Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht
jedes Cahill-Familienzweigs anwesend ist. Bitte zur Netzhauterkennung an den Spiegel treten. Ekaterina?«
»Wenn ich bitten darf«, sagte der vor dem Aufzug stehende Alistair. Es folgte ein kurzes Geschiebe und Gedränge, dann sah Amy, wie Mary-Todd aus- und Alistair einstieg.
Der Aufzug piepte erneut.
»Bestätigt. Janus?«
»Aus dem Weg«, sagte Jonah.
Amy konnte nichts sehen, aber sie nahm an, er zog Madison und Reagan aus dem Aufzug und drängte selbst hinein.
»Bestätigt«, sagte die Computerstimme. »Lucian?«
»Anwesend«, sagte Ian.
Er musste sich vor den Augenscanner gestellt haben, denn die Stimme sagte: »Bestätigt. Tomas?«
»Oh, nein«, wandte Eisenhower ein. »Es sind zwei Lucians in diesem Aufzug, weil Natalie sich da hinten versteckt. Das ist nicht fair. Einer von euch muss raus.«
»Ist es etwa fair, dass hier zwei Holts sind?«, fragte Alistair. »Du und Hamilton?«
»Das ist etwas anderes«, meinte Eisenhower.
Während Eisenhower sich noch beschwerte, trat Hamilton vor den Spiegel.
»Bestätigt«, sagte die Stimme. »Madrigal?«
»Was?«, stieß Alistair hervor. »Die Madrigals sind kein Cahill-Familienzweig!«
»Madrigals?« Das war Eisenhower. »Die sind böse!«
»Alle hassen die Madrigals!«, rief Ian.
Die Stimmen überschlugen sich. Empörung und Wut stiegen mit jedem Wort. Es war das höchste Maß an Einvernehmen, das die Cahills in den letzten 500 Jahren gezeigt hatten.
Abgesehen von dem Abend, an dem die anderen Zweige sich verbündeten, um meine Mutter und meinen Vater zu töten , dachte Amy verbittert. Sie spielte mit dem Gedanken, zu brüllen: »Ich hasse die Madrigals auch!«, nur um die anderen aus dem Konzept zu bringen.
»Dan hat mir in China gesagt, er wäre ein Madrigal«, verkündete Jonah, und seine Bühnenstimme schnitt durch das Geschrei der anderen. »Willst du das noch mal behaupten? Glaubst du, du kannst den Aufzug täuschen?«
Lüge, Dan , bat Amy in Gedanken ihren Bruder. Streite es ab. Handle. Die Wahrheit ist noch zu gefährlich. Sie war in die hintere Ecke des Aufzugs gedrückt und konnte Dan noch nicht einmal sehen. Sie hoffte nur, er stand nahe genug an dem Spiegel, um sich etwas auf die Zehenspitzen zu stellen und den Netzhautscanner unbemerkt auszulösen.
»Ich bin ein Madrigal.« Dans Stimme erklang forsch aus dem vorderen Teil des Aufzugs. »Meine ganze Familie besteht aus Madrigals. Selbst Nellie ist eine Madrigal. Aber es ist nicht so, wie ihr denkt. Wir sind …«
Er wollte es erklären. Amy dachte, ihr Herz müsste zerspringen, als sie ihrem Bruder zuhörte. Er war so mutig.
Und so dumm.
Das Gemurmel bekam nun einen dunklen, bedrohlichen Ton.
»Nein!«, kläffte Eisenhower. Seine Stimme war lauter als die der anderen. Er stand vorn an der Tür, hatte sich aber umgewandt. »Ich bin nicht mit Madrigals in einer Mannschaft! Ich weigere mich!«
Die anderen duckten sich vor Eisenhowers Zorn und Amy konnte über sie hinwegschauen. Sie sah, wie Eisenhower Dan packte und hochhob, als wolle er ihn aus dem Aufzug werfen.
»Nein!«, schrie Amy und drängte nach vorn.
Aber ihr Schrei ging in der Ankündigung der Computerstimme unter: »Bestätigt. Alle anwesend und erkannt.«
Eisenhower musste Dan genau im richtigen Winkel vor den Netzhautscanner gehalten haben.
Das schien Eisenhower aus dem Konzept zu bringen, denn er trat einen Schritt zurück und mit einem Fuß aus dem Aufzug.
Dann ging alles sehr schnell.
Nellie schob sich an Mary-Todd vorbei und stach Eisenhower irgendetwas in den rechten Arm. Amy sah etwas Silbernes aufblitzen. Setzte Nellie etwa ihren Schlangen-Nasenring als Waffe ein?
Nellie schrie: »Lass Dan los!«, und der Pilot zog an Eisenhowers linkem Arm.
»Sir, bitte Sir …«, stammelte der Pilot.
Sind die verrückt? , fragte sich Amy. Glauben die ernsthaft, sie können Eisenhower Holt mit einem Schlangenring und gutem Benehmen zu Leibe rücken?
Aber Eisenhower ließ Dan mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden fallen. Er trat seinen Angreifern entgegen. Er packte Nellie mit der rechten und den Piloten mit der linken Hand und schleuderte sie aufeinander zu, als wolle er ihre Köpfe zusammenprallen lassen.
»Nellie!«, schrie Amy und versuchte sich erneut nach vorne zu schieben. Sie hatte keine Ahnung, wie sie helfen sollte, aber sie würde es versuchen.
Es war zu spät.
Nicht etwa, weil Nellie verletzt gewesen wäre.
Nicht etwa, weil Nellie sich gerettet hätte.
Es war zu spät, weil sich genau in diesem Moment die
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