneben mehrere Glasflaschen, eine Sammlung Tonpfeifen und mindestens ein Dutzend Löffel, alle einzeln in Tüten verpackt.
    Dan stand nun neben ihr. »Keine Ahnung, wie wir hier je etwas finden sollen«, seufzte er.
    Er blickte mit hoffnungsloser Miene auf die angehäuften Objekte in der Mitte des Raums.
    »Moment mal«, sagte er plötzlich. »Wir wissen zwar nicht genau, was es ist, aber wir wissen, dass es etwas mit den Wappentieren der Familienzweige zu tun hat. Vielleicht sollten wir also nach Bären, Wölfen und Schlangen Ausschau halten.«
    Dans Worte hatten in Amy einen Gedanken geweckt und sie ließ den Blick von den Löffeln zu der silbernen Schatulle zurückgleiten.
    Diese war überall mit Gravuren versehen, nicht nur oben, sondern auch an den Seiten. Die Prägungen erschienen vollkommen willkürlich. Es waren keine Wölfe oder Bären. Natürlich nicht, das wäre zu einfach gewesen. Es

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