Die 4 Frau
ermordet aufgefunden. Offenbar wurde sie das Opfer eines missglückten Einbruchs. Die Stieftochter der Ermordeten, Caitlin (15), fand die Leiche ihrer Stiefmutter im Wandschrank des Schlafzimmers, als sie von der Schule nach Hause kam. Dr. O'Malley, ein anerkannter Allgemeinarzt und langjähriger Bürger unserer Gemeinde, wird vermisst.
Polizeichef Peter Stark forderte heute Nachmittag die Menschen, die sich vor dem Polizeigebäude versammelt hatten, zur Besonnenheit, aber auch zu erhöhter Wachsamkeit auf.
»Es scheint gewisse Ähnlichkeiten zwischen den jüngsten Mordfällen zu geben«, sagte Stark. »Ich kann jedoch keine näheren Erklärungen abgeben, da dies die laufenden Ermittlungen gefährden würde. Aber ich kann Ihnen mein Wort geben, dass meine Truppe nicht ruhen wird, bis der Mörder gefasst ist.«
Auf Fragen von Journalisten erklärte Chief Stark: »Dr. O'Malley wurde zuletzt gegen Mittag gesehen. Er hatte die Praxis verlassen, um Mittagspause zu machen, kehrte aber nicht mehr zurück und meldete sich auch nicht telefonisch. Er gilt derzeit nicht als verdächtig.«
Ich rollte die Zeitung zusammen und starrte mit leerem Blick auf die hübschen pastellfarbenen, mit Schindeln verkleideten Häuser in der Sea View Avenue hinaus. Mein Cop-Instinkt schlug Alarm. Doch ich war ein Cop ohne Fall, ein Cop ohne Job. Ich wollte nichts über Mordfälle lesen. Ich wollte Informationen aus erster Hand.
Ich räumte die Utensilien auf, die ich zum Polieren des Wagens benutzt hatte, ging ins Haus und ließ mir von der Telefongesellschaft eine Konferenzschaltung einrichten.
Ich hatte plötzlich Sehnsucht nach den Mädels.
44
Die Vermittlung verband mich zuerst mit Claire, bei deren sanfter Stimme mir gleich warm ums Herz wurde.
»Hi, Schätzchen. Schon ausgeschlafen? Kriegst du auch ein bisschen Farbe im Gesicht?«
»Ich geb mir ja Mühe, Butterfly, aber in meinem Kopf geht es rund wie auf einem Karussell.«
»Vergeude bloß nicht deine wohlverdiente Auszeit, Lindsay, ich bitte dich. Mein Gott, was würde ich nicht geben für ein paar freie Tage.«
Cindy klinkte sich in die Konferenz ein. Wie üblich vibrierte ihre jugendliche Stimme vor Energie. »Ohne dich ist es einfach nicht dasselbe, Linds. Echt saublöd.«
»Ich wünschte, ihr zwei wärt hier«, sagte ich zu meinen Freundinnen. »Blauer Himmel, gelber Sand – und übrigens, Joe hat mich neulich besucht und ist über Nacht geblieben.«
Cindy wusste von ihrem zweiten Date mit dem Eishockeyspieler zu berichten, was wir mit anerkennenden Pfiffen kommentierten, und dann steuerte ich noch meine Geschichte von Keith, dem strohblonden Typ von der Tankstelle, bei.
»Er ist Mitte, Ende zwanzig, schätze ich, Typ Brad Pitt. Und er hat mich doch tatsächlich angebaggert.«
»Ihr gebt mir echt das Gefühl, eine stinklangweilige verheiratete Matrone zu sein«, sagte Claire.
»Ich würde mich liebend gerne so langweilen wie du dich mit deinem Edmund«, erwiderte Cindy. »Das kannst du mir glauben.«
Das Lachen und die Frotzeleien gaben mir das Gefühl, mit den anderen im lauschigen Halbdunkel an unserem Stammtisch im Susie's zu sitzen.
Und wie wir es im Susie's regelmäßig taten, gerieten wir bald ins Fachsimpeln.
»Was sagst du denn zu diesen Morden da unten, von denen ich gehört habe?«, fragte Claire.
»Ach, herrje – die Stadt flippt langsam aus. Vor ein paar Wochen wurde ein junges Paar getötet – und heute Morgen ist keine Meile von hier eine Frau ermordet worden.«
»Ich hab's im Ticker gelesen«, sagte Cindy. »Blutige Angelegenheit.«
»Ja. Sieht allmählich nach einem Serienkiller aus – und was mich wirklich nervt, ist, dass ich rein gar nichts
tun
kann. Ich hasse es, wenn ich nicht auf dem Laufenden bin.«
»Na, dann wird dich diese kleine Insider-Info womöglich interessieren«, sagte Claire. »Das hab ich aus der Pathologen-Mailingliste. Dieses Paar, das vor ein paar Wochen in Crescent Heights ermordet wurde – die Opfer wurden
ausgepeitscht
.«
Ich glaube, ich war einen Moment lang völlig weggetreten –ich musste sofort an John Doe Nr. 24 denken.
Auch er mit durchschnittener Kehle aufgefunden, auch er ausgepeitscht
.
»Sie wurden ausgepeitscht? Claire, bist du dir da sicher?«
»Absolut sicher. Rücken und Gesäß.«
In diesem Moment gab es einen Piepton in der Leitung, und der Name, den ich auf der Anruferanzeige las, war wie ein Anschlag der Vergangenheit auf die Gegenwart. Ich sagte: »Bleibt in der Leitung, Mädels«, und
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