Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
Vom Netzwerk:
gepflegten Rasen der Civic Center Plaza.
    Nach dem düsteren Inneren des Gerichtsgebäudes blendete mich die strahlende Sonne. Und wie üblich seit Beginn meines Prozesses war die McAllister so voll gepackt, dass mir die Reporterscharen und die am Straßenrand parkenden Übertragungswagen vollkommen die Sicht versperrten.
    Es ging zu wie beim Prozess gegen O. J. Simpson. Die gleiche irrsinnig aufgeheizte Atmosphäre, in der die Wahrheit nur untergehen konnte, egal wie sie lauten mochte. Dieser Prozess war allerdings nicht von weltweitem Interesse. Den Medien ging es allein um Zuschauer, Quoten und Werbeeinnahmen. Wie auch immer, heute stand ich jedenfalls im Mittelpunkt des Geschehens.
    Kaum hatten sie mich gesehen, da stürzten sie sich schon auf mich wie die blutgierige Meute auf das Kaninchen. Mickey hatte sein Statement parat, aber er kam gar nicht dazu, es zu verlesen.
    »Was denken Sie, wie lange die Geschworenen brauchen werden, Mr. Sherman?«
    »Ich weiß es nicht, aber ganz gleich, wie lange es dauern wird, ich bin sicher, sie werden Lieutenant Boxer in allen Punkten für nicht schuldig befinden.«
    »Lieutenant Boxer, wenn die Geschworenen zu Ihren Ungunsten entscheiden sollten –«
    »Das ist äußerst unwahrscheinlich«, antwortete Yuki an meiner Stelle.
    »Ms. Castellano, dies ist Ihr erster wirklich großer Fall. Wie beurteilen Sie selbst Ihren Auftritt?«
    Fünf Meter weiter bildete sich eine zweite Menschentraube um Mason Broyles, seine Mandanten und seine Stellvertreter. Alle Objektive richteten sich auf Sam Cabot, als die Krankenschwester seinen Rollstuhl die hölzerne Rampe hinunterschob und ihn in einen wartenden Van verfrachtete. Die Reporter liefen ihm nach und bombardierten den Jungen mit Fragen, während sein Vater ihn nach Kräften abzuschirmen suchte.
    Ich entdeckte Cindys Gesicht in der Menge. Mühsam bahnte sie sich ihren Weg durch die dichte Menge zu mir. Und das war der Grund, weshalb ich nicht so sehr auf Mickey achtete, als er einen Anruf auf dem Handy entgegennahm.
    Dann spürte ich seine Hand auf meiner Schulter. Sein Gesicht war aschfahl.
    »Ich habe gerade einen Anruf aus dem Gericht bekommen«, schrie er mir ins Ohr. »Die Geschworenen haben noch zwei Fragen.«
    Wir drängten uns durch die Menge und kämpften uns bis zu Mickeys Wagen vor, der am Straßenrand wartete. Yuki und ich stiegen hinten ein, während Mickey vorne neben dem Fahrer Platz nahm.
    »Was wollten sie wissen?«, fragte Yuki, sobald wir die Türen zugeschlagen hatten. Der Wagen rollte langsam durch die Menschenmenge, in Richtung Redwood Alley
    »Sie wollen die Beweisunterlagen zu Lindsays Blutalkoholgehalt sehen«, antwortete Mickey, indem er sich zu uns umdrehte.
    »Mein Gott«, erwiderte Yuki. »Wie können sie sich immer noch damit aufhalten?«
    »Was weiter?«, fragte ich ungeduldig. »Sie sprachen doch von zwei Fragen.«
    Ich sah, wie Mickey zögerte. Er wollte es mir nicht sagen, aber es blieb ihm nichts anderes übrig.
    »Sie wollten wissen, ob es eine Obergrenze für die Summe gibt, die sie den Klägern zuerkennen dürfen«, sagte er.
103
    Die Antwort war wie ein Schlag in die Magengrube, und von dort strahlte der Schock in meinen ganzen Körper aus. Mein Magen sackte in den Keller, und die Galle kam mir hoch. Ich hatte mir durchaus schon vorgestellt, wie es wäre, wenn ich verlieren sollte, aber nur in Form eines abstrakten, unrealistischen Szenarios meines Lebens »danach«: gelegentliche Auftritte bei Straßenfesten, ansonsten vor irgendeinem Strandhaus auf der Terrasse sitzen und ein gutes Buch lesen, alles ganz wunderbar. Aber wie es sich wirklich
anfühlte
, zu verlieren, das hatte ich nicht einkalkuliert.
    Neben mir jammerte Yuki: »O Gott, das ist alles nur meine Schuld. Ich hätte nicht sagen dürften: ›Befinden Sie sie nur in dem Punkt für schuldig, dass sie eine gute Polizistin ist, bla, bla, bla.‹ Es war reine Effekthascherei! Ich dachte, es ist gut, aber es war völlig daneben.«
    »Sie waren sehr gut«, sagte ich mit bleischwerer Stimme. »Diese Sache hat nichts mit dem zu tun, was Sie gesagt haben.«
    Ich schlang die Arme um die Brust und ließ den Kopf hängen. Mickey und Yuki unterhielten sich. Ich hörte Mickey sagen, dass noch nicht aller Tage Abend sei, doch die Stimme in meinem Kopf klang wie eine kaputte Schallplatte, die immer und immer wieder ein und dieselbe Frage wiederholte:
    Wie ist das möglich?
    Wie ist das möglich?
104
    Als ich mich wieder auf das Gespräch im Wagen

Weitere Kostenlose Bücher