Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik
und Natalie standen schon in der Kabine und die Türen schlossen sich. Isabel stand mit den beiden Männern allein da.
Nellie raunte Lester zu: »Renn weg! Und lass sie auf keinen Fall an die Schatulle! Wir halten sie auf.«
Lester schien etwas sagen zu wollen, aber Isabel durchschritt schon den Raum, mit ihren Begleitern im Schlepptau.
Dan hielt immer noch Saladin im Arm. Auf einmal hielt er Isabel und den zwei Männern die Katze entgegen. » ZURÜCKBLEIBEN ! «, schrie er. »Dieser Kater ist gefährlich! Er hat, äh … feline spongiforme Halitosis! Für Menschen lebensbedrohlich!«
Saladin spielte mit, indem er mit ausgefahrenen Krallen um sich schlug und wütend fauchte. Ihm schien zu missfallen, dass ihm eine Krankheit angedichtet wurde, auch wenn es diese gar nicht gab.
Isabel blieb abrupt stehen und die beiden Männer stolperten in sie hinein. Sie stieß mit dem Kopf gegen die Schulter eines der Riesen, schrie vor Schmerz auf, fasste sich an die Stirn und wankte.
Es war nur eine Verzögerung von Sekunden, aber es reichte aus.
»Bitte, Lester!«, flehte Amy. »Lauf los!«
Lester schüttelte entsetzt den Kopf, dann rannte er aber trotzdem über die Restaurantterrasse nach draußen. Kurz darauf sah Amy durchs Fenster, wie er durch den Regen am Strand entlang zur Wellblechhütte der Archäologen eilte.
Gerade in diesem Augenblick öffneten sich die Aufzugtüren und Natalie und Ian traten heraus.
Isabel schüttelte den Kopf. »Typisch!«, schimpfte sie. »Wo wart ihr denn so lange? Hugo, Anton, steht da doch nicht so blöd rum! Verfolgt den Mann! Und bringt mir das, was er da bei sich hat. Da entlang!« Sie deutete auf die Restauranttür.
Dan setzte Saladin rasch in dessen Tragebox und rannte seiner Schwester und Nellie hinterher, die bereits durch die Tür verschwunden waren. Hugo und Anton setzten den dreien nach.
Ein Orkan . Das war alles, was Nellie durch den Kopf schoss, als sie die Restaurantterrasse betrat. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht und schon nach ein paar Schritten war sie triefend nass. Das Au-Pair-Mädchen hatte noch nie einen Orkan erlebt. Sie hatte immer nur Bilder im Fernsehen gesehen. Aber wenn das hier kein Orkan war, dann wollte sie einem echten nicht auf tausend Kilometer Entfernung begegnen.
Sie rannten über die Terrasse, an deren Ende flache Stufen zum Strand hinabführten.
»Hier entlang!«, schrie Amy.
Sie wandten sich nach rechts und nach einiger Zeit konnten sie weit draußen am Strand Lesters Gestalt verschwommen wahrnehmen. Der Strand war sehr breit, denn das Wasser hatte sich zurückgezogen. Doch die hereinbrechenden Wellen wurden mit jedem Mal größer.
Wie konnten sie Isabels Schlägerduo unter diesen Bedingungen am besten aufhalten? Nellie riskierte einen kurzen Blick über die Schulter.
» HEY !«, brüllte sie, um das Heulen des Windes zu übertönen.
Hugo und Anton waren nicht mehr hinter ihnen.
»Die sind bestimmt vorne raus!«, schrie Dan. »Die wollen ihm den Weg abschneiden!«
»Wir müssen zuerst bei ihm sein!«, schrie Nellie zurück. Sie versuchte nachzudenken. Sie werden vor uns da sein, weil sie den Weg über die Straße genommen haben, anstatt durch den nassen Sand zu stapfen. Lester hatte einen guten Vorsprung. Aber wenn er an der Wellblechhütte ankommt, was passiert dann? Wir können sie nicht einholen .
Sie hetzten über den Strand. Lester war schon fast bei der Hütte angekommen.
»Schneller!«, trieb Amy die anderen an und spurtete voran.
Nellie hatte gemeint, sie würde bereits so schnell rennen wie sie konnte, aber als sie Amy so voranpreschen sah, legte auch sie noch einen Zahn zu.
Auf einmal blieb Lester stehen. Nellie wusste sofort, was das bedeutete: Er hatte entweder Hugo oder Anton erblickt.
Und tatsächlich drehte Lester sich um und begann, in ihre Richtung zurückzurennen. Hinter ihm erkannte Nellie einen der beiden Muskelprotze. Aber wo war der andere?
Ein paar Sekunden später bekam sie die Antwort auf ihre Frage: Der zweite Mann tauchte kurz vor ihnen am Strand auf. Lester war nun zwischen den beiden Riesen gefangen und sie näherten sich ihm rasch. Er lief noch ein paar Meter auf sie zu, dann schlug er zu Nellies Überraschung einen Haken und lief nach rechts.
Direkt auf das Meer zu .
»Was macht er denn da?«, schrie Dan.
Hugo und Anton rannten Lester sofort hinterher, dicht gefolgt von der Cahill-Gang. Jetzt erst erkannte es Nellie, trotz des strömenden Regens: Lester rannte, die Schatulle fest an die Brust
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