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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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Sie nicht machen!
«
    Es war Andrew Cabot. Er war aufgesprungen und hielt die Rückenlehne des Stuhls vor ihm umklammert, auf dem Mason Broyles saß, kreidebleich und mit grimmiger Miene, ein geschlagener Mann.
    Broyles Bitte, die Geschworenen einzeln nach ihrem Urteil zu befragen, war wie ein Befehl, und die Richterin willigte ein.
    »Wenn Ihre Platznummer aufgerufen wird, sagen Sie dem Gericht bitte, wie Sie abgestimmt haben«, wies Richterin Achacoso die Geschworenen an.
    Und eine Stimme nach der anderen meldete sich:
    »Nicht schuldig.«
    »Nicht schuldig.«
    »Nicht schuldig...«
    Ich hatte den Ausdruck schon öfter gehört, aber ich weiß nicht, ob ich ihn bis zu jenem Augenblick wirklich verstanden hatte. Meine beiden Anwälte und ich lagen uns in den Armen, und ich empfand eine so grenzenlose Erleichterung, dass es mir wie eine andere Dimension vorkam. Vielleicht war dieses Gefühl ausschließlich für Momente der Erlösung reserviert, für Augenblicke wie diesen.
    Ich war frei, und ich schwebte wie auf Wolken.

Fünfter Teil
Alles bestens

106
    Der Himmel war trüb und grau, als ich mit Martha die Wohnung verließ und aus der Stadt hinaus fuhr. Ich schaltete das Autoradio ein und bekam gerade noch den Wetterbericht mit, den ich mit halbem Ohr anhörte, während ich mich im üblichen Stop-and-go-Tempo durch das Chaos des Berufsverkehrs quälte.
    Als ich so die Potrero Street entlangruckelte, musste ich an Chief Tracchio denken. Gestern, als wir uns im Präsidium getroffen hatten, hatte er mich gefragt, ob ich nicht wieder den Dienst antreten wolle, und mir war so kribbelig geworden, als hätte er mich um ein Rendezvous gebeten.
    Ich hätte ihm nur die Hand darauf geben müssen.
    Wenn ich es getan hätte, dann wäre ich an diesem Morgen ins Präsidium gefahren, um vor der versammelten Truppe eine aufmunternde Rede zu halten, mich auf den Papierberg auf meinem Schreibtisch zu stürzen und mir die ungelösten Fälle vorzunehmen, die dort auf mich warteten. Ich hätte wieder das Kommando übernommen.
    Aber obwohl der Chief mich unmissverständlich heftigst bedrängt hatte, hatte ich ihm einen Korb gegeben.
    »Ich habe noch ein bisschen Urlaub übrig, Chief. Und den brauche ich jetzt.«
    Er sagte, das verstehe er durchaus, aber wie konnte er das? Ich wusste selbst noch nicht, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass ich es wissen würde, wenn ich das Rätsel der Morde von Half Moon Bay gelöst hatte.
    Diese ungeklärten Mordfälle waren jetzt auch ein Teil von mir.
    Mein Bauch sagte mir, wenn ich nur das machte, worin ich gut war, wenn ich einfach dran bliebe und nicht locker ließe, dann würde ich dieses Schwein finden, das meinen John Doe und all die anderen auf dem Gewissen hatte.
    Und das war im Moment das Einzige, was für mich zählte.
    Ich nahm den Freeway 280 in Richtung Süden, und als ich die Stadt hinter mir hatte, ließ ich die Fenster herunter und suchte mir einen anderen Sender.
    Es war zehn Uhr vormittags, der Fahrtwind blies mir die Haare quer übers Gesicht, und auf 99,7 FM legte Sue Hall meine Lieblings-Oldies auf.
    »Es regnet nicht heute Morgen«, säuselte sie. »Es ist der erste Juli, ein wunderschöner grauer San-Francisco-Tag – die Stadt schwebt in einer schimmernden grauen Nebelwolke. Und seien wir doch ehrlich – gehört dieser Nebel nicht ebenfalls zu den Dingen, die wir an dieser Stadt so lieben?«
    Und dann perlte der perfekte Song aus den Lautsprechern: »Fly Like an Eagle«.
    Ich sang aus voller Kehle mit. Die Musik war wie Doping für mich – meine Stimmung schoss in die Höhe wie ein Wolkenkratzer.
    Ich war frei
.
    Dieser furchtbare Prozess war nur noch ein verschwindend kleiner Punkt im Rückspiegel, und plötzlich war meine Zukunft so frei und offen wie der Highway vor mir.
    Nachdem wir achtzehn Meilen gefahren waren, brauchte Martha eine Pinkelpause, und so bog ich auf den Parkplatz eines mexikanischen Schnellrestaurants in Pacifica ab. Es war eine Holzbaracke, in den Sechzigern aus dem Boden gestampft, als die Baubehörde gerade einmal nicht hingeschaut hatte; und so stand nun eines der geschmacklosesten Bauwerke der Welt an einer der schönsten Stellen der gesamten Pazifikküste.
    Im Gegensatz zum Highway, der zumeist ein gutes Stück weiter oben verlief, lag der Parkplatz des Fast-Food-Restau-rants praktisch auf Höhe des Meeresspiegels. Ein Steinwall trennte die Asphaltfläche vom Strand, und dahinter schien sich der tiefblaue

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